Bitte lesen Sie zum besseren Verstaendnis zunaechst Teil 1 und 2 der Geschichte.
Das Fruehstueck verlief bei Schulzes an diesem Sonntagmorgen recht beschaulich. Gesprochen wurde nur das Noetigste. Michael, der vor wenigen Minuten von seinem Vater eine ordentliche Tracht Pruegel bezogen hatte, rutschte gelegentlich etwas unruhig auf seinen vier Buchstaben herum, was ja auch kein Wunder war. Seinen Augen sah man deutlich an, dass es vorhin eine Menge Traenen gegeben hatte. Trotzdem ass er schon wieder mit grossem Appetit. Michi und sein Bruder Frank trugen auf Befehl ihres Vaters kurze Lederhosen, die beim Aufraeumen des Schuppens sehr praktisch sein wuerden, da sie ziemlich unempfindlich waren. Dass die nackten Oberschenkel und Waden der Jungen sehr wohl Opfer von etwaigen Attacken scharfkantiger Gegenstaende sein konnten, wurde hingegen in Kauf genommen. Man musste sich halt entsprechend vorsehen.
Frisch gestaerkt machten sich die ‚drei Maenner' an die Arbeit, waehrend Rosi Schulze sich um die Waesche kuemmerte, um dann spaeter an die Vorbereitung des Mittagsbratens zu gehen. Der Schuppen barg ein wildes Durcheinander von Objekten verschiedenster Groesse, Beschaffenheit und Zwecke: Arbeitsgeraete fuer Garten und Haus, alte Moebel, Spielzeug aus den jeweiligen Entwicklungsstufen der beiden Jungen, Bretter und Latten, Krims und Krams. Anfangs schien es fast unmoeglich zu sein, so etwas wie Ordnung in dieses Chaos zu bringen und dabei auch noch dringend benoetigten Raum zum Stehen und Gehen zu schaffen, doch wie durch ein Wunder dauerte es nur gut eine Stunde, bis erste Fortschritte zu erkennen waren. Peter Schulze stellte mit innerer Befriedigung und einem gewissen Stolz fest, dass seine Soehne unter vernuenftiger Anleitung durchaus willens und in der Lage waren, praktisch zu arbeiten und dabei ordentlich mit anzupacken. So ging es munter voran, und als Schulze irgendwann auf seine Armbanduhr sah, stellte er fest, dass es bereits fast Zeit fuers Mittagessen war.
„Jungs, es ist schon nach halb eins", sagte er und wischte sich zum wiederholten Mal den Schweiss von der Stirn, „Zeit zum Duschen. Wir waren richtig gut bisher. Den Rest koennen wir nachher noch machen."
Die Jungs nahmen die letzten Worte ohne Widerrede hin. Jeder dachte zwar, dass es wohl an diesem Tag nichts mehr mit dem Badesee werden wuerde, aber sie hueteten sich wohlweislich, etwas zu dem Thema zu sagen. Nur nicht das Risiko eingehen, dass ihr Vater sich nochmals einen von ihnen oder gar beide vornehmen wuerde! Sie gingen ins Haus, wuschen sich den Schmutz von den Koerpern, zogen sich andere Sachen an und versammelten sich schliesslich um den Mittagstisch. Als Michi sich mit Schwung auf seinen Stuhl setzte, verzog er schmerzhaft das Gesicht. Er hatte gar nicht an sein arg versohltes Hinterteil gedacht, und das raechte sich nun fuehlbar. Peter Schulze laechelte versonnen, sagte aber nichts. Die ‚drei Maenner' vernichteten den koestlichen Rinderbraten in Rekordzeit, wie Rosi mit grossem Vergnuegen beobachtete. Anschliessend gab es Eis mit eingemachten Fruechten.
„Mein Schatz, du bist die beste Koechin weit und breit", sagte Peter Schulze voller Überzeugung, und drueckte seiner Frau einen dicken Kuss auf den Mund.
„Aber immer noch nicht so gut wie deine Mutter, ich weiss", stichelte Rosi laechelnd.
Schulze grinste schief. „Das hab' ich nie behauptet", brummelte er und zuendete sich eine Zigarette an.
„Doch, doch, mein Schatz, und das weiss du auch", setzte sie noch einen oben drauf.
Peter verzichtete darauf, noch etwas zu entgegnen.
Behaglich lehnte er sich zurueck und wandte sich an seine Soehne: „Also, ich lege mich jetzt ein bisschen aufs Ohr. Danach gehen wir wieder in den Schuppen. Wenn ihr weiterhin so gut mitarbeitet wie bisher, koennen wir um vier Uhr fertig sein. Und dann duerft ihr noch fuer ein paar Stunden an den See."
„Juhuuu!"
Frank war hin und weg vor Begeisterung. Sein Bruder reagierte nicht so laut, aber auch ihm war deutlich anzusehen, dass er erleichtert war. Seine Freude sollte aber sofort einen empfindlichen Daempfer erhalten.
„Michi, du kannst mal eben was fuer mich erledigen. Der Rohrstock, mit dem du vorhin welche gekriegt hast, gehoert naemlich nicht mir, sondern Herrn Rolleck. Den bringst du ihm jetzt zurueck. Und vergiss nicht, ihm noch mal ein Dankeschoen von mir zu bestellen."
Michael starrte seinen Vater entgeistert an.
„Was ... wieso?!?", entfuhr es ihm unglaeubig.
„Irgend welche Einwaende?"
Peter Schulze legte es jetzt darauf an. Er wusste, dass sein Sohn diese Sache vielleicht fuer sein Leben nicht vergessen wuerde, aber er wollte seinem Ältesten und damit natuerlich auch Frank ein fuer alle Mal klar machen, dass ihr Vater es ernst meinte mit dem geforderten Gehorsam. Und dazu sollte nach der kraeftigen Abreibung auch diese damit verbundene Aktion beitragen. Es war ihm sogar egal, was Rosi davon halten mochte. Darueber wollte er jetzt nicht nachdenken.
Michael war unter seiner Sommerbraeune blass geworden. Er kaempfte mit sich. Was wuerde passieren, wenn er seinem Vater widersprechen wuerde? Noch eine Tracht? Diesmal vielleicht gar ausschliesslich mit dem Rohrstock? Diese Gefahr bestand ohne Frage. Nein, das wuerde er nicht aushalten koennen. Sein Hintern hatte an diesem Tag schon mehr als genug abbekommen. Und so tat er das einzig Moegliche.
„Nein, keine Einwaende", sagte er leise.
„Sehr gut. Und damit es erst gar keine Missverstaendnisse gibt: Morgen fahre ich in die Stadt und kaufe genau so einen Stock. Der wird dann immer auf dem Kuechenschrank liegen, es sei denn, dass er gebraucht wird. So, und nun hol' das Ding aus dem Schlafzimmer und bring es rueber zu Rollecks."
„Aber wo soll ich den Stock denn reintun?", entfuhr es Michael.
„Das ist dein Problem. Sieh' zu, dass du irgendwas findest. Und sonst nimmst du ihn halt ganz einfach so wie er ist. Um diese Zeit ist sowieso kein Mensch auf der Strasse, der dich sehen koennte. Und falls doch, dann denkt er sich halt seinen Teil. Davon wirst du nicht gleich sterben. Und nun ab durch die Mitte. Ich leg' mich hin. Mahlzeit."
Peter Schulze stand auf und verzog sich ins Wohnzimmer, um auf dem gemuetlichen Sofa sein sonntaegliches Gesundheitsschlaefchen zu absolvieren. Der Rest der Familie erhob sich ebenfalls.
„Frank, wir beide raeumen jetzt den Tisch ab, und dann machen wir zusammen den Abwasch", bestimmte Rosi. Gleich darauf waren die beiden schwer beschaeftigt.
Michael machte den schweren Weg ins Schlafzimmer. Dort, auf der Kommode, lag er, der duenne gelbbraune Rohrstock, der auf seinen Hinterbacken ein so schreckliches Feuer verursacht hatte. Dabei sah er so harmlos und ungefaehrlich aus. Michi ging auf die Kommode zu und nahm den Stock in die Hand. Mit Schaudern erinnerte sich Michi an das Geraeusch, dass das Ding verursacht hatte, als sein Vater es durch die Luft hatte sausen lassen. Es wog fast nichts, war aber ziemlich lang. Zu lang, um es in irgend einer Tasche verschwinden lassen zu koennen. Der Junge ueberlegte angestrengt. Endlich fiel ihm ein, dass es in die Schutzhuelle seines Luftgewehrs passen wuerde. Er nahm den Stock mit in den Keller, wo die Waffe an einem Haken hinter der rechten Tuer hing. Hurra, es funktionierte! Der Stock schaute zwar ein paar Zentimeter aus der Huelle heraus, aber das war nicht so schlimm. Erleichtert schloss Michael die Kellertuer ab und verliess das elterliche Haus.
War jemand auf der Strasse? Nein, der staubige Weg lag verlassen im gleissenden Mittagssonnenlicht. Michi beeilte sich trotzdem. Sein Hintern brannte immer noch von den vielen Schlaegen mit dem Pantoffel, und die drei Stockstriemen machten sich bei jedem Schritt unangenehm bemerkbar. Am liebsten haette er vor lauter Wut geheult, aber er riss sich zusammen. Das geduckte rote Backsteinhaus der Rollecks wirkte wie ausgestorben. Michi oeffnete das leicht knarrende Gartentor. Er ging durch den Vorgarten, nahm die drei Stufen zur Eingangstuer und klingelte. Das Geraeusch war schrill und verebbte dann im Flur. Sein Herz klopfte wie verrueckt. Es dauerte, bis schliesslich jemand eine Tuer im Innern des Hauses oeffnete. Michi sah, dass es Klaus Rolleck war. War das nun gut oder schlecht? Klaus sah Michael erstaunt an.
„Hallo."
„Hallo. Ich ... soll euch was zurueckbringen."
Mit diesen Worten zog er den Rohrstock aus der Luftgewehrhuelle und hielt ihn Klaus entgegen. Das Gesicht des Nachbarsjungen lief in Sekundenschnelle tiefrot an.
„W ... wieso?", stammelte er verlegen.
Michi spuerte, dass auch ihm das Blut in die Wangen schoss.
„Den hatte sich mein Vater von deinem ausgeliehen. Ich soll noch vielen Dank sagen."
Wenn sich in diesem Augenblick der Boden aufgetan und ihn verschluckt haette, waere es Michael nur recht gewesen. Klaus schien es genau so zu gehen. Der Junge griff nach dem Stock und murmelte, dass er seinem Vater den Dank ausrichten wuerde.
„Wer ist da an der Tuer?".
Das war eindeutig Herrn Rollecks Stimme gewesen.
„Michael Schulze", rief Klaus nach hinten.
„Was will er denn?"
Klaus zoegerte, rief dann aber: „Er hat den Rohrstock zurueckgebracht."
„Soll mal reinkommen!", ertoente wieder die Stimme von Klaus' Vater.
Die beiden Jungen sahen sich an. Michael wollte rufen, dass er leider keine Zeit habe, aber bekam kein Wort heraus. Sowohl das ‚leider' als auch die Behauptung selbst waeren ja auch gelogen gewesen.
Klaus liess Michael herein, schloss die Haustuer und stellte den Rohrstock in eine Ecke. Michael legte die Gewehrhuelle daneben. „Hier lang", sagte Klaus und ging voran. Sie betraten das relativ kleine Wohnzimmer, in dem Rudolf Rolleck gerade seinen Mittagsschlaf beendet zu haben schien. Vielleicht hatte die Klingelaktion ihn auch nur unterbrochen. Klaus' Vater sass mit zerzaustem Haar in Unterhemd und einer kurzen beigen Leinenhose auf dem Sofa.
„Hallo Michi!", begruesste er den Jungen von Gegenueber. „Wie geht's dir denn so?"
Michael gab ihm die Hand und ueberlegte, was er darauf antworten sollte. „Danke, ganz gut", bekam er schliesslich heraus.
„Wie fuehlt sich so ein Rohrstock denn auf dem Allerwertesten an?"
Erde, tu dich bitte auf !!
„Wie viel hast du denn gekriegt beim ersten Mal?", fragte Herr Rolleck mit ehrlicher Neugier.
Michael schaemte sich zu Tode. Bitte, Erde, tu doch irgendwas !!
„Drei", sagte er leise.
„Nur drei? Da hast du aber Schwein gehabt, Junge. Mein Klausi hat gestern fuer sein schlechtes Zeugnis ein rundes Dutzend kassiert. Nicht wahr, mein Sohn?"
Der schlanke Junge stand mit gesenktem Kopf im Tuerrahmen und erforschte das Teppichmuster.
„Sprichst du nicht mehr mit deinem Vater, oder was?"
„Doch." „Na, da bin ich ja dankbar. Komm' mal her."
Mit aengstlichem Gesicht ging der Junge langsam auf das Sofa zu und machte vor seinem Vater halt.
„Jetzt zeig' deinem Freund doch mal, wie es aussieht, wenn man eine richtige Tracht mit dem Stock bekommen hat."
„Wir sind gar keine Freunde", dachte Michael unwillkuerlich, bevor das eben Gesagte sein Gehirn komplett erreicht hatte. Was hatte Herr Rolleck gesagt?
Klaus starrte seinen Vater entsetzt an.
„Was ist? Na los, lass' mal kurz die Hosen runter und zeig' Michi dein gestreiftes Hinterteil! Er soll doch wissen, was in Zukunft auf ihn zukommt, wenn er zu Hause nicht spurt."
Der Vierzehnjaehrige ruehrte sich nicht. „Vati ...", begann er.
Mit einer schnellen Bewegung zog Herr Rolleck den Jungen zu sich heran, legte ihn sich uebers Knie und klatschte mit der flachen Hand ein paar Mal kraeftig auf die Leder behosten Pobacken.
„Au, au, auu!!", jammerte Klaus.
„Wirst ... du ... mir ... jetzt ... wohl ... gehorchen?!". Herr Rolleck akzentuierte jedes Wort mit einem Hieb auf die nackten Oberschenkel seines Sohnes. Dann entliess er den Jungen aus seiner Bauchlage und stellte ihn wieder vor sich hin. Waehrend ihm ein paar Traenen ueber die Wangen liefen, beeilte sich Klaus, dem Befehl seines Vaters nachzukommen. Sich von Michael weg drehend, oeffnete er Knopf und Reissverschluss seiner Lederhose. Michi starrte auf die roten Flecken, die Herrn Rollecks Hand auf Klaus' Oberschenkeln hinterlassen hatte. Die Lederhose wurde nun hinuntergeschoben, und die kurze weisse Unterhose liess bereits den Blick auf einige tief angesetzte Rohrstockstriemen zu. Dann wurde auch der Slip von den Pobacken gezogen und offenbarte die gesamte Erziehungsflaeche. Deren Grundfarbe war ein frisches rosa, doch die eindrucksvollen Spuren des Stockes hatten sich mittlerweile von knallrot und blau ueber gelblich bis grauschwarz verfaerbt und liessen mehr als deutlich erahnen, dass Klaus an diesem Tag ganz erhebliche Sitzbeschwerden haben musste. Michael konnte seine Augen nicht von diesem Anblick losreissen. Eine Gaensehaut lief ihm ueber den Ruecken und liess ihn froesteln, gleichzeitig aber wurde ihm ganz heiss. Er schluckte trocken.
„Gut. Hosen wieder hoch", kommandierte Herr Rolleck.
„Ich muss jetzt auch wieder rueber", sagte Michael.
„Dann gruess' mal deinen Vater schoen von mir. Und sag' ihm, dass er sich Rattanstoecke besorgen soll. Das sind die besten. R-A-T-T-A-N. Kannst du dir das merken?"
„Ich ... ich glaube schon." „Gut. Und du gehst auf dein Zimmer und steckst die Nase ins Englischbuch", wandte er sich an seinen Sohn.
„Ja, Vati", sagte Klaus.
Michi gab Herrn Rolleck zum Abschied die Hand und wurde von Klaus noch bis zur Haustuer gebracht. Dort nahm er die Gewehrhuelle wieder an sich.
„Kommst du spaeter noch zum See?", fragte er den Nachbarsjungen hoeflich.
Klaus schuettelte den Kopf. „Bestimmt nicht", sagte er leise.
Sie verabschiedeten sich hastig und ohne Haendedruck.
Spaeter stand Michael staendig der Anblick von Klaus' verstriemten und verfaerbten Hinterbacken vor Augen, und er schwor sich innerlich, in Zukunft immer ganz, ganz brav zu sein. Am naechsten Tag kaufte sein Vater in der Stadt zwei Qualitaetsohrstoecke aus Rattan. Einen davon legte er gut sichtbar auf den Kuechenschrank, und der andere kam fuers Erste in den frisch aufgeraeumten Schuppen.