Liebe Leser, auch wenn ich vergessen hatte darauf hinzuweisen, die Geschichte geht natuerlich weiter. Ich hoffe, dass sie nicht enttaeuscht waren sind, dass zum Ende des Letzten und zum Anfang dieses Teils keine Zuechtigungscenen beschrieben wurden. Aber lesen sie nur weiter, es geht damit weiter, sogar etwas haerter als zuvor. Aber lesen Sie selbst< I>
Zum besseren Verstehen der Geschichte lesen sie zuerst bitte die vorherigen Folgen.< I>
Auch hier muss ich darauf aufmerksam machen, dass auf Grund der Gesetze, dieses Maerchen nur fuer Erwachsene bestimmt ist. Ich freue mich ueber jede Anregung und positive, aber auch kritische Bemerkungen. Ohne die Zustimmung des Autors darf die Geschichte nicht an anderen Stellen veroeffentlicht werden.< I>
9. Die Vaeter< B>< BIG>
Der naechste Morgen verlief in hervorragender Stimmung. Tonis Vati war ausgeruht und in Topform. Toni war auch befreit von allem, was er alles mit sich herumgetragen hatte und war jetzt doch froh, dass er seinem Vati alles erzaehlt hatte. Er war noch etwas bedrueckt, aber jetzt konnte er ja mit seinem Vati ueber alles reden und beim Fruehstueck sagte er: "Vati, was geschieht aber jetzt, wo du alles weisst. Ich muss unbedingt meine Freunde anrufen, wie wir es vereinbart haben. Und meinst du wirklich, dass auch alle meine Freunde und Kameraden Alles ihren Eltern erzaehlen sollen?"
Sein Vati nickte mit dem Kopf und sagte: "Zu dem Toni, was du gestern Abend gemacht hast, gehoert sehr viel Mut. Gerade du haettest doch sogar, noch eher wie deine Freunde, Grund gehabt weiter zu schweigen. Du hattest doch angenommen, dass ich wirklich denken koennte, du waerst ein Dieb. Ich denke, wenn du das deinen Freunden und Kameraden sagst, werden sie auch den Mut haben, um ihren Eltern alles zu erzaehlen."
Doktor Coldek dachte kurz nach, und sagte: "Ich mache dir einen Vorschlag: Du setzt jetzt eure Telefonkette in Gang. Du berichtest von gestern Abend, und machst deinen Freunden Mut. Wenn jetzt noch jemand nicht den Mut hat, oder etwas wissen will, so kann er dich hier anrufen oder kann auch mit mir sprechen. Ich kenne sogar einige Eltern persoenlich und ich denke, wir beide werden das hinbekommen. Sage aber auch, dass die Eltern, die es dann erfahren haben, hier bitte anrufen sollen. Ganz sicher ist fuer dich und deine Kameraden, dass euch nie wieder jemand schlagen wird oder etwas anderes mit euch macht, wie ihr es dort erlebt habt. Dafuer werde ich sorgen!!"
Jetzt stuermte Toni zum Telefon, und genau wie der Plan vorsah, rief er Joerg an und berichtete. Ab diesem Zeitpunkt freute sich die Telefongesellschaft, denn die Gespraeche, die ab jetzt von den Kindern gefuehrt wurden, gingen bis in aller fernste Laender. Jeder Junge machte dem naechsten Mut. Natuerlich war auch Mark in die Telefonkette eingebunden .Nach und nach trafen dann die Rueckmeldungen der Eltern ein. Doktor Coldek konnte nicht nur als Vater, sondern auch als Arzt, erste Ratschlaege an die besorgten Eltern weitergeben.
Aber auch Herr Coldek war eifrig am telefonieren. Er hatte sich schon, seit sie wieder in England waren, darum bemueht, administrative Aufgaben zu bekommen, die er von zu Hause aus erledigen konnte. Er wollte sich mehr um seine kranke Frau, und jetzt natuerlich ganz besonders, um Toni kuemmern.
Als er von seiner Schwester informiert worden war, dass mit Toni etwas "nicht stimmte", hatte er seinen Dienst abgebrochen und seinen Vorgesetzten gesagt, dass er nie mehr fuer laengere Zeit seine Familie verlassen wolle.
Nach den Ereignissen der letzten zwei Tage, hatte er seinen Vorgesetzten mitgeteilt, dass er sich auch nicht, wie vereinbart, nach einer Woche auf das Schiff zurueckbringen liesse, um diese Reise noch zu beenden. Seine Vorgesetzten hatten auch sehr schnell reagiert und somit konnte er heute Mittag seinen Sohn ueberraschen. Er hatte vorher nie darueber gesprochen, er wollte seine Familie nicht enttaeuschen, wenn es nicht klappen, oder noch laengere Zeit dauern wuerde.
Als Toni sein langes Gespraech mit Joerg beendet hatte, fragte ihn sein Vati so ganz nebenbei: "Was wuerdest du davon halten, Toni, wenn ich hier zu Hause arbeiten koennte?" Toni musste erst einmal registrieren was sein Vati gesagt hatte. Dann aber kam ein Freudenschrei ueber seine Lippen und er stuermte auf seinen Vati los. Unglaeubig schaute er ihn dann an: "Ist das wirklich wahr?" "Ja Toni, es ist wahr, ich habe soeben die Bestaetigung bekommen." Toni vollfuehrte einen Freudentanz und war ganz ausser sich. Aber er sollte noch eine Überraschung erleben. Sein Vati hatte nach dem ersten Abend, wo er die Spuren der Misshandlungen entdeckt hatte, auch ein ganz kleines bisschen geschwindelt. Aber in diesem Fall dachte er, musste das sein. Er hatte naemlich schon in der ersten Nacht, mit einigen Vaetern, die er gut kannte, Kontakt aufgenommen und sie standen seitdem staendig in Verbindung.
Er hatte sich sowohl als Vater, aber auch als Mediziner verpflichtet gefuehlt, schnell zu handeln. An den Aussagen von Doktor Coldek zweifelte niemand. Wer Doktor Coldek naeher kannte, und das waren nicht wenige, schaetzte an ihm seine Zuverlaessigkeit. Er war in der Regel auch sehr liebenswuerdig und von daher ueberall beliebt. Es dauerte recht, recht lange und kam selten vor, bis er so richtig, ernsthaft aergerlich wurde, da Doktor Coldek auch ein guter Diplomat war. Aber dann, dass hatten bisher nur wenige kennengelernt, war er unerbittlich und gnadenlos.
Haetten das zu diesem Zeitpunkt einige "Herren" gewusst, haetten sie vermutlich schon weiche Knie bekommen. Tonis Vati hielt normalerweise nicht viel von solchen Spruechen wie: "Auge um Auge, Zahn um Zahn"; aber bei dem, was man seinem Sohn und dessen Kameraden angetan hatte, vergass er sogar etwas seine gute Erziehung.
Einige der Vaeter, die er anrief, hatten auch ploetzlich 'Urlaub' oder 'dienstfrei' bekommen. Aber alle hatten versprochen, keiner wuerde seinen Sohn von sich aus auf die Dinge im Internat ansprechen. Sie hatten eine einheitliche "Strategie" erarbeitet nach der sie vorgehen wuerden.
Es traf sich recht gut, dass sich die Vaeter von Tonis Zimmerfreunden bereit erklaert hatten, in einem kleinen Ausschuss mitzuarbeiten. Da dieser Ausschuss seine Arbeit aufnehmen musste, hatte man sehr schnell eine Loesung gefunden, die auch Toni freute.
Sein Vati fragte ihn: "Waere es jetzt nicht schoen, wenn deine Freunde auch hier waeren?" Toni schaute etwas verdattert; wie sollte das denn gehen, es war doch nicht wie bei einer Tagesschule wo alle aus einem Ort kamen. Seine Freunde waren ueber das ganze Land verteilt. "Das waere schon schoen, aber wie soll das denn gehen?", antwortete er deshalb resigniert. Sein Vati sagte: "Ich denke das Haus ist gross genug und deiner Tante macht es auch nichts aus, und ein ganz kleines bisschen koennt ihr ja auch helfen!", half ihm sein Vati bei seinen Überlegungen.
Toni sah noch andere Probleme: "Aber die Eltern?" Sein Vati winkte ab, "ich denke das werde ich schon regeln!" Als Toni dann endgueltig freudig zustimmte, ging Doktor Coldek wieder in sein Arbeitszimmer. Kurze Zeit spaeter gab er Toni schmunzelnd bekannt, dass er seine Freunde bis zum Abend erwarten koenne.
Ab jetzt herrschte im Haus eine Stimmung, wie kurz vor Weihnachten. Tonis Tante, die sich bisher absichtlich zurueckgehalten hatte, sie wusste natuerlich im Grossen und Ganzen Bescheid, wurde mit einem Mal sehr aktiv. Es wurden Betten hergerichtet, gekocht, gebraten und gebacken was der Herd hergab. Sie und ihr Bruder hatten sich vorgenommen, es den Jungen ganz besonders schoen zu machen.
Ihr Bruder, der das Wirken beobachtete, dachte an seine Frau, sie war auch so. Auch hier hielt er dauernden Kontakt zu den Ärzten und immer wenn sie es erlaubten, was leider nicht oft war, besuchte er sie. Beim naechsten mal durfte, wenn alles glatt ging, sogar Toni mit. Dieser wollte zwar vorher auch immer mit, aber nachdem sein Vati ihm genau erklaert hatte, warum das aus medizinischen Gruenden nicht ging, gab er sich mit Gruessen und der genauen Berichterstattung seines Vatis zufrieden.
Als erster seiner Zimmergenossen traf Joerg ein, der schon von weitem laut rief: "Mensch Toni, du hast aber echt tolle Ideen, wie bist du denn darauf gekommen?" Die zwei umarmten sich und beide hatten glasige Augen, "sind die anderen auch schon da?" fragte Joerg. Toni loeste allmaehlich die Umklammerung und frotzelte: "Also, letzteres zuerst, die anderen sind noch nicht da, wenn wir aber gleich bei dem Kuchen anfangen, dann lass fuer die anderen beiden auch noch was uebrig. Und den ersten Teil deiner Frage beantworte ich am besten, wenn wir alle zusammen sind. Sonst muss ich ja alles drei mal erzaehlen. So, jetzt wollen wir erst mal deine Sachen aus dem Auto holen". Joerg war von seinem Vati gebracht worden, worueber Joerg zwar sehr erstaunt war.
Dieser hatte ihm aber gesagt, dass er sich freue auch mal Tonis Vati wiederzusehen, da sie sich recht gut kannten, aber leider nur selten persoenlich sehen wuerden. Der kraeftige Richter ging dann auch direkt zu Tonis Vater und begruesste ihn herzlich, auch wenn sie sich lieber aus einem angenehmeren Anlass wiedergesehen haetten. Die beiden schauten ihren Soehnen zu und es war ihnen ganz egal, dass sie im Moment gar keine Rolle spielten, und sie noch niemals begruesst worden waren.
Als Toni mit einer Tasche von Joerg zum Haus gehen wollte und er die Beiden sah, fiel ihm ein, dass sie doch wohl in ihrem ersten Begruessungstaumel etwas vergessen hatten. Er stiess Joerg an: "Du ich glaube ich sollte vielleicht mal erst mal deinen Vati begruessen, komm mit dann stelle ich dich auch meinem Vati vor." Toni spuerte sofort die Autoritaet die dieser kraeftige Mann so schon ausstrahlte. Er konnte sich recht gut vorstellen, dass man schon ganz schoene Angst bekam, wenn man als Angeklagter vor ihm stand, und er, in seiner wuerdevollen Richterrobe, ueber einem sass.
Mit etwas gesenkten Koepfen gingen sie auf die zwei, schon im Gespraech vertieften, Maenner zu. Toni als "Gastgeber" hatte die Sache schon wieder im Griff. Er ging auf Herrn Asterby zu und sagte, als er ihm die Hand gab: "Guten Tag Herr Asterby, ich bin Toni Coldek, es tut mir leid, dass ich", er laechelte endlich mal wieder, "bisher vergessen habe, sie zu begruessen!"
Herr Asterby raeusperte sich und versuchte ganz leise zu sprechen, denn schon seine normale Lautstaerke klang immer wie ein Donnergrollen: "Das freut mich, dass ich dich kennenlerne," und das sagte er nicht so dahin, er freute sich tatsaechlich. "Ich denke mal," und er nickte zu Herrn Coldek, "wir sind im Moment auch gar nicht so wichtig." Er zwinkerte Toni zu, "und als Gastgeber kann man doch auch mal etwas vergessen." Toni wandte sich dann an seinen Vati und sagte, mit einem Nicken zu Joerg, "und das Vati ist einer meiner besten Freunde, Joerg!", und auch dieser begruesste jetzt Tonis Vati.
Dieser sagte dann mit einem Blick zu Joergs Vati: "Da wir nun nicht so wichtig sind, koennen wir uns auch in mein Arbeitszimmer zurueckziehen!" Das taten sie dann auch. Toni wusste gar nicht, was er nun zuerst und zuletzt tun sollte. Gerade als sie Joergs Sachen untergebracht hatten, traf Jimmy ein.
Diesmal erinnerte Toni sich an seine "Pflichten" und begruesste, nach einer kurzen Umarmung seines Freundes, erst mal Jimmys Vati, Herrn Markey. Toni wurde fast geblendet von den vielen glitzernden Auszeichnungen auf der Freizeituniform der Armee, und um Herrn Markey ins Gesicht zu schauen, musste er, genau wie bei seinem Vati, den Kopf in den Nacken legen.
Beinahe haette er stramm gestanden aber er wurde so nett begruesst, so dass er seine anfaengliche "Ehrfurcht" vor diesem Mann schnell ablegte. Er fuehrte ihn dann in das Arbeitszimmer seines Vatis und auch dort gab es kraeftiges Haendeschuetteln. Jetzt aber verzog sich Toni ganz schnell wieder zu seinen Freunden. Er hatte auch Jimmy gebeten, solange auf eine Erklaerung zu warten, bis sie alle vier zusammen waren. Jetzt aber wurde erst mal gefuttert und seine Tante sah erfreut, wie die Jungen sich ueber ihren selbstgebackenen Kuchen hermachten.
Zum Glueck hatte sie ja noch einen gebacken, mit dem sie dann die Maenner im Arbeitszimmer versorgte. Kurz vor dem Abendessen traf dann auch endlich Peter ein. Er traf als letzter ein, da sein Vati als Diplomat in Australien, den laengsten Anreiseweg hatte. Wenn Toni jetzt nicht sooo viel zum Denken gehabt haette, waere ihm vielleicht etwas aufgefallen. Von heute Vormittag, wo ihm sein Vati die Mitteilung machte, bis jetzt, konnte Herr Kardik gar nicht so schnell aus Australien gekommen sein. Das war halt die "Diplomatie" seines Vaters. Es waere auch vollkommen egal gewesen, Hauptsache war, dass er mit seinen Freunden zusammen war.
Toni stellte bei der Begruessung fest, dass dieser Mann recht klein und zierlich war, gegenueber den anderen Vaetern, die er heute schon begruesst hatte. Herr Kardik war auch eher ein Mann, der keine aeussere Autoritaet ausstrahlen wollte. Lieber vermittelte er den Eindruck etwas konfus zu sein. Somit konnte er immer sehr viel von seinen Gespraechspartnern in Erfahrung bringen, da man ihn vielleicht nicht ganz so ernst nahm und unterschaetzte. Bei der vielen Aufregung hatte keiner der Jungen registriert, dass "zufaellig", alle ihre Vaeter sie, zu Toni gebracht hatten.
Aber auch wenn ihnen das aufgefallen waere; Eine Erklaerung hierauf bekamen sie von Tonis Vati, als alle acht "Maenner" zum Abendbrot zusammen sassen. Er wandte sich an die Jungen und sagte: "Ihr werdet euch vielleicht etwas wundern, dass eure Vaeter euch hier hin gebracht haben. Aber ich dachte mir, warum denn nur Tonis Freunde einladen? Wir kennen uns auch schon ewig, koennen uns aber leider nur selten sehen. Wir haben sogar eben, da es noch nicht ganz fest stand, nach einigen Telefonaten klarmachen koennen, dass eure Vaeter auch ein paar Tage bleiben. Es wird zwar etwas eng werden, aber es wird schon gehen!"
Die Jungen jubelten, das war ja toll, wo sonst ihre Vaeter so wenig Zeit hatten. Das alles strategisch genau geplant war, erfuhren sie nie. Nach dem Abendbrot zogen sich die Vaeter wieder in das Arbeitszimmer zurueck, da sie sich noch so viel zu "erzaehlen" hatten. Die Jungen halfen Tonis Tante noch schnell beim Abwaschen und als sie dann im Wohnzimmer zusammen waren, sagte Toni:
"Übrigens, wie ihr gehoert habt, ist mein Vati auf die Idee gekommen, euch einzuladen. Ich haette nie im Leben daran gedacht, dass es moeglich ist, dass wir jetzt alle zusammen die Ferien verbringen koennen." Jimmy sagte: "Das ist doch auch vollkommen egal, wer die Idee hatte, ist doch einfach toll das wir zusammen sind."
Die anderen stimmten zu, und jetzt erzaehlten sie sich, wie es gewesen war, alles den Eltern zu erzaehlen. Sie mussten feststellen, dass sie ihre Eltern alle wohl ein bisschen falsch eingeschaetzt hatten. Die hatten ja vielmehr Verstaendnis fuer sie gehabt, als sie geglaubt hatten. Sie bedauerten jetzt, dass sie nicht schon frueher ihren Eltern alles anvertraut hatten.
Aber jetzt war wenigstens alles runter, was ihre kleinen Seelen belastete. Nur die schrecklichen Erinnerungen, die konnten sie nicht loswerden. So wie jetzt, als sie sich wieder alle an die schrecklichen Stunden erinnerten und ihnen allen wieder die Traenen kamen. Genau wie sie es so oft im Internat gemacht hatten, rueckten sie ganz eng zusammen, umklammerten sich und troesteten sich. Aber schon allein das Weinen erleichterte ihre Seelen.
Tonis Tante wollte zwar die Jungen gar nicht stoeren, aber es war schon sehr spaet geworden. Sie machte sich aber erst durch lautes Klopfen an der Tuer bemerkbar, damit die Jungen ihre Gespraeche unterbrechen konnten, und verwies nur auf die Zeit, und das ja morgen auch noch ein Tag waere. Das Quartett hatte gar nicht mitbekommen, dass es schon so spaet war. Jetzt spuerten sie aber auch ihre Muedigkeit und beschlossen ins Bett zu gehen. Auch bei dem anderen Quartett klopfte Tonis Tante um mal zu sