Zwei Söhne Teil 12+13


by Erzähler <Erzhel@gmx.de>

Zum besseren Verstehen der Geschichte lesen sie zuerst bitte die vorherigen Folgen.

Auch hier muss ich darauf aufmerksam machen, dass auf Grund der Gesetze, dieses Maerchen nur fuer Erwachsene bestimmt ist. Ich freue mich ueber jede Anregung und positive, aber auch kritische Bemerkungen. Ohne die Zustimmung des Autors darf die Geschichte nicht an anderen Stellen veroeffentlicht werden.

12. Thimmys Fehlzuendung

Es war der erste Freitag im Januar des Folgejahres. Thimmy und Micha hatten ein ganz wunderbares Weihnachtsfest mit ihrem Vati gefeiert. Ohne allzu grossen Pomp aber mit sehr vielen schoenen, gemeinsamen Schmusestunden am Kamin.

Thimmy und Micha sassen in ihrem Zimmer und machten Schularbeiten. Ihr Vater war ausserhalb beschaeftigt und wusste nicht genau, wann er zurueckkommen wuerde. Er hatte ihnen aber gesagt, dass er anrufen wuerde, wenn er zum Abendessen nicht kommen koenne.

Micha schaute besorgt aus dem Fenster und sagte: "Puh, da haben wir aber gleich eine Menge zu tun. So viel Schnee habe ich lange nicht mehr gesehen, ich glaube es noch gar nicht. Aber es hat jetzt wenigstens aufgehoert zu schneien. Ich brauche noch so ne halbe Stunde, dann bin ich mit den Schulaufgaben fertig. Wenn du dann auch fertig bist, dann werden wir uns erst mal frei schaufeln, sonst kommt Vati heute Abend gar nicht mehr rein. OK, Timmy."

Sein Bruder erwiderte "Ja ist in Ordnung, ich bin auch gleich fertig".

Nach einer viertel Stunde sagte Thimmy: "Ich bin fertig, ich warte unten auf dich."

Im Wohnzimmer machte Thimmy das Radio an und hoerte noch gerade: "Es ist weiterhin mit heftigen Schneefaellen zu rechnen. Dazu kommt ein starker Sturm. Es ist daher mit starken Schneeverwehungen zu rechnen."

Thimmy setzte sich noch etwas hin. Durch die Heizung war es zwar sehr schoen warm, aber es war noch schoener, wenn auch noch im Kamin Feuer brannte. Dann konnten sie die Heizung herunterdrehen und Öl sparen. Thimmy liebte diese Abende, wo sie gemeinsam mit Vati am Kamin sassen, Spiele machten oder auch einfach nur miteinander kuschelten.

Vati wird sich bestimmt freuen, wenn er wiederkommt und das Feuer schon an ist. Ich werde es schon mal anzuenden, ich hab ja oft genug gesehen, wie Vati das macht.< Thimmy stand auf und ging zum Kamin, >'Ihr duerft nicht alleine Feuer im Kamin anzuenden, dass ist zu gefaehrlich'. Ach ja, dass hatte Vati gesagt, aber das ist doch schon so lange her. Ich bin doch jetzt schon aelter und habe doch oft genug gesehen, wie Vati das macht; Ist doch ne Kleinigkeit. Oder? Ach, Vati wollte bestimmt, dass wir das erst ein paar mal sehen. Jetzt hat er bestimmt nichts mehr dagegen. Er wird sich bestimmt freuen.<

Thimmy machte alles genauso, wie er es immer gesehen hatte, wenn sein Vati Feuer im Kamin anzuendete. Ein kleines bisschen von dem Brennspiritus darueber, und jetzt nur noch anzuenden. Vorsichtig, wie es sein Vati auch machte, riss er ein Streichholz an und hielt es an das Papier, was das Feuer in Gang setzen sollte. Kurz brannte auch das Papier an einer Ecke, aber erlosch dann offensichtlich wieder. >Bloed, da hab ich zu wenig von dem Spiritus genommen. Werde ich halt noch etwas drueberkippen.<

Thimmy nahm die Flasche und wollte vorsichtig etwas ueber den Stapel Holz und das darrunterliegende Papier schuetten. Im selben Augenblick schoss eine Stichflamme im Kamin hoch. Thimmy war so erschrocken, dass er die Flasche zurueckriss. Dabei landeten auch noch Spritzer auf dem Teppichboden und an die Regalwand, die neben dem Kamin war. Bevor Thimmy ueberhaupt reagieren konnte entzuendeten sich diese Spritzer. Thimmy stiess einen schrillen Schrei aus, war aber nicht faehig etwas zu machen.

Micha, der noch ueber seinen Hausaufgaben bruetete, fuhr erschrocken hoch und raste die Treppe hinunter. Er sah wie Thimmy, der immer noch die Flasche mit dem Anzuendmittel in der Hand hielt, bewegungslos am Kamin stand. Er lief auf ihn zu, nahm ihm vorsichtig die Flasche aus der Hand, riss Thimmy vom Brandherd weg und stellte die Flasche weit weg auf die Erde.

In der Regalwand begannen gerade schon einige Buecher und Fotoalben zu brennen. Mit dem Schuerhaken fegte er alles Brennende vom Regal und schlug auf dem Boden auf die Flammen ein. Relativ schnell hatte er die Flammen ausgeschlagen oder erstickt. Er kontrollierte noch einmal nach, damit auch auf keinen Fall, noch ein Fuenkchen weiterglimmte.

Dann drehte er sich zu Thimmy, der hysterisch schrie. Er fasste ihn an den Armen und schuettelte ihn. Da dieses keinen Erfolg hatte, gab er seinem Bruder links und rechts zwei kraeftige Ohrfeigen. Der Schrei brach ab und Thimmy starrte ihn entgeistert an. Dann machte Thimmy einen Schritt zur Seite und sah die Aschenreste von den Buecher und Alben auf dem Boden liegen. Sein Blick wanderte hoch und er sah, dass die Wand wo das Regal war fast total schwarz vom Russ war. Er fing fuerchterlich an zu weinen und Micha nahm seinen juengeren Bruder in den Arm und versuchte ihn zu beruhigen.

Nach langer Zeit loeste er sie Umarmung und Thimmy schluchzte: "Oh Micha, was hab ich bloss gemacht. Schau mal alles schwarz, und dann die Buecher. Und die Fotoalben," schrie er auf, "alle die schoenen Bilder, sogar noch von Mutti. Alles verbrannt, dass wollte ich doch nicht. Mensch Micha, die schoenen Bilder..., die wir und Vati uns doch immer so gerne ansehen. Neiiin."

Micha legte einen Arm um Thimmys Schultern und schob ihn sanft hinaus. Thimmy war total willenlos und liess sich von Micha in das gemeinsame Zimmer bringen. Thimmy schluchzte immer wieder: "Das wollt ich doch nicht; Die Bilder von Mutti; Ich hab alles kaputt gemacht; Mutti, Vati verzeiht mir, ich hab alles zerstoert;"

Micha beruhigte ihn: "Komm Thimmy wenigstens ist dir nichts passiert."

Thimmy sah ihn aus traenenverschleierten Augen an und sagte: "Was..., was wird Vati...? Er mochte die schoenen Bilder doch auch so gerne. Alle die schoenen Bilder. Die Bilder von Mutti; Ich hab alles kaputt gemacht!"

Micha sagte beruhigend: "Pass auf Thimmy, ich gehe jetzt runter und sehe mir die ganze Sache mal an. Dann mache ich draussen den Schnee weg und in der Zeit wird Vati wohl wiederkommen. Ich bereite ihn dann ganz sachte auf die Sache vor, dann ist er gar nicht mehr so boese. Bleib du oben, ich mach das schon."

Damit ging Micha nach unten ins Wohnzimmer, wobei er dachte: >Hoffentlich kann ich Vati auch tatsaechlich besaenftigen, dass wird schwer werden. Er haengt doch auch so an den Bildern, und manchmal haben wir alle drei, beim betrachten der Bilder sogar geweint.<

Micha zog vorsichtig die Brandreste auseinander. Oh verflixt, da war aber gar nichts mehr uebriggeblieben, nur noch Reste, vielleicht mal ein halbverbranntes Foto dabei, sonst alles weg. Micha suchte noch einmal, zum Glueck jedoch vergeblich, nach irgendwelchen Funken. Dann nahm er die Schneeschaufel und machte die zum Haus gehoerenden Wege frei.

In Thimmys Kopf war zu dieser Zeit ein totales Durcheinander. Immer wieder sah er die Bilder von den verkohlten Buechern und Fotoalben. Dann erschienen wieder Blitzlichter, wie sie alle drei die Fotos betrachteten. Und dann das Gesicht seines Vatis, der vor den verkohlten Resten stand und fuerchterlich weinte. Jetzt stand Micha daneben und beide drehten sich um. Sie zeigten mit dem Finger auf ihn und er hoerte sie beide sagen: >'Du Thimmy hast alles zerstoert, du hast die schoenen Bilder verbrannt, du bist schuld, du bist schuld, du bist schuld, du bist schuld'. Du hast alles kaputtgemacht. Schuld, Schuld ,<

Thimmy schrie laut auf: "Neiiiin".

Er riss die Augen auf und erkannte, dass er ganz allein in seinem Zimmer war. >Nein, ich kann Vati nicht gegenuebertreten und ihm sagen, dass ich so etwas Schreckliches gemacht habe. Er soll mich nie wieder sehen, nie wieder, nie wieder, nie wieder.< Thimmy stand entschlossen auf, wischte sich die Traenen ab und setzte sich an seinen Schreibtisch.

Micha hatte richtig kalkuliert. Er war gerade mit dem Schneeraeumen fertig, als sein Vati vorsichtig in die Hofeinfahrt fuhr. Er machte seinem Vati die Garage auf und ging mit ihm gemeinsam ins Haus. Herr Aster zog seinen Mantel aus und fragte: "Hat Thimmy dir nicht geholfen?"

Micha atmete noch einmal tief durch und sagte: "Vati, Thimmy hat..., Thimmy hat etwas angestellt. ...Er wollte, ...er hat Feuer...!"

Sein Vati unterbrach ihn und fragte aufgeregt: "Was ist mit Thimmy, ist ihm was passiert?"

Micha beruhigte seinen Vati und sagte: "Nein, Thimmy ist gar nichts passiert, kein Bisschen. Aber...!"

Weiter kam er nicht, denn sein Vati stuerzte ins Wohnzimmer und sah zuerst die russgefaerbte Wand, dann das halb leere Regal und dann auf dem Boden die Asche von Buechern und Alben. "Nein, nein," stiess er hervor und wollte schnell das Zimmer verlassen. Micha erschrak, als er das zornige Gesicht seines Vatis sah. So hatte er ihn noch nie gesehen.

Er hielt seinen Vati an der Hand und sagte: "Vati, Vati bitte beruhige dich. Thimmy hat es doch nur gut gemeint. Es war ein bloeder Unfall. Bitte Vati."

So Etwas, glaubte Micha erreicht zu haben, denn sein Vati ging nicht die Treppe hoch, sondern ging in die Kueche. Dort setzte er sich auf einen Stuhl, stuetzte seinen Kopf in die Haende und weinte. Es war eine Mischung aus Erleichterung darueber, dass seinem geliebten Thimmy nichts geschehen war, aber auch Wut auf ihn, da er seine ausdrueckliche Anweisung nicht beachtet hatte. Als er jetzt wieder seinen Ältesten ansah, war Micha der Meinung, dass der groesste Zorn verflogen war. Es wuerde zwar noch ein ganz schoenes Donnerwetter geben, aber das wuerde Thimmy schon ueberstehen. Sein Vati sagte jetzt: "Na, dann sag mal Thimmy Bescheid, dass er runterkommen soll."

Micha ging auch sofort los, er wuerde seinem kleinen Bruder schon beistehen. "Thimmy, komm..."

Er war gar nicht im Zimmer also wuerde er bestimmt im Bad sein. Er klopfte: "Hey Thimmy komm mit nach unten, Vati ist da."

Er erhielt keine Antwort und machte die Tuer auf. Aber auch hier war Thimmy nicht. "Bin ich denn bloed?", fragte Micha sich selbst und ging wieder in das Zimmer, dass ihm und Thimmy gemeinsam gehoerte. Aber Thimmy war nicht dort. Micha lachte: "Komm ruhig aus dem Schrank, Thimmy, es wird gar nicht so schlimm."

Er drehte sich zum Schrank und sah auf seinem Bett ein Blatt Papier. Das hatte er aber nicht hingelegt. Er ging hin, nahm das Blatt in die Hand und erstarrte. Er konnte nicht glauben was da stand: "Hallo Micha, es tut mir leid, Micha, aber wir koennen uns nie wiedersehen. Ich kann dir und Vati, nachdem was ich gemacht habe, nicht mehr in die Augen sehen. Es tut mir sehr leid, dass ihr jetzt nicht mehr die schoenen Fotos von Mutti angucken koennt. Bitte verzeih mir und mach es gut. Dein kleiner Bruder Thimmy. Ein Brief fuer Vati liegt auf meinem Schreibtisch."

Das gab es doch nicht, oder doch. Er ging zu Thimmys Schreibtisch und sah einen Brief dort liegen: "An Vati", stand draufgeschrieben. Er nahm den Brief mit zu seinem, den er noch in der Hand hatte, und raste heute zum zweiten Mal die Treppe hinunter. Er riss die Tuer zur Kueche auf und sagte weinend: "Vati, Vati, Thimmy ist weggelaufen. Hier, er hat fuer dich auch einen Brief geschrieben."

Herr Aster riss seinem Sohn den Brief aus der Hand und las: "Lieber Vati, es tut mir leid, dass ich alles zerstoert habe. Ich schaeme mich so schrecklich, dass ich dir nie mehr in die Augen sehen kann. Nie mehr koennt ihr jetzt die schoenen Fotos von der lieben Mutti ansehen. Bitte verzeih mir. Ich kann aber nicht mehr dein Sohn sein und du wirst mich nie, nie wiedersehen. Such mich nicht, sondern vergiss mich ganz schnell. Ich laufe nicht weg, weil ich Angst vor Strafe habe, sondern weil ich mich so fuerchterlich darueber schaeme, dass ich alles kaputt gemacht habe. Ich habe auch nichts gestohlen, sondern nur die Dinge mitgenommen, die ich noch aus dem Heim hatte. Tschuess Vati."

Die Haende von Herrn Aster zitterten und Traenen liefen ihm in Stroemen ueber das Gesicht. Lange Zeit starrte er das Blatt in seiner Hand an, dann schlug er mit der Faust auf den Tisch und schrie: "Du Bloedmann, deshalb brauchst du doch nicht weglaufen." Er ermahnte sich dann aber klar zu denken.

Jetzt wollte auch Micha unter Traenen auf seinen Bruder losschimpfen: "Ja ein richtiger Bloedmann, ein Idiot, ein..." Er stoppte seinen Satz, da sein Vater sich sehr laut geraeuspert hatte. Sein Vati sah ihn vorwurfsvoll an, fasste sich an die Nase und nickte ihm zu. Sagen brauchte ihm sein Vati nichts, denn er verstand schon. Er sollte sich an die eigene Nase fassen. Es war ja gar nicht lange her, da hatte er sich ja auch wie ein Idiot benommen, als er in der alten Brauerei in Lebensgefahr geraten war.

Sein Vati verliess jetzt das Zimmer und ging die Treppe hoch. Micha folgte ihm, und beide stellten sie fest, dass Thimmy aber auch nicht eine Kleinigkeit davon mitgenommen hatte, was er in seiner neuen Familie erhalten hatte. Auch Thimmys Handy lag auf seinem Schreibtisch. Herr Aster versuchte jegliche Emotionen, die in ihm waren, zu verdraengen. Das einzige was jetzt seinen Verstand beschaeftigen sollte, war das Finden von Thimmy.

Seine Anweisungen an Micha waren deshalb auch klar und deutlich: "Micha, du versuchst dich zu erinnern, welche Sachen zum Anziehen dein Bruder noch aus dem Heim hatte. Schreibe alles genau auf und schreibe in Stichpunkten eine Personenbeschreibung von Thimmy dazu. Damit kommst du dann ins Wohnzimmer."

Herr Aster selbst ging in sein Arbeitszimmer und ueberlegte die naechsten Schritte. Thimmy musste schnell gefunden werden, dass war ihm klar. Nachdem wie er den Brief deutete, wuerde Thimmy auch nicht von allein zurueckkommen. Dazu kannte er ihn auch einfach zu genau. Besorgt schaute Herr Aster aus dem Fenster, und sah das gerade wieder ein kraeftiges Schneeschauer einsetzte. Das schlechte Wetter machte die Suche nach Thimmy noch dringlicher. Soweit wie er sich entsinnen konnte waren bei den Kleidungsstuecken aus dem Heim, die Thimmy noch hatte, keine vernuenftigen winterfesten Sachen gewesen.

Zudem hatte er auch den Wetterbericht im Radio gehoert. Erst noch bis zum Abend kraeftige Schneefaelle, dann aber eine eisig kalte Nacht. Er ueberlegte ob er Thimmys Freunde anrufen sollte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Sein Thimmy war doch nicht dumm und wuerde doch einkalkulieren, dass er da zuerst suchen wuerde. Nein, dass konnte er sich sparen. Er rief seinen Freund Dieter Spell an und erklaerte ihm kurz die Lage. Dieser hatte dann einen sehr guten Gedanken und wuerde gleich zurueckrufen. Zwischenzeitlich war Micha nach unten gekommen. Er hatte eine sehr gute Personenbeschreibung von Thimmy gemacht und hatte auch genau feststellen koennen, wie Thimmy angezogen war.

Herr Aster rief die Polizei und schilderte kurz den Sachverhalt. Aber fast so wie damals, als Micha verschwunden war, sagte ihm der Beamte nur, dass er die Beschreibung weitergeben wuerde. Fuer eine Suche sei es aber noch viel zu frueh. Nach seinen Erfahrungen wuerden die meisten Kinder, die wegliefen schon von allein wiederkommen, wenn sie Hunger bekaemen. Herr Aster war zwar anderer Meinung, zu mindestens, was Thimmy betraf, wollte sich aber auch nicht mit den Beamten streiten.

Da rief sein Freund Dieter zurueck und bot ihm eine weitere Moeglichkeit der Suche an. Herr Aster fuehrte daraufhin noch ein Telefonat, bei dem er sich auf seinen Freund berufen konnte, der dieses organisiert hatte. Dann ging Herr Aster ins Wohnzimmer, wo Micha leise weinte und den Brief von Thimmy bestimmt schon 50 mal gelesen hatte. Herr Aster schaltete am Radio den Lokalfunk ein, und wartete fieberhaft auf die naechste volle halbe Stunde. In dieser Zeit nahm er Micha in den Arm und troestete ihn.

Thimmy war, als sein Bruder mit der Schneebeseitigung im Hof anfing, vorne aus dem Haus zur nahegelegenen Bushaltestelle gelaufen. Er wollte erst noch etwas ganz dringendes erledigen. Er fuhr mit dem Bus bis zum Johannisfriedhof. In dem Blumengeschaeft kaufte er fuer fast die Haelfte seines Geldes ein schoenes Gesteck aus Tannenzweigen. Es war reichlich mit Tannenzapfen und solchen Dingen verziert, und sogar eine Blume war eingearbeitet. Er wusste den Namen nicht, aber die Verkaeuferin hatte ihm gesagt, dass die auch im Winter draussen sein koenne.

Hiermit ging er dann zum Grab seiner Mutti. Die Traenen liefen ihm ueber sein Gesicht, als er das Gesteck auf das Grab legte. Dann kniete er sich in den tiefen Schnee und betete: "Lieber Gott, ich habe heute alles zerstoert. Wir koennen uns nie mehr meine Mutti ansehen und ich schaeme mich so schrecklich dafuer. Bitte beschuetze meine Mutti, die ja ganz nah bei dir ist. Dann aber auch meinen lieben Vati und meinen Bruder Micha. Sorge aber dafuer, dass sie mich nie finden. Und sage meiner Mutti, dass es mir sehr leid tut, dass ich die Bilder kaputt gemacht habe, und sie soll mir verzeihen. Amen."

Dann stand Thimmy auf und lief so schnell er konnte vom Friedhof. Hier rechts begann doch ein grosser Wald, da wuerde er sich verstecken. Er konnte nicht mehr klar denken sondern es war nur Platz fuer einen Gedanken. >Weg, weit weg.< Er erreicht den Waldrand, als ein starkes Schneeschauer begann. Der Rucksack, in dem seine wenigen Sachen waren, war immer schwerer geworden. Er nahm ihn ab und durchsuchte ihn nach unnoetigen Dingen. Ja sicher diese duennen Leinenturnschuhe, die konnte er entbehren. Er warf sie mit einem Schwung hinter sich und konnte sogar, trotz seiner nicht gerade heiteren Situation lachen. Da die Schnuersenkel zusammengebunden waren, hatten sich die Turnschuhe an einem Ast aufgehaengt.

"Es sieht putzig aus, sonst alles weiss, und da haengen meine blauen Turnschuhe<, dachte er. Da wegen des Schnees keine Wege zu erkennen waren stapfte er einfach durch den tiefen Schnee in das riesige Waldgebiet. Nach einer Weile kroch schon die Kaelte in ihm hoch, was auch dadurch bedingt war, dass seine Hose fast bis zu den Knien nass war, denn so hoch reichte der Schnee. Aber gar nichts konnte Thimmy aufhalten, denn immer wieder droehnte es in seinem Kopf: > du bist schuld, schuld, schuld, weg, weit weg; du bist schuld, schuld, schuld, schuld, schuld, weg, weit weg;<

Zu diesem Zeitpunkt hoerte sein Vati die erste Vermisstenmeldung im Lokalfunk, die sein Freund organisiert und er durchgegeben hatte. Sie wuerde zu jeder vollen halben Stunde wiederholt werden. Herr Aster hatte in der Zwischenzeit Micha gebeten sein eigenes und auch das Handy von Thimmy zu holen und einzuschalten. Die Nummer des stationaeren Telefons hatte er dem Sender gegeben. Somit hatten sie dann weitere Geraete, mit denen sie telefonieren konnten, ohne die andere Leitung zu blockieren.

Es war fast unertraeglich fuer Herrn Aster und Micha, jetzt im Wohnzimmer sitzen und abwarten zu muessen. Sie hatten aber auch ueberhaupt keinen Anhaltspunkt, wo Thimmy sein koennte. Micha schloss die Augen und versuchte irgendwelche 'Signale' von seinem Bruder zu empfangen. Vielleicht hatte ihm das ja damals doch geholfen, als er auf dem Brauereigelaende festsass. Aber diesmal schien es nicht zu klappen. Thimmy wollte ja auch gar nicht gefunden werden. Allmaehlich setzte die Daemmerung ein.

Thimmy keuchte inzwischen vor Anstrengung, lief aber immer weiter, so hoffte er, geradeaus. >Bloss weit weg, niemand soll mich finden.<, dachte er. Aber es sah doch auch alles gleich aus. Immer wenn er meinte, dass er an einer Stelle schon gewesen sei, achtete Thimmy auf seine eigenen Spuren. So schnell konnten sie auch bei diesem starken Schneefall nicht wieder zugeschneit sein. Thimmy war allmaehlich, durch das Einsetzen der Daemmerung, etwas klarer im Kopf geworden. Er ueberlegte wo er denn die Nacht verbringen konnte. Er stand vor einem grossen Problem, dass er nicht loesen konnte. Er begann wieder zu weinen und setzte sich erschoepft in den Schnee.

Er zitterte jetzt schon am ganzen Koerper, da die eisige Kaelte durch einen scharfen Wind noch kaelter erschien. >Aber was soll ich denn machen? Zu wem kann ich denn gehen? Ich habe doch ausser Vati und Micha niemanden.< Er stand auf und stapfte einfach weiter, er wusste nicht wohin.

Zu dieser Zeit klingelte bei den Asters das Telefon. Herr Aster riss foermlich das Geraet an sich und drueckte die Hoerertaste. Micha betete: >Lieber Gott, bitte lass es Thimmy sein, oder wenigstens, dass wir einen Hinweis auf ihn bekommen. Bitte pass gut auf meinen Bruder auf.<

Herr Aster legte das Geraet wieder hin und sagte: "Thimmy war auf dem Friedhof, die Verkaeuferin des Blumengeschaeftes hat sich ganz genau an ihn erinnert."

Herr Aster ueberlegte laut: "Also wenn Thimmy nicht gefunden werden will, muss er sich doch verstecken. Er wird in jedem Fall damit rechnen, dass wir ihn mit allen Moeglichkeiten suchen. Er kann nicht zu Freunden. Er darf auch nicht der Polizei begegnen, denn er weiss genau, von deinem Verschwinden, dass ich mich direkt mit denen in Verbindung setze. Wo aber will er sich bei solch einem Wetter verstecken? Vielleicht weiss er es selbst noch nicht, sondern ist nur einfach erst mal losgerannt. Aber wohin. Auf der Strasse muss er damit rechnen, dass er von der Polizei gesehen wird.... Mhm,... Das einzige waere doch im Wald, da ist er vor allem sicher, wird er denken. Aber der wird doch nicht etwa...?"

Micha unterstuetzte das, was sein Vati nicht glauben konnte: "Vati, denkst du auch an den Wald, dort hinten am Friedhof, wo wir schon mal spazieren gegangen sind?"

Sein Vati nickte: "Ich habe eben dran gedacht, aber ich kann es nicht so richtig glauben."

Micha sprang auf: "Du Vati, es ist doch bestimmt noch eine Stunde so hell, dass wir etwas sehen koennen. Lass uns einfach hinfahren, bevor wir gar nichts tun. So habt ihr es doch damals auch gemacht. Das Telefon legst du wieder auf dein Handy um, so sind wir zu erreichen wenn noch jemand Thimmy gesehen hat. Und mit meinem Handy koennen wir telefonieren."

"Micha, du hast recht, bevor wir gar nichts machen. Also los!", sagte Herr Aster.

Thimmy war unterdessen total verzweifelt. Jeder neue Schritt war muehsam, denn seine Beine wollten nicht mehr. Er war jetzt total durchgefroren und durch die Pause eben, nicht nur bis zu den Knien nass, sondern auch sein Hosenboden war nass. Er weinte jetzt nur noch und ihm war alles egal. Er konnte nicht mehr und setzte sich in den tiefen Schnee. Einen Moment schloss er die Augen und dachte an ein schoenes warmes Zimmer. Er riss die Augen wieder auf, denn er hatte mal gelesen, dass man in solch einer Situation in keinem Fall einschlafen duerfe. Aber es war doch so schoen wenn man die immer schwerer werdenden Augen einfach zufallen lassen konnte. Und dazu noch der Gedanke an Waerme und Behaglichkeit in den Armen seines Vatis.

Herr Aster war am Friedhof vorbeigefahren und sie naeherten sich dem Waldrand. Micha schrie auf einmal: "Stop Vati, da ist was. Fahr mal etwas zurueck."

Sein Vati hatte noch gar nicht ganz angehalten, da riss Micha schon die Wagentuer auf und lief an den Rand des Waldes. Er hatte trotz des Schneesturmes etwas gesehen, was nicht dort hingehoerte. Er stand jetzt an einem Baum und schaute nach oben. Schnell drehte er wieder um und schrie: "Thimmy war hier, Vati. Ich weiss nicht warum, aber dort oben am Baum haengen seine Turnschuhe. Vati, bestimmt! Ich glaube diese Leinenlatschen sind heute schon eine Raritaet. Dazu noch blaue und alte, so viele Zufaelle kann es nicht geben!"

Herr Aster war jetzt auch aus dem Wagen gesprungen, zog seine dicke Jacke an und ging mit Micha wieder zurueck zu der Stelle. "Los Micha, wenn er wirklich hier in den Wald gelaufen ist, muessen wir noch Spuren finden. Die muessen recht tief sein und sind wahrscheinlich noch nicht ganz zugeschneit, hoffentlich auch nicht zugeweht. Dieser verdammte Sturm, der scheint immer staerker zu werden."

Keine 10 Minuten brauchten die beiden, bis Micha aufschrie. Herr Aster lief sofort zu ihm, obwohl es kein Laufen war, denn das war unmoeglich, da auch Herr Aster mit dreiviertel seiner Unterschenkel im Schnee versank. Und tatsaechlich, es fuehrten ganz klar Fussabdruecke eines Menschen hier in den Wald. Herr Aster trat direkt daneben in den Schnee und man konnte ganz genau erkennen, dass der Abdruck von Herrn Asters Schuhen einen ganzen Teil groesser war. "Micha, wir koennen nicht beide reingehen. Nachher hat einer Thimmy gefunden und dann ist dafuer der andere weg. Wir werden es so machen: Du setzt dich in den Wagen. Sprit genug ist drin, daher koennen wir den Motor laufen lassen. Nicht das noch die Batterie ihren Geist aufgibt. Ich gebe dir mein Handy, somit bekommst du die Anrufe, wenn Thimmy irgendwo auftaucht, denn er kann ja an anderer Stelle wieder aus dem Wald rausgegangen sein. Ich nehme Thimmys Handy und wenn du mit mir sprichst, benutzt du dein eigenes. Du wirst in Abstaenden von na, sagen wir 2 Minuten, so fuer 15 Sekunden die Hupe druecken. Das ist dann fuer mich eine Orientierung. Alles klar?"

Micha war nicht ganz so begeistert, denn er haette auch gerne direkt nach Thimmy gesucht. Aber sein Vati hatte recht, so war es am Besten, deshalb sagte er: "Alles in Ordnung, Vati."

Dann muehte sich Herr Aster durch den hohen Schnee. Immer wieder musste er genau hinschauen, um die Spuren von Thimmy zu finden. Zudem wurde es auch immer dunkler, es blieb ihm allerhoechstens noch eine halbe Stunde. An andere Rettungsmassnahmen hatte Herr Aster gar nicht gedacht. Man wuerde das auch alles als zu vage ansehen. Wenn gar keine Moeglichkeit mehr bliebe, konnte er sich immer noch anders entscheiden. Immer wieder rief er laut Thimmys Namen. Durch die Orientierung von der Hupe seines Wagens konnte er recht gut feststellen, wie Thimmy gelaufen war. Es sah so aus, als sei Thimmy einfach losgelaufen, denn er hatte schon 2 Mal die Richtung gewechselt. Und jetzt sogar noch mal. Die Huptoene wurden wieder lauter.

Herr Aster musste sich selbst antreiben: >Nicht aufgeben; Thimmy ist hier; ich muss ihn finden;< Trotz dieser mentalen Beeinflussung musste er nach einer Weile stehen bleiben und kurz verschnaufen. Sein Atem flatterte und seine Beinmuskeln zitterten vor Anstrengung. Er sah auf die Uhr und schuettelte resigniert den Kopf. Er wuerde Thimmy so nicht finden. Traenen rannen ihm uebers Gesicht und er schluchzte: "Timmy, Thimmylein wo bist du bloss, mein kleiner Schatz?"

Er griff schon zum Handy und drehte sich nach allen Seiten um. Er wollte irgendeinen Orientierungspunkt finden, den er der Polizei angeben konnte. Was war da, etwas Rotbraunes war dort im Schnee. Das war doch die Farbe von Thimmys Jacke. Er stapfte so schnell er konnte in die Richtung. Da, tatsaechlich, da lag Thimmy. Noch zwei verflixte Schritte in diesem verdammten Schnee und er war bei seinem Thimmy. Wie lange hatte er schon hier gelegen, lebte er noch? Er befreite zuerst mal Thimmys Gesicht vom Schnee. Dann ergriff er Thimmys Hand, einen Puls konnte er fuehlen, wenn auch schwach. Er zog seine dicke Jacke aus und breitete sie ueber Thimmy aus.

Er ueberlegte kurz ob sie einen Krankenwagen alarmieren sollten. Aber bis der hier war, wuerde heute wahrscheinlich einige Zeit dauern. Weit war er von seinem Wagen nicht weg. Das letzte Mal, und da jetzt wieder, Micha betaetigte die Hupe. Er hatte sich noch nie so ueber den Ton seiner Hupe gefreut. Er konnte nicht weit weg sein. Er drueckte die Taste fuer die eingespeicherte Nummer von Michas Handy. Als Micha sich meldete, rief er gluecklich: "Micha ich hab ihn."

Aber sofort ueberlegte er trotz des Gluecks ganz klar und sagte: "Ich kann nicht allzu weit von dir weg sein. Drueck jetzt alle dreissig Sekunden auf die Hupe." Micha bestaetigte. Herr Aster hob seinen Sohn an und verpackte in jetzt richtig mit seiner dicken Jacke. Dann nahm er ihn auf die Arme und trug ihn in die Richtung, aus der er das letzte mal die Hupe gehoert hatte. Das ganze erinnerte ihn gerade daran, wie er Micha aus der Brauerei getragen hatte. >Aber du mein Schatz bist nicht ganz so schwer.<, dachte er und kuesste Thimmy.

Es war doch noch ein ganzes Stueck, bis zurueck zum Wagen und Herr Aster war fast am Ende seiner Kraefte. Jetzt musste er auch noch hoellisch aufpassen, wohin er trat, denn es war mittlerweile fast dunkel geworden. Er griff noch mal zum Handy: "Micha, du weisst doch wo der Knopf fuer die Warnblinkanlage ist, schalte die doch mal ein. ... Ja, Micha, ich sehe sie, ich bin schon fast bei dir, ich komme so von halb rechts."

Er schaltete das Handy ab und mobilisierte noch einmal alle seine Kraefte. Da endlich hatte er es geschafft. Micha stand schon am Wagen und oeffnete schnell die hintere Tuer. Sein Vati legte Timmy sanft in den Wagen und ging zur Fahrertuer. Einen Moment musste er verschnaufen und seine Arme mussten sich etwas beruhigen, denn sie zitterten noch von der Anstrengung. Dann aber fuhr er los und zu Micha sagte er: "Nimm mal mein Handy, unter Nr. 2 ist Herr Spell zu erreichen. Sag ihm kurz Bescheid. Er kann dann die Rundfunkaktion abblasen."

Nachdem Micha das erledigt hatte sagte sein Vati: "Dann ruf die Nr. 3 an, das ist Dr. Rember. Erklaere ihm kurz was los ist und frage ihn was wir machen sollen."

Waehrend des Gespraechs fragte Micha zurueck: "Vati, er fragt, wann wir ungefaehr zu Hause sind."

"Sag ihm in 10 Minuten." Micha beendete dann das Telefonat und sagte: "Dr. Rember kommt auch gleich rueber, wenn er noch nicht da ist, sollen wir Thimmy in die Badewanne mit lauwarmen Wasser legen."

Sie hatten zu Hause gerade damit begonnen Thimmy auszuziehen, als auch Dr. Rember schon kam. Dr. Rember und Herr Aster begannen dann damit, Thimmy ganz allmaehlich 'aufzutauen'. Thimmy schlug zwar zwischendurch mal die Augen auf, aber er schien gar nicht zu begreifen, was mit ihm vorging. Sofort klappten auch die Augen wieder zu. Dr. Rember nahm dann eine gruendliche Untersuchung vor.

Er machte ein recht besorgtes Gesicht als er dann zu Herrn Aster sagte: "Thimmy scheint zwar keine Erfrierungen zu haben, aber er hat doch eine hochgradige Unterkuehlung. Ich muss die Laborwerte abwarten, um sagen zu koennen, ob neben der Lungenentzuendung noch weitere Erkrankungen vorliegen. Ich wuerde ihn am liebsten in ein Krankenhaus bringen, dort haette er dann die optimalste Pflege."

Herr Aster brauste auf und sagte: "Nein, in keinem Fall, ich habe meinen Schatz gerade erst wiedergefunden, und soll ihn dann wieder abgeben. Ich garantiere ihnen, Herr Doktor, ich werde ihn hier genauso gut pflegen. Vielleicht kennen sie ja auch noch jemanden, den ich fuer die Zeit engagieren kann. Eine Fachkraft, die vielleicht normalerweise nicht mehr arbeitet, oder so was. Egal was es kostet, fuer Thimmylein ist mir nichts zu teuer."

Dr. Rember ueberlegte eine Weile: "Das waere natuerlich auch optimal. Diese Nacht besteht sowieso noch keine Veranlassung bei ihm zu bleiben. Dieser Erschoepfungsschlaf wird bis morgen frueh dauern. Ich komme dann wieder, und bis dahin wird mir schon jemand eingefallen sein."

Micha waere sowieso nur im Wege gewesen, und haette auch nicht helfen koennen, deshalb war er in die Kueche gegangen. Jetzt nachdem Thimmy in Sicherheit war, verspuerte er Hunger und auch sein Vati wuerde gleich Hunger haben. Michas Idee war sogar sehr gut und auch Dr. Rember blieb noch zum Abendessen. Als er sich verabschiedete sagte er: "Sollte wider Erwarten mit Thimmy etwas sein, koennen sie mich jederzeit anrufen, auch wenn es mitten in der Nacht ist."

Herr Aster hatte aber auch schon diese Nacht keine Ruhe. Er informierte Micha darueber, dass er bei Thimmy bleiben wuerde, und Micha in seinem Bett schlafen solle. Micha konnte seinen Vati auch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Sein Vati nahm sich etwas zu lesen, verdunkelte ein kleine Lampe so, dass sie Thimmy nicht stoeren konnte und setzte sich neben das Bett. Nachdem Micha noch aufgeraeumt hatte, ging er auch sofort ins Bett, obwohl es erst 19:30 Uhr war.

Um kurz nach zwei oeffnete sich ganz leise die Tuer zu Thimmys Zimmer. Herr Aster blickte erstaunt hoch, denn Micha stand in der Tuer und winkte. Leise schlich er aus dem Zimmer und auf dem Korridor sagte Micha sehr bestimmend zu seinem Vati: "So, jetzt loese ich dich ab. Morgen ist Samstag und ich brauche nicht zur Schule. Du kannst dich auf mich verlassen, ich schlafe nicht ein. Sobald irgendetwas ist, sage ich dir Bescheid."

Herr Aster wusste im ersten Augenblick nicht was er sagen sollte und wollte schon ablehnen. Aber die Anstrengungen hatten ihn doch ganz schoen mitgenommen, und er hatte schon ein paar mal Schwierigkeiten seine Muedigkeit zu bekaempfen. Daher sagte er: "Micha, dass ist ganz lieb von dir, aber bitte sage mir sofort Bescheid, wenn mit Thimmy etwas sein sollte."

Am anderen Morgen kam Dr. Rember und erklaerte, dass er fuer einige Tage eine arbeitslose Krankenschwester gefunden hatte, die helfen wuerde, Thimmy wieder gesund zu pflegen. Sie wuerde in einer Stunde kommen. Micha erklaerte, dass Thimmy in der letzten Stunde sehr unruhig geworden war, und er auch sehr stark schwitzen wuerde. Dr. Rember erklaerte nach einer weiteren Untersuchung, dass Thimmy hohes Fieber habe und er stellte ein Rezept fuer ein Medikament aus. Micha nahm es ihm direkt aus der Hand und war schon damit verschwunden, um das Heilmittel fuer seinen kleinen Bruder zu holen. Dr. Rember machte dann noch ein paar Notizen fuer die Krankenschwester, die ja gleich kommen wuerde.

Thimmy schien bisher immer noch nicht mitbekommen zu haben, was eigentlich los war. Bis die Krankenschwester kommen wuerde setzte sich Herr Aster wieder an sein Bett. Er befeuchtete ihm die sproeden Lippen und tupfte ihm den Schweiss von der Stirn. Jetzt oeffnete Thimmy einmal fuer laengere Zeit die Augen, sah sich irritiert nach allen Seiten um und blickte dann seinen Vati an: "Du, Vati?", war alles was er kraechzte. Danach klappten die Augenlider wieder hinunter. Die Krankenschwester besprach sich kurz mit Herrn Aster, las die Notizen von Dr. Rember und wurde sofort aktiv. Sie tat wirklich alles, um Thimmy die Leidenszeit zu erleichtern, und um ihn wieder gesund zu pflegen. Dr. Rember kam mittags und abends noch mal und liess sich von der Krankenschwester berichten. Herr Aster bestand weiter darauf, dass er die Naechte bei Thimmy verbrachte. In dieser Nacht zum Sonntag liess er sich noch mal von Micha abloesen.

Es wurden jetzt schlimme Tage fuer die Familie Aster. An dem Zustand von Thimmy aenderte sich kaum etwas. Sogar Dr. Rember war am Donnerstagabend sehr besorgt und sagte: "Also an unserer Pflege kann es nicht liegen. Im Krankenhaus koennte man auch nicht mehr fuer ihn tun. Da wuerde gar nicht mal staendig eine Schwester am Bett sitzen. Seine kurzen Wachphasen, in denen er immer noch total irritiert erscheint, machen mir Sorgen. Er scheint ja jetzt seine Umgebung wahrzunehmen, und erkennt sie ja auch wohl, Herr Aster. Irgendetwas blockiert seinen Gesundungsprozess und diesen Grund muessen wir herausfinden. Frau Krueger, haben sie einen Anhaltspunkt?"

Die Krankenschwester ueberlegte und sagte dann: "Es ist wohl immer noch das hohe Fieber, und er scheint zu phantasieren. Ich kann manchmal so eben einige Worte verstehen, deutlich verstehe ich immer: ,Schuld, Mutti, kaputt.' Mehr kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Dabei ist er auch immer besonders unruhig, und keucht besonders stark."

Dr. Rember hatte interessiert zugehoert und sagte: "Vielleicht kommen wir damit weiter. Ich werde morgen frueh einen Kinderpsychologen anrufen, denn ich habe da so einen Verdacht. Bis morgen frueh dann."

Am anderen Morgen begruesste Dr. Rember Herrn Aster mit den Worten: "Na, Herr Aster ich glaube ich muss mich bald auch noch um sie Sorgen machen. Das ist jetzt schon die vierte Nacht, wo sie nicht geschlafen haben. Glauben sie mir doch endlich, bei dem Medikament, was Thimmy abends bekommt, kann nachts nicht passieren. Oder haben sie von den Naechten irgendetwas zu berichten?"

Herr Aster schuettelte den Kopf: "Nein, aber ich denke immer, dass ja etwas sein koennte, und dann liegt er da ganz allein, und niemand ist bei ihm."

Herrn Aster waren die Traenen gekommen, als er dies sagte. Dr. Rember legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter: "Herr Aster, wir werden Thimmy schon wieder hinbekommen. Ich habe heute morgen mit einem Kinderpsychologen lange ueber Thimmy gesprochen. Wir sind zu folgender Ansicht gelangt. Thimmy schaemt sich schrecklich dafuer, dass er, zum Einen ihre Weisungen nicht befolgt hat. Zum Anderen schaemt er sich dafuer, dass er diesen Schaden angerichtet hat, der aus seiner Sicht, nicht wieder gut zu machen ist. Wir denken, dass der zweite Punkt in der Hauptsache Schuld daran ist, dass er nicht wieder gesund wird. Darauf deutet hin, dass er direkt zum Grab seiner Mutti gefahren ist. Er wollte sein Gewissen beruhigen und sich entschuldigen. Dann die Worte die Frau Krueger gehoert hat: ,Schuld, Mutti, kaputt.' Sein Unterbewusstsein baut eine Art Schutzmauer auf, damit er nicht mit dem, was geschah, konfrontiert wird. Wir haben jetzt die Schwierigkeit, ihn trotzdem wieder in die Realitaet zurueckzuholen. Nur, wir wissen im Moment noch nicht, wie. Ich gehe jetzt aber erst mal zu ihm und dann sehen wir weiter."

Herr Aster dachte auch kurz vor dem Mittagessen an die Worte von Dr. Rember. Da kam ihm ein Gedanke. Bisher hatte er sich nur um Thimmy gesorgt. Thimmy beschaeftigte sich aber mit dem Schaden, dazu hatte er sich selbst noch gar nicht die Zeit genommen. Er suchte noch etwas aus dem Schrank, sagte Frau Krueger Bescheid und fuhr los. Er wollte erst mal mit niemandem darueber sprechen, was er vorhatte, vielleicht wuerde man dann versuchen ihn davon abzubringen. Es war ja auch nur ein Versuch.

Am naechsten Tag war Herr Aster aeusserst nervoes, und schaute dauernd zur Uhr. Kurz bevor die Geschaefte an diesem Samstag schlossen, fuhr er wieder fuer kurze Zeit weg. Als er wiederkam bat er Frau Krueger darum, dass sie ihm sofort Bescheid geben solle, wenn Thimmy in einer Wachphase sei. Dieses war dann am fruehen Nachmittag der Fall. Er ging in Thimmys Zimmer und sagte zu Frau Krueger: "Gehen Sie ruhig runter und trinken in Ruhe eine Tasse Kaffee. Ich bleibe eine Weile hier."

Dann setzte er sich zu Thimmy ans Bett. Er hielt zuerst mal nur seine Hand, bis Thimmy seine Augen aufschlug und ihn ansah. "Vati", sagte Thimmy nur. Herr Aster hakte jetzt sofort nach, bevor Thimmy wieder in seine Lethargie verfiel: "Hallo Thimmy, heute habe ich etwas mitgebracht."

Thimmy starrte ihn teilnahmslos an und Herr Aster griff in seine Hemdtasche und hielt Timmy ein Foto vor die Augen. Weitere Fotos legte er auf die Bettdecke. Thimmy reagierte erst gar nicht. Dann nahm Herr Aster ein zweites Foto und hielt es Thimmy hin. Thimmy kraechzte erstaunt: "Vati, aber..."?

Jetzt nahm Herr Aster weitere Bilder und Thimmys Miene erhellte sich. Er griff sogar die Hand seines Vatis und zog sie noch naeher heran. Beim naechsten Foto stammelte Thimmy: "Muttis Bilder..., Vati? ..., die Bilder; ...Nicht verbrannt?"

Herr Aster war sehr vorsichtig und sagte nur: "Hier sind alle Bilder."

Thimmy wurde ganz aufgeregt und nahm selbst Bilder von der Bettdecke. So als ob er es gar nicht glauben konnte, nahm er ganz schnell ein Bild nach dem anderen in die Hand. Er sah seinen Vati erstaunt an und Traenen liefen ihm ueber das Gesicht. Es waren Traenen der Erloesung, denn er war von einer schrecklichen Last befreit, die er mit sich getragen hatte. Thimmy stuetzte sich mit einem Arm ab so das er mit dem Oberkoerper hochkam. Den anderen Arm legte er um den Hals seines Vatis, der sich gerne herunterziehen liess und seinen Sohn kuesste. Frau Krueger, die gerade ihren 'Dienst' wieder aufnehmen wollte, schloss leise die Tuer. Hier gab es eine Medizin, die sie Thimmy nicht geben konnte.

Es war erstaunlich, wie jetzt der Gesundungsprozess von Thimmy verlief. Schon am Abend kam Frau Krueger in die Kueche und sagte: "Jetzt muss ich aber erst mal meinem Patienten etwas zu essen machen. Der hat sogar sehr grossen Hunger. Wenn ich mir vorstelle, dass er die anderen Tage kaum etwas gegessen hat, ist das schon ein Wunder."

Auch Dr. Rember war erstaunt, jeden Tag sank das Fieber, und Thimmy hatte solch einen kraeftigen Appetit, so als ob er alles nachholen muesste. Ab dem Mittwoch bettelte Thimmy schon dauernd darum, dass er endlich aufstehen konnte. Am Freitag, genau 14 Tage nach seinem 'Ausflug' war es dann soweit, dass Dr. Rember die Erlaubnis dazu gab. Thimmy durfte schon etwas aufstehen, aber erst am Samstag etwas nach draussen und am Montag wieder zur Schule. Frau Krueger wurde jetzt herzlich verabschiedet und auch sie freute sich mit der Familie, dass Thimmy doch noch gesund geworden war.

13. Gute Investition

Bisher hatten es sowohl Herr Aster als auch Micha vermieden, Thimmy auf sein 'Zuendeln' und Fortlaufen anzusprechen. Im Vordergrund stand Thimmys Genesung, aber es lag doch eine gewisse Spannung in der Luft. Auch Thimmy hatte bisher noch keinen Ton ueber seine Bloedheiten erwaehnt. Herr Aster war sich nicht darueber im Klaren, wie er jetzt weiter reagieren sollte.

Thimmy konnte die ganze Sache nicht total verdraengt haben, denn er hatte seinen Bruder vorsichtig gefragt, wo die Fotos denn herkamen. Dieser erklaerte ihm, dass ihr Vati natuerlich noch die Negative besessen und davon neue Abzuege hatte machen lassen. Da hatte Timmy ihm kommentarlos Geld gegeben, und ihn darum gebeten, zwei neue Fotoalben zu kaufen. Thimmy hatte dann in den letzten Tagen, in denen er im Bett liegen musste, die neuen Abzuege der Fotos in die neuen Alben einsortiert. Keiner wusste so richtig was in Thimmy zu der Zeit vorging. Diesem war bewusst, was er alles gemacht hatte. Er wollte aber auch erst mal seine Krankheit auskurieren, um sich dann mutig mit vollen Kraeften, fuer das, was er getan hatte, verantwortlich zu zeigen.

Es war heute das erste Mal, dass Thimmy, genau 14 Tage nach seinem Zuendeln, wieder das Wohnzimmer betrat. Er hatte es absichtlich so eingerichtet, dass sein Vati im Arbeitszimmer und sein Bruder oben in seinem Zimmer war. Thimmy machte noch ein mal einen tiefen Atemzug und drueckte dann die Klinke herunter. Langsam ging er auf seinen 'Tatort' zu und versuchte zuerst Spuren am Boden zu finden. Er musste schon sehr genau hinschauen, um zu entdecken, dass eine Flaeche etwas neuer aussah. Dann richtete sich sein Blick nach oben. Auch an der Wand selbst, war nur ein Teil der Tapete heller, als die Restliche. Das Regal, was dort gehangen hatte, war nicht mehr vorhanden. Es war gegen ein Neues ausgetauscht worden. Sein naechster Weg fuehrte zu Micha und er fragte ihn erstaunt: "Wie hat Vati das geschafft, dass man vom Brand fast nichts mehr sieht?"

Jetzt schaute sein Bruder in voller Stolz an und sagte: "Nicht Vati, Thimmy, sondern ich habe das gemacht. Wir hatten im Keller noch Reste von der Tapete und vom Teppichboden. Ich habe die verbrannten Reste entfernt und dann habe ich versucht moeglichst genau die Flaechen zu ersetzen. Nur ein neues Regal mussten wir kaufen, dass Holz war doch schon ganz schoen angebrannt."

Thimmy ging auf seinen Bruder zu, umarmte ihn und sagte: "Danke Micha, dass du das fuer mich getan hast. Danke, danke. Ich revanchiere mich dafuer. Bin ich froh, dass ich so einen tollen Bruder habe."

Beiden wurde ihre enge Zusammengehoerigkeit bewusst und jeder musste doch so eine vorwitzige Traene abwischen. Im Haushaltsbuch fand Thimmy dann auch den Eintrag ueber den Kauf des neuen Regals. Er schrieb sich die Summe auf, ging in sein Zimmer und ueberlegte. Mit einem Zettel bewaffnet ging er dann nach unten und dachte: >Jetzt wird's ernst, aber die beiden sollen nicht denken, dass ich fuer das, was ich gemacht habe, nicht Geradestehen kann. Also, los!<

Zuerst fragte er seinen Vati danach, ob er etwas Zeit habe. Nachdem dieser bejahte, holte er seinen Bruder, der seine Schularbeiten beendet hatte, aus dem Wohnzimmer, und stellte sich mutig vor den Schreibtisch seines Vatis. Oh, verflixt, war das schwer. Eben hatte er sich doch alles schon so gut formuliert, aber jetzt, waren alle diese schoenen Saetze verschwunden. >Auch gut, rede ich einfach los, wie es mir in den Sinn kommt.<

Er atmete noch einmal durch, blickte seinen Vati ganz fest in die Augen und sagte tapfer: "Ich habe ja wohl ganz schoenen Mist gebaut. Auch wenn ich in den letzten Tagen noch nichts gesagt habe, so habe ich mir aber doch darueber Gedanken gemacht. Ganz schlimm ist, Vati, dass ich deine ausdruecklichen Anweisungen nicht befolgt habe. Dieses tut mir sehr leid und ich bitte dich um Verzeihung. Ich war ein dummer Ochse und habe gemeint, dass ich das Anzuenden schon koennte, weil ich ja auch aelter geworden bin. Vati, ich bin dann weggelaufen, weil ich mich so schrecklich fuer meine Dummheit geschaemt habe. Ich dachte, dass wir uns nie mehr die schoenen Bilder ansehen koennten, die du doch auch so gern hast."

Jetzt raeusperte Thimmy sich und sagte lauter: "Ich bin nicht weggelaufen, weil ich Angst vor einer Bestrafung hatte. Ich will auch alles, was damit zu tun hat, in Ordnung bringen. Micha, fuer die viele Arbeit die du gemacht hast, uebernehme ich 3 Monate lang deine Hausdienste. Vati, das Regal, was ihr neu kaufen musstet kostet 81,50 DM. Bitte sage mir noch, wie viel Frau Krueger in der Zeit gekostet hat, damit ich dass dazu rechnen kann. Es wird zwar ein bisschen dauern, aber ich moechte mindestens DM 15,- im Monat von meinem Taschengeld zurueckbezahlen. Wenn ich zusaetzlich Moeglichkeiten habe, um etwas zu verdienen, zahle ich auch mehr zurueck."

Herr Aster staunte immer mehr, da Thimmy wirklich an alles dachte. Er war offensichtlich darum bemueht, den Schaden den er angerichtet hatte, wieder gut zu machen. Er war so richtig stolz auf seinen 'Kleinen'. Thimmy hatte kurz verschnauft und sich die Schweisstropfen von der Stirn gewischt. Da Thimmy inzwischen alles ueber seine Rettung wusste, sagte er: "Sobald es Dr. Rember erlaubt, und ich wieder nach draussen darf, werde ich von meinem Ersparten, dass wird dafuer noch reichen, eine gute Flasche Wein kaufen. Vati, du musst aber mitkommen, da ich noch keinen Wein kaufen darf. Die bringe ich dann zu Herrn Spell und bedanke mich bei ihm dafuer, dass er meine Suche ueber den Lokalfunk organisiert hat. Beim Sender habe ich mich schon mit einer E-Mail bedankt. Dann werde ich einen grossen Kasten Pralinen kaufen. Der ist dann fuer die Verkaeuferin im Blumengeschaeft, die auf Grund der Rundfunkmeldung angerufen hat".

Auch Micha betrachtete seinen kleinen Bruder stolz. Es gehoerte schon verflixt viel Mut dazu, diesen Menschen gegenueberzutreten und sich zu bedanken. Micha meinte, dass er nicht auf den Gedanken gekommen waere.

Puh, jetzt kommt der schlimmste Teil, aber ich muss dadurch<, dachte Thimmy und sagte: "Vati, mir ist klar, dass ich von dir, fuer das Alles streng bestraft werden muss. Ich glaube, dass das, was ich gemacht habe ,das Schlimmste ist, was ich bisher angestellt habe. Ich moechte, dass du...".

Jetzt war Thimmys Stimme doch wieder etwas leiser geworden und sein Vati merkte, dass es ihm schwer fiel, weiter zu sprechen. Aber sein juengster Sohn schluckte tapfer den Kloss im Hals hinunter. Jetzt sagte er wieder laut und deutlich, aber recht schnell, um diese schwierige Sache endlich loszuwerden: "Ich moechte, Vati, dass du mir dafuer hart den Hintern durchhaust."

Thimmy dachte: >Endlich ist das auch geschafft<, und erlaeuterte jetzt weiter: "Es haette sogar das ganze Haus abbrennen koennen, wenn Micha nicht so schnell gekommen waere. Also, wuerde ich allein dafuer schon eine Tracht Pruegel verdienen, weil ich deine Anordnungen nicht befolgt habe. Dann noch eine dafuer, dass ich mich durch mein dummes Weglaufen in Gefahr gebracht habe".

Thimmy blickte seinen Vati aengstlich an und fragte vorsichtig: "Vati, meinst du, dass es reicht, wenn du mir genau so viel Schlaege gibst, wie sie Micha damals bekommen hat, als er in der Brauerei war, also 70 Stueck?

Thimmy hatte jetzt zwar alles gesagt, was er sich gedacht hatte, aber Angst hatte er doch davor. So ein bisschen wurden ihm jetzt die Knie weich. Sein Vati starrte Thimmy einen Augenblick mit offenem Mund an. Er konnte wirklich nicht glauben, welche harte Bestrafung da sein Sohn fuer sich forderte. Er merkte aber auch, dass Thimmy das Ganze sehr viel Kraft und Überwindung gekostet hatte und winkte ihn zu sich. Mit etwas unsicheren Schritten ging Thimmy auf seinen Vati zu.

Dieser setzte ihn so halb auf seinen Oberschenkel und strich ihm mit der Hand durch die Locken. Dann sagte er: "Thimmy ich freue mich darueber, dass du einsiehst, welchen grossen Fehler du gemacht hast. Ich finde es ganz besonders gut von dir, dass du bei deiner Wiedergutmachung tatsaechlich an alles gedacht hast. Ich bin stolz auf dich, dass du den Mut hast, nicht nur hier in unserer Familie, zu deinen Fehlern zu stehen. Es ist schon sehr tapfer von dir, dass du dich beim Sender, Herrn Spell und der Verkaeuferin im Blumengeschaeft bedanken moechtest. Aber bist du dir bei dem, was du als Bestrafung fuer dich forderst, auch wirklich im Klaren darueber, was da auf dich zukommt?"

Herr Aster machte eine Pause und sagte dann weiter: "Du warst ja damals bei der Bestrafung deines Bruders dabei und hast gesehen, wie hart das werden wird. Und du hast auch wohl gesehen, dass ich bis zum letzten Schlag immer mit voller Staerke zuhaue."

Thimmy fuehlte sich jetzt direkt bei seinem Vati schon wieder wohler. Er hatte sich das in den letzten Tagen alles ganz genau ueberlegt, und fuer ihn gab es kein Zurueck mehr. Deshalb sagte er auch fest: "Vati, ich habe mir das wirklich lange ueberlegt, aber erst wenn ich die Schlaege bekommen habe, ist fuer mich die Sache erledigt. Ich habe jetzt nur noch keine Zweige mitgebracht, da sie gefroren sind und sofort brechen werden. Da weiss ich im Moment nicht, was ich machen soll."

Herr Aster sagte dann: "Gut, Thimmy, du hast dir das wohl recht gut ueberlegt. Dann haben wir ja nur noch das technische Problem. Ich denke, jetzt, wo du dich offensichtlich fest dafuer entschieden hast, sollten wir auch nicht lange mehr warten."

Herr Aster schmunzelte und sagte: "Ich habe das Gefuehl, als wenn ich fuer euch 2 Schlingel einen Stock doch wohl oefter brauchen werde. Also, sollte ich wohl etwas Geld investieren, und morgen einen Rohrstock kaufen, denn wenn wir dauernd die Zweige nehmen, dann hat der Baum auch bald keine mehr."

Jetzt lachten alle drei auf und Thimmy sagte: "Wenn wir erst mal wissen, dass so ein Rohrstock hier ist, werden wir uns auch wohl noch mehr vorsehen, damit du ihn nicht benutzen musst."

Herr Aster beendete die Sache und sagte: "OK, werde ich morgen einen kaufen, und wir koennen ihn dann ja auch sofort ausprobieren. Vielleicht gibt's dabei ja auch eine Umtauschmoeglichkeit, wenn er dir nicht gefaellt, Thimmy."

Trotz dieser doch sehr ernsten Angelegenheit mussten alle drei wieder lachen. Am Samstag fuhr Thimmy direkt nach dem Fruehstueck los, um seine Dankaktion in die Wege zu leiten. Sein Geld reichte gerade noch fuer die Geschenke, die er kaufen wollte. Zuerst ging er zu Herrn Spell. Dieser schaute sehr erstaunt, als nach seinem 'Herein', Timmy in der Tuer stand. Ganz so fliessend, wie Thimmy es geuebt hatte klappte es nicht mit seiner Dankesrede, er schaemte sich doch sehr.

Aber nachdem Herr Spell ihn freundlich begruesst und sich nach seinem Befinden erkundigt hatte, sagte Thimmy: "Mir geht es wieder sehr gut, und ich moechte mich hiermit," damit reichte er Herrn Spell eine sehr schoen eingepackte Flasche Wein, "bei ihnen dafuer bedanken, dass sie es organisiert haben, dass meine Vermisstenmeldung im Lokalfunk gesendet wurde. Ohne diese Meldung haette die Verkaeuferin im Blumengeschaeft nichts davon erfahren. Und dann haette mein Vati mich nie gefunden, und ich waere erfroren. Herr Spell, vielen, vielen Dank dafuer."

Herr Spell strich ihm uebers Haar und sagte: "Thimmy, dass find ich ganz lieb von dir, dass du dich dafuer bedankst. Dann will ich doch mal nachschauen, was fuer ein nettes Geschenk du mir mitgebracht hast."

Herr Spell wickelte das Papier ab und war erstaunt. Er sagte: "Oh, dass ist aber ein guter Tropfen. Ich denke, selbst bist du wohl noch kein Kenner, aber du hast dich wirklich gut beraten lassen. Die werde ich zur Seite stellen, fuer eine ganz besondere Gelegenheit. Wenn ich sie dann trinke, werde ich an dich denken. Schoenen Dank, Thimmy."

Thimmy fuhr dann schnell weiter, um auch sein anderes Praesent zu ueberbringen. Am Blumenladen wartete Thimmy ab, bis einmal keine weiteren Kunden im Laden waren. Dann ging er hinein und er hatte Glueck. Die gleiche Verkaeuferin war anwesend, von der er das Gesteck fuer seine Mutti gekauft hatte, bevor er in den Wald lief.

Mutig schritt er auf die Frau zu und sagte: "Ich bin Thimmy Aster, ich habe gestern vor zwei Woche bei ihnen ein Gesteck fuer das Grab von meiner Mutti gekauft. Anschliessend bin ich dann wegen einer grossen Dummheit, die ich gemacht habe, weggelaufen. Sie haben dann abends die Suchmeldung im Radio gehoert und meinen Vati angerufen. Durch ihren Anruf ist es gekommen, dass er mich da hinten im Wald gefunden hat."

Thimmy raeusperte sich und sagte weiter: "Ohne sie waere ich dort im Wald erfroren. Ich waere ja schon eher gekommen, aber ich bin da im Wald krank geworden. Heute ist der erste Tag, an dem ich wieder raus darf. Ich bedanke mich recht herzlich bei ihnen, dass sie meinen Vati angerufen haben, und habe hier ein kleines Geschenk fuer sie."

Thimmy reichte den grossen Kasten der Frau hin und dachte: >Dieses hat schon besser geklappt, wie eben beim Herrn Spell.< Die Verkaeuferin hatte Thimmy sofort wiedererkannt und als sie Thimmy so ansah dachte sie: >Was kann denn dieser liebe Junge angestellt haben, dass er von zu Hause weglaufen muss?< Sie sagte dann: "Das ist ja schoen, dass dich dein Vati gefunden hat und du jetzt wieder gesund bist." Indem sie das Papier abwickelte sagte sie: "Das ist aber wirklich sehr nett von dir, dass du mir dafuer ein Geschenk bringst. Och, und so eine phantastische Mischung, dass ist ja ganz grosse Klasse. Vielen Dank dafuer."

Das waere auch erledigt, aber jetzt...!<, dachte Thimmy draussen, und eine Hand ging zu seinem Po. >Ich muss da einfach durch, und werde es wohl ueberleben. Also los!< Beim Mittagessen war Thimmy aussergewoehnlich still, was die anderen beiden gut verstehen konnten. Anschliessend raeumte Thimmy kurz auf und ging dann zu seinem Vati ins Zimmer. Recht leise fragte er: "Vati hast du einen...?"

So richtig klappte es mit Thimmys Sprache nicht. Aber sein Vati wusste wohl, was Thimmy fragen wollte und griff unter den Schreibtisch. Jetzt war Thimmy doch ganz schoen erschrocken, als er sogar 2 Rohrstoecke so aus der Naehe sah. Sie konnten einem doch ganz schoen Angst machen. Beide waren etwa einen Meter lang und so dick wie ein kleiner Finger. Thimmy bemerkte, dass sie tropften und fragte: "Warum sind die denn nass und warum hast du 2 gekauft?"

Sein Vati sah ihn ernst an und sagte: "Zwei habe ich gekauft, da ja mal einer kaputt gehen kann. Nass sind sie, weil sie schon ein paar Stunden im Wasser stehen, dadurch werden sie geschmeidiger. Schau sie dir ruhig naeher an, die werden ganz schoen weh tun."

Nein, Thimmy hatte gar nicht so grosses Interesse daran, sich die harten aber biegsamen Rohrstoecke naeher anzusehen. Er wollte die Sache heute schnell hinter sich bringen und fragte: "Wollen wir denn jetzt, Vati? Dann hole ich Micha."

Sein Vati sagte: "Von mir aus koennen wir, aber ich denke dazu gehen wir ins Wohnzimmer."

Thimmy flitzte die Treppe hoch und fand seinen Bruder am Computer. Thimmy sagte leise: "Micha kommst du jetzt mit ins Wohnzimmer?"

Micha stand auf, ging auf Thimmy zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte: "Thimmy, willst du es denn wirklich machen?"

Er drehte seinen Bruder herum, sah ihn an und sprach weiter: "Du hast doch bei mir gesehen, wie mein Po hinterher aussah. Das tut schrecklich weh, Thimmy. Du brauchst auch nicht zu denken, dass ich dich fuer einen Feigling halte, wenn du es nicht machst. Allein schon heute Morgen deine beiden Aktionen, fand ich ganz grosse Klasse, da gehoert schon verflixt viel Mut zu."

Thimmy antwortete: "Mensch, Micha sieh doch mal, was ich angestellt habe. Das ganze Haus haette abbrennen koennen, und dann noch mein dummes Weglaufen. Nie wieder haetten wir uns gesehen, wenn Vati nicht rechtzeitig gekommen waere. Nein Micha, ich muss die verflixten Schlaege bekommen, ich habe sie mehr als verdient."

Beiden waren jetzt die Traenen gekommen, als sie daran dachten, sich nie haetten wiedersehen koennen. Sie umarmten sich und drueckten sich ganz fest aneinander. Micha sagte seinem Bruder leise ins Ohr: "Ich habe mir damals immer wieder vorgestellt, dass ich tot da liege, und Vati und du stehen daneben und weinen. Und schrei ruhig richtig."

Micha legte dann wieder einen Arm um Thimmys Schulter und so gingen sie dann ins Wohnzimmer. Thimmy fuehlte sich jetzt dadurch etwas gestaerkt, dass sein Bruder bei ihm war. Herr Aster sass schon im Wohnzimmer und die beiden Rohrstoecke lagen auf dem Tisch. Thimmy stellte sich jetzt mutig vor seinen Vati und sagte: "Vati, ich moechte das du mir dafuer, dass ich deine Anweisungen nicht befolgt habe, hier Feuer im Kamin anzuenden wollte und dafuer, dass ich Weggelaufen bin und mich dadurch in Gefahr gebracht habe, 70 Schlaege mit dem Rohrstock gibst".

Herr Aster sah Thimmy ernst an und sagte: "Thimmy, ich gebe dir jetzt, genau wie Micha damals, noch die Moeglichkeit, dass wir die Bestrafung aendern. Ich warne dich aber! Thimmy, wenn wir mit der Bestrafung begonnen haben, gibt's kein zurueck mehr. Ich werde dann auch in keiner Weise mehr, auf dein Schreien und Flehen Ruecksicht nehmen. Ich denke, dass du die Strafe wie Micha letztes Mal bekommen solltest, mit dem einen Unterschied, dass du in jedem Durchgang 3 Mal hochkommen darfst. Also 35 in der tiefen Bueckstellung und 35 ueber der Sofarueckenlehne. Sonst nach den bekannten Regeln, wenn du in einem Durchgang mehr als 3 Mal hochkommst, beginnen wir von vorne. Und du kannst mir sicher glauben, Thimmy, wenn wir begonnen haben, weiche ich auch kein bisschen von den Regeln ab. Also ueberlege noch mal genau, und wenn du dich dazu entschliesst, die Schlaege zu nehmen, dann ziehe deine Hosen aus."

Thimmy brauchte nicht mehr zu ueberlegen, sondern begann sofort damit, seine Schuhe auszuziehen. Dann schlaufte er den Guertel der Jeans los und zog den Reissverschluss auf. Mit einem Ruck zog er dann die Jeans und seinen Slip runter und zog beide Hosen aus. Sein Vater zeigte schon auf einen Platz, wo er sich buecken sollte. Thimmy sah seinen Vati noch mal an und nahm dann die tiefe Bueckstellung ein. Er umfasste sofort sehr kraeftig seine Fussgelenke. Er wollte, wenn eben moeglich, alle 35 Schlaege so durchstehen. Die Frage seines Vatis ob er bereit sei, beantwortete er klar mit: "Ja!"

Dann holte sein Vati weit aus und liess das neue Zuechtigungsinstrument auf die, jetzt noch blassen, Hinterbacken seines Sohnes knallen. Sofort flammte eine gluehende Doppelstrieme, die fuer einen Rohrstockschlag normal ist, auf dem Po seines Sohnes auf. Er hoerte wie Thimmy den angehaltenen Atem ausstiess, sonst aber keine Reaktion zeigte. Wieder durchschnitt der Rohrstock die Luft und fraeste sich Sekundenbruchteile spaeter in die gespannten Pobacken von Thimmy. Herr Aster versuchte ein gleichmaessiges Tempo beizubehalten, um Thimmy besser die Moeglichkeit zu geben, sich auf jeden Schlag einzustellen. Schon schnitt der naechste Hieb in das Fleisch der Hinterbacken und veranlasste Thimmy zu einem ersten unterdruecktem Schmerzenslaut. Und wieder wurde die Luft vom Rohrstock durchschnitten und knallte in das weiche Fleisch von Thimmys Hinterbacken. Thimmy schrie zum ersten mal laut auf. Er merkte, dass er durch einen Schrei noch besser den angehaltenen Atem ausstossen konnte. Und auch Micha hatte doch gesagt: >'Und schrei ruhig richtig'! Ich werde nicht hochkommen, Ich werde nicht hochkommen, Ich werde nicht hochkommen, Ich werde nicht hochkommen, Ich werde nicht hochkommen,< haemmerte Thimmy sich ein, und schrie immer lauter seinen Schmerz hinaus.

Er hoerte die ruhige Stimme seines Vatis: "Das war Nummer 10." Herr Aster zaehlte nicht jeden Hieb laut, sondern gab ihm zwischendurch mal die Zahl an, damit er sich orientieren konnte. Der naechste teuflisch durchziehende Hieb knallte auf Thimmys Po und liess ihn wieder laut aufschreien. Die Traenen flossen schon ab dem dritten Hieb und tropften jetzt mit den ersten Schweissperlen auf den Boden. Der naechste Hieb liess Thimmy hochschnellen wie eine Sprungfeder und er fasste sofort mit beiden Haenden an seine Hinterbacken um den Schmerz 'wegzureiben'.

Es war fuer Herrn Aster genauso hart, wie fuer Thimmy, und auch er unterstuetzte sich mental dadurch, dass er sich vorstellte, was haette alles passieren koennen. Und pausenlos sprach er schon fast zu sich selbst: >Thimmy hat es verdient. Thimmy hat es verdient. Thimmy hat es verdient. Thimmy hat es verdient. Thimmy hat es verdient.<

Auch fuer Micha war es grauenvoll, zusehen zu muessen, wie sein Bruder diese harten Schlaege bekam. Er ging jetzt zu Thimmy und nahm ihn in den Arm. Dabei sprach er ihm leise ins Ohr: "Klasse Thimmy, du schaffst es. Bald ist alles vorueber."

Thimmy wischte entschlossen seinen Schweiss und seine Traenen aus dem Gesicht und bueckte sich wieder. Jetzt schmerzten seine Pobacken schon durch das Buecken, wenn die Haut sich straffte. Er sagte tapfer: "Fertig."

Sein Vater seufzte innerlich, holte weit aus und liess den Rohrstock ein naechstes Mal, mit unverminderter Staerke, auf die jetzt schon etwas gestriemten Hinterbacken seines Sohnes pfeifen. Seine Gedanken waren zwiespaeltig. Sicher hatte Thimmy eine, nein sogar zwei, grosse Dummheiten gemacht. Aber so eine harte Strafe dafuer, sein kleiner Thimmy war doch erst 13 Jahre alt. Aber Thimmy hatte es doch verlangt, also liess er die naechsten Schlaege auf die Hinterbacken seines Sohnes knallen.

Micha beobachtete, wie allmaehlich Thimmys Muskeln begannen zu zucken. Zuerst waren es die Pomuskeln, so als ob sie bemueht waeren, die Schlaege abzuwenden. Aber mit jedem grausamen Schlag kamen noch andere Muskeln hinzu, die unkontrolliert zu zucken und zu zittern begannen. Immer oefter knickte Thimmy bei den Schlaegen in den Knien ein, streckte sie aber sofort wieder gerade, und behielt die Haende um die Fussknoechel verkrampft. Oh je, da war es wieder geschehen.

Beim 18. Schlag sprang Thimmy kreischend hoch und tanzte von einem Bein auf das andere. Herr Aster wandte sich zur Seite, er konnte Thimmy nicht so leiden sehen. Er tat so, als wenn er sich schnaeuzte, denn er haette Thimmy am liebsten in den Arm genommen und getroestet. Als Thimmy sich etwas beruhigte, ging Micha sofort wieder auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Wieder versuchte er seinem lieben Bruder Mut zuzusprechen: "Thimmy, dass war schon der 18.. Mensch, ich haette nicht gedacht, dass du das, mit dem verflixten Stock so tapfer aushaeltst. Ich glaube der ist bestimmt noch schlimmer als die Gerten draussen. Und Vati haut mit aller Kraft. Echt toll, wie du das machst."

Das waren die Worte, die Thimmy brauchte. Sein grosser Bruder sagte ihm, dass er tapfer sei. Wieder streckte er seine Hinterbacken heraus und umfasste krampfhaft seine Fussgelenke. Er keuchte wieder: "Fertig", und man hatte das Gefuehl, als ob er jetzt seinen Po sogar herausfordernd den Schlaegen entgegenstreckte. Thimmy ging durch den Kopf: >Verflixt, schon 2 Mal hochgekommen, und ich habe erst die Haelfte von diesen 35 Schlaegen. Ich muss festhalten, nur nicht von vorne anfangen, ich bin keine Memme, ich muss es schaffen.<

Ihm kam jetzt die Erinnerung an den Grund fuer die Strafe: >Es war doch vollkommen idiotisch was er gemacht hatte, und dann noch wegzulaufen. Warum habe ich damals nicht erst mal ueberlegt? Mist verdammter.< Jetzt lief bei ihm der Film ab, wie er mit seinem Rucksack den Waldrand erreichte und seine Turnschuhe wegwarf. Ohne diese haette ihn sein lieber Vati nie, nie gefunden. Er sah sich jetzt vollkommen steif gefroren im Schnee liegen, und eine Gaensehaut ueberkam ihn. Seine Gedanken brachen ab und eine schreckliche Schmerzwelle rollte durch seinen Koerper. Er wippte von einem Fuss auf den anderen und liess sich in den Knien etwas einknicken. Aber weiter hielt er seine Knoechel umfasst.

Herr Aster hatte seine 'Form' wiedergefunden und striemte weiter mit gleichmaessiger Haerte die Pobacken von Thimmy. Dessen Schreie gingen jetzt in ein Kraechzen ueber, denn seine Stimmbaender waren schon zu sehr beansprucht worden. Im 5-Sekundentackt knallte der Rohrstock erbarmungslos auf das Striemenfeld von Thimmys Hinterbacken. Es war nicht zu vermeiden, dass sich jetzt Striemen kreuzten und an diesen Punkten kleine Blutperlen hervortraten. Verzweifelt umfasste Thimmy seine Fussknoechel und legte dabei soviel Kraft in seine Armmuskeln, dass diese immer staerker begannen zu zittern. Bei jedem Hieb wippte er auf den Fusssohlen und knickte in den Knien ein.

In seinem Gehirn tobte es: >Er sah sich wieder am Kamin stehen. Wieder schoss die Stichflamme hoch, aber diesmal kam Micha nicht, und das Feuer breitete sich schnell aus. Er selbst stand regungslos da und konnte nicht weglaufen. Die Flammen frassen sich an ihm hoch, und er schrie:< "Neiiiiiin", und versuchte das Feuer mit den Haenden abzuwehren. Sein Schrei war Realitaet und seine Haende wehrten auch das fuerchterliche Feuer auf seinem Po ab. Er brauchte einige Sekunden, um die Wirklichkeit zu erkennen. Da nahm ihn auch schon wieder Micha in den Arm.

Thimmy hatte die fuerchterlichen Hiebe gar nicht verfolgen koennen und fragte schluchzend: "Wie viel hab ich jetzt?" Micha streichelte seinen Bruder zaertlich und sagte: "Thimmy das war Spitze, du hast 10 Stueck hintereinander genommen, du hast jetzt 28 und bekommst nur noch 7."

Thimmy war selbst erstaunt und sah seinen Bruder unglaeubig an. Mit verweinter Stimme fragte er: "Nur noch 7, stimmt das?"

Micha schrie fast begeistert: "Ja, Thimmy nur noch 7 von diesen verflixten Hieben. Denk an die Pause, wie schoen es gleich ist, wenn ich dir ein nasses, kuehles Handtuch auf den Po lege."

Das war tatsaechliche Ansporn fuer Thimmy, um sofort wieder seine Stellung einzunehmen. Sein Vati sagte mit ernster Stimme: "Du darfst jetzt nicht mehr deine Stellung verlassen, sonst fangen wir von vorne an."

Thimmy kraechzte schnell: "Ich weiss, ich bin fertig."

Herr Aster sah erschrocken den Po von Thimmy und ueberlegte. Sollte er tatsaechlich noch weiter den Stock auf diese Striemen knallen. Oder, wenn er wenigstens die Staerke der Schlaege reduzierte? Aber Thimmy war sehr empfindsam, wenn er es merken wuerde, dass er nicht mehr mit voller Kraft zuschlagen wuerde, haette er das Gefuehl seine Strafe nicht voll erhalten zu haben. Also liess er wieder den Rohrstock mit aller Kraft auf den Po seines Sohnes peitschen. Genau wie Micha hatte er nur den einen Gedanken: >Thimmy komm nicht hoch!< Und das naechste Mal fetzte der Rohrstock auf die gemarterten Hinterbacken. Thimmys Muskeln zitterten und er wippte auf den Fuessen, aber kein bisschen ruehrten sich die Haende.

Thimmy zaehlte in Gedanken mit: >Noch 5, nicht loslassen; Noch 4, nicht loslassen; Noch 3, gleich ist es vorbei; Noch 2, verflixt, festhalten, gleich ist es vorbei, festhaaalten, nur noch 2.< Wie bei allen Zuechtigungen schlug Herr Aster die letzten beiden Hiebe kurz hintereinander und sagte sofort: "Hochkommen!"

Thimmy sprang hoch und trotz der grauenvollen Schmerzen haette er am liebsten gejubelt. Sein Vati sagte nur: "Eine Viertelstunde Pause", und verliess schnell das Wohnzimmer. Micha war schon vorher aus dem Wohnzimmer gegangen und hatte eine grosse Flasche Limo, und ein mit kaltem Wasser getraenktes Handtuch geholt. Thimmy sah seinen Bruder dankend an und trank in gierigen Zuegen. Dann sagte Micha: "Los leg dich hin."

Diese Aufforderung war gar nicht noetig. Thimmy ging schnell zum Sofa und legte sich schnell auf den Bauch. Er stoehnte erleichtert auf, als das kuehle Handtuch seine verstriemten Hinterbacken beruehrte. Micha setzte sich zu seinem Bruder streichelte ihm sanft ueber den Kopf und sagte: "Weisst du noch was du letztes mal gesagt hast, als ich meine Tracht Pruegel bezogen habe: 'Wer weiss, vielleicht mache ich ja auch mal son Mist. Ich glaube dann wuerde ich Vati auch um Schlaege bitten, vielleicht nicht ganz so viel'. Und jetzt hast du ihm sogar gesagt, dass du genau soviel haben willst. Das ist verdammt stark von dir. Ich wuesste keinen, der so etwas machen wuerde."

Micha nahm das Handtuch und sagte: "Bin sofort wieder da."

Eine Minute spaeter war er wieder zurueck und legte das neu durchnaesste Handtuch auf den Po seines Bruders. Micha fragte vorsichtig: "Bereust du es, dass du die Schlaege gewaehlt hast?"

Thimmy sah seinen Bruder erstaunt an und erwiderte heftig: "Was denkst du eigentlich? Mir brennt mein Po zwar wie Feuer und wenn ich daran denke, dass gleich auch noch die Beine drankommen, dann habe ich echte Angst. Hast du keine Angst gehabt, Micha?", fragte Thimmy noch vorsichtig.

Micha sagte sofort: "Aber sicher hatte ich auch Angst, und es wird wohl niemanden geben, der das nicht hat. Das ist aber doch gerade der Mut, dass man trotzdem, dass man Angst hat, weitermacht."

Thimmy sah seinen Bruder mit traenenueberstroemtem, erhitztem Gesicht an und fragte: "Du Micha, wird das sehr schlimm gleich, auf die Beine. Und meinst du wirklich, dass ich das auch noch schaffe?"

Micha ging auf die Knie, damit er ganz dicht mit seinem Kopf bei Thimmys Gesicht war, legte seinen Arm um Thimmy und drueckte seine Wange dicht an die von seinem Bruder. Dann nahm er ein Taschentuch, wischte seinem Bruder das Gesicht ab und sagte: "Ganz bestimmt, und fuer mich bist du aber jetzt schon der Groesste. Sogar viel tapferer, als alle die komischen Figuren im Fernsehen. Das tut gleich verdammt weh, ich meine sogar mehr wie auf den Po, aber ich weiss genau, du schaffst das. Ganz bestimmt. Denk dran, dass in ein paar Minuten alles vorbei ist. Und die Lotion werden wir auch haben, oder Vati kauft sie jetzt gerade, genau wie letztes mal, bei mir. Unser Vati denkt doch an alles. Also, gleich nur noch ein paar Minuten, du schaffst das schon!"

Er nahm Thimmy jetzt noch mal das Handtuch vom Po und kam kurze Zeit spaeter mit einem frisch durchnaesstem, kuehlem Tuch wieder. Timmy stoehnte wohlig auf, und immer wieder rief er sich die Worte seines Bruders ins Gedaechtnis zurueck. Thimmy war durch den Zuspruch seines Bruders ganz ruhig geworden und es schien ihm neue Kraft durch den Koerper zu fluten. Wieder eng aneinander gedrueckt waren die zwei , als ihr Vati wieder zurueckkam.

Er hatte auch eine ganze Weile gebraucht, um alles in seinem Kopf zu ordnen. Die Suche nach einer Moeglichkeit, um Thimmy zu einer anderen Bestrafung zu ueberreden, hatte er aufgegeben. Deshalb hatte er sich nur darauf konzentriert, dass er jetzt seine schwankenden Gefuehle kontrollieren konnte. Trotz des Mitleids, was er mit Thimmy hatte, wollte er doch die weitere Bestrafung mit aller Haerte vollziehen, und sagte: "Thimmy, bist du bereit?"

Thimmy stand sofort auf und sagte fest: "Ja Vati, wir koennen weitermachen."

Sein Vati legte ihm einen Arm um die Schulter und schob ihn leicht auf die Rueckseite des Sofas, indem er sagte: "Du warst bisher sehr tapfer, bald ist alles vorbei. Aber erinnere dich an die Regeln. Halte dich also gut in den Sitzkissen fest, es wird sehr schlimm werden."

Thimmy legte sich auch sofort ueber die Ruecklehne des Sofas, rueckte noch ein wenig hin und her, bis er die richtige Lage gefunden hatte und sagte dann: "Fertig."

Er hoerte wieder das furchterregende Zischen als der Rohrstock die Luft durchschnitt, und Sekundenbruchteile spaeter durchzog ein wahnsinniger Schmerz, beginnend auf den Oberschenkeln, seinen ganzen Koerper. Verzweifelt krallte er seine Haende noch fester in das Sitzkissen und schon traf der Rohrstock erneut seine Schenkel. Wie bei der Zuechtigung von Micha peitschte Herr Aster zuerst die empfindlicheren Bereiche, etwas oberhalb der Kniekehle und im Übergang der Oberschenkel zum Po. Immer wieder zog der Rohrstock eine neue rote Strieme, die sich gerade in diesen Bereichen schnell mit Blut fuellten und zu platzen drohten. Thimmys Stimmbaender hatten sich in der Pause wohl etwas erholt, denn er schrie jetzt wieder seinen Schmerz mit lauter Stimme hinaus. Dazu strampelte er jedes Mal mit den Beinen, ohne allerdings seine liegende Stellung zu verlassen.

Oh, schon beim 8. Hieb geschah es, dass Thimmys Haende nach hinten flogen und er durch diese Gewichtsverlagerung aus seiner Stellung abrutschte. Seine Haende griffen an eine besonders schlimm schmerzende Stelle, genau im Übergang des rechten Oberschenkel zum Po. Sofort kam Micha wieder, troestete seinen Bruder und sprach ihm gleichzeitig Mut zu. Schon fast wuetend darueber, dass er so frueh hochgekommen war, legte sich Thimmy wieder in die Position. Er verkrallte die Haende jetzt unter dem Sitzpolster ineinander. Er schrie schon fast: "Weiter."

Sein Blick fiel auf den Kamin, wo alles mit begonnen hatte. >Ich bin ein verdammter Idiot, wenn Vati uns...< "Aaaauuu!" >wenn er etwas verbietet, hat das seinen Grund.< Und der naechste scheussliche Hieb brachte Thimmy zum aufschreien. Der naechste Schlag schien seine Kehrseite auseinander zu reissen, und er zappelte kurz. Er legte sich aber sofort wieder richtig in die Position, um den naechsten beissenden Hieb entgegenzunehmen. >Durchhalten, festhalten, nicht die Haende loslassen!< Das naechste Mal knallte dieser verflixte Rohrstock auf seine Pobacken. >Nein, ich lasse nicht los!<

Und wieder das Surren des Rohrstocks und der fuerchterliche, schneidende Schmerz auf seinen Oberschenkeln. Thimmy versuchte zwischen den Hieben gleichmaessig zu atmen und seine ganze Konzentration galt den kommenden Hieben. Jetzt sah Thimmy wieder Phantasiebilder: >Das Haus bestand nur noch aus rauchenden Truemmern und Arm in Arm standen sein Vati und sein Bruder am Rand und weinten. Da legten Helfer etwas auf eine Tragbahre.< Wie in einem Film fuhr sein geistiges Auge naeher heran: >Auf der Trage lag er selbst, total schwarz und seine Kleidung hing nur noch in Fetzen am Koerper. Er wurde an seinem Vati vorbeigetragen und kraechzte:<

Herr Aster hielt einen Moment den naechsten Hieb zurueck, als er hoerte: "Bitte verzeihe mir Vati, dass habe ich nicht gewollt."

Er wollte aber auch den Rhythmus nicht verlieren und liess den naechsten Schlag gnadenlos auf die Oberschenkel von Thimmy knallen. Und das naechste Mal holte er aus, und was schon einige Male geschehen und nicht zu vermeiden war, trat wieder ein. Eine andere Strieme wurde getroffen und ein Blutfaden rann am Oberschenkel herunter. Das war jetzt wieder zuviel fuer Thimmy und er sprang foermlich aus seiner Stellung und huepfte wild im Wohnzimmer herum. Langsam beruhigte er sich und fuehlte wieder die Arme seines Bruders, die sich zaertlich um ihn legten. Thimmy hatte die Realitaet kaum mitbekommen und schluchzte: "Micha, wie viel habe ich noch?"

Sein Bruder sagte begeistert: "Thimmy nur noch 8, dann ist alles vorbei. Mensch Thimmy, 19 Schlaege hast du geschafft, ohne hochzukommen. Das ist einfach, ...einfach, kaum zu glauben. Du bist echt Spitze. Mensch Thimmy, das hab ich ja, glaube ich, noch nicht einmal selbst geschafft. Hey, Thimmy, gleich ist es vorbei."

Thimmy schaute seinen Bruder unglaeubig an, er konnte sich gar nicht vorstellen, schon so nah am Ziel zu sein. Er fragte vorsichtig: "Stimmt das wirklich?"

Micha streichelte ihn zart und sagte: "Meinst du etwa ich beluege dich?"

Micha versuchte seinen Bruder aufzuheitern und fuegte an: "Ich passe schon auf, dass du keinen Schlag zuviel bekommst, Vati kann sich ja mal verzaehlen."

Thimmy hatte nur noch eine Zahl im Kopf: >8 Stueck, dann ist alles vorbei, vorbei, vorbei.< Thimmy sammelte noch mal alle Kraefte und legte sich wieder in seine Strafposition. "Fertig!", sagte er entschlossen und nahm sich vor, gar nicht noch einmal hochzukommen. Er wollte es, genau wie Micha auch schaffen, nur 2 Mal hochzukommen. Mit einer schon bald uebermenschlichen Überwindung liess er dann die letzten 8 schneidenden, zerfetzenden Hiebe ueber sich ergehen. Wie durch eine Nebelwand hoerte er die Worte seines Vaters: "Thimmy, du hast es ueberstanden, es ist vorbei."

Langsam erhob Thimmy sich, testete vorsichtig ob seine Beine ihn auch hielten, streckte stolz seine Brust vor und nahm schon fast eine militaerische Haltung an. Dann wischte er mit dem Arm die Traenen aus seinem Gesicht, drehte sich zu seinem Vati um, sah seinen Vati fest in die Augen und sagte erschoepft, aber gluecklich: "Lieber Vati, ich danke dir dafuer, dass du mich so hart und gerecht bestraft hast. Bitte verzeihe mir Alles, ich habe mich idiotisch benommen, und habe nicht gewollt, dass es so ausging."

Das alles wurde jetzt aber fuer Thimmy doch zuviel, und ihm wurde schwarz vor Augen. Sein Vati griff aber reaktionsschnell zu und nahm Thimmy auf seine Arme. Er trug ihn hoch in sein Zimmer und legte ihn mit dem Bauch auf das Bett. Micha brauchte keine Anweisungen und holte die Lotion. Beide begannen sie dann zaertlich die kuehlende Substanz auf Thimmys geschundene Koerperstellen zu reiben. Sie hatten ihre 'Arbeit' noch gar nicht beendet, als Thimmy schon wieder die Augen aufschlug. Er schaute sich etwas verstoert um und sein Vati liess Micha die Samariterfunktion allein weiter ausueben.

Er setzte sich zu Thimmy aufs Bett und strich ihm sanft durch das lockige Haar. Er sagte dann: "Du hattest nur einen kleinen Black-out. Aber jetzt ist alles vorbei. Du hast mich eben noch um Verzeihung fuer Alles gebeten. Du hast jetzt eine fuerchterliche Tracht Pruegel bekommen. Und mein Junge, ich bin sehr stolz darauf, wie tapfer du diese Schlaege ertragen hast. Du kannst mir glauben, dass ich keinen einzigen Schlag weniger stark ausgefuehrt habe. Es wird sogar nur wenig Erwachsene geben, die so tapfer sind, und sich so beherrschen koennen, wie du Thimmy. Ich verzeihe dir alles und wir werden nie mehr darueber sprechen, aber nur unter einer Bedingung."

Thimmy sah seinen Vati erstaunt an. Wollte er ihm noch eine andere Strafe aufbrummen? Herr Aster sprach weiter: "Ich denke die Schlaege sind vollkommen ausreichend als Bestrafung und Wiedergutmachung. Daher werde ich dir nur verzeihen, wenn du das Geld, fuer das Regal und fuer Frau Krueger nicht zurueck bezahlst."

Thimmy wollte zuerst protestieren, sagte aber dann strahlend: "In Ordnung Vati!"

Jetzt brach die ganze Erleichterung ueber Thimmy herein. Traenen rannen ihm wieder ueber das Gesicht. Er stemmte sich etwas im Bett hoch, legte einen Arm um den Hals von seinem Vati und sagte ganz leise, aber voller Überzeugung: "Danke Vati!"

Er besiegelte alles mit einem dicken Kuss. Herr Aster stand auf und liess die beiden Jungen allein. Micha setzte sich zu seinem Bruder aufs Bett und streichelte ihm beruhigend ueber den Ruecken. Er sagte dann: "Also, Thimmy, dass war echt stark, wie du die Schlaege eingesteckt hast. So tapfer wie du, ist kein anderer. Das macht dir keiner nach. Ich bin froh, dass ich so einen tapferen Bruder habe, und nicht so ein Weichei, wie andere."

Micha sagte das nicht, um Thimmy zu troesten, nein er war tatsaechlich ueberzeugt von dem, was er sagte. Er konnte ja auch wohl am besten beurteilen, welche Schmerzen Thimmy ausgehalten hatte. Die Erinnerung an seine Tracht Pruegel kam zurueck und er schuettelte sich vor Grauen. Die gleichmaessigen Atemzuege seines Bruders zeigten ihm, dass dieser wohl vor Erschoepfung eingeschlafen war. Leise schlich er sich aus dem Zimmer.

Am spaeten Nachmittag kam Dr. Rember um nach seinem Sorgenkind zu sehen. Herr Aster bereitete ihn schon darauf vor, was er zu sehen bekam und Dr. Rember sagte: "Ich denke, wenn Thimmy schon selbst nach Schlaegen als Bestrafung verlangt, ist auch nichts dagegen einzuwenden. Wir wissen ja, wozu Schuldgefuehle fuehren koennen. Wenn diese dann, durch eine Tracht Pruegel abgebaut werden ist das doch in Ordnung."

Thimmy war gerade aufgewacht, als Dr. Rember sich zu ihm ans Bett setzte. Dr. Rember sah auch sofort das Striemengewirr auf Thimmys Po und Oberschenkeln. Thimmy lag naemlich immer noch so auf dem Bett, wie nach dem Einreiben. Dr. Rember fragte: "Tut es noch sehr weh?", und zeigte auf Thimmys Po.

Thimmy strahlte ihn fast an und sagte: "Das brennt noch wie verrueckt, aber bei dem Mist, den ich gebaut habe, habe ich es ja verdient."

Dr. Rember fragte weiter: "Und wie geht es dir sonst heute?"

Thimmy ueberlegte kurz und sagte: "Ich bin sonst, glaube ich, wieder topfit."

Dr. Rember untersuchte Thimmy noch mal gruendlich und sagte dann: "Ich bin auch mit dir zufrieden. Du solltest aber deinen Koerper in den naechsten 2 Wochen noch nicht so stark beanspruchen. Und auch grosse Temperaturunterschiede solltest du vermeiden. Ich gebe dir hier noch einen Zettel, dass du auch in den naechsten 2 Wochen vom Schulsport und Schwimmen befreit bist."

Dieses war tatsaechlich eine medizinische Notwendigkeit. Dr. Rember machte das nicht hinsichtlich der Striemen, die sonst fuer andere sichtbar wurden. Das war halt der positive Nebeneffekt. Es wurden jetzt schlimme Tage fuer Thimmy. Trotz der Lotion, die sein Vati oder Micha immer wieder auf die Striemen rieben, spuerte er diese, bei jeder Bewegung, wo sich die Haut auch nur etwas spannte. Am schlimmsten waren die harten Holzstuehle in der Schule. Wenn er sich dort hinsetzte, verzog er in den ersten Tagen immer schmerzhaft das Gesicht.

Aber in keiner Minute bedauerte er seine Entscheidung und es kam ihm auch nicht in den Sinn, seinem Vati boese zu sein oder ihn zu hassen.


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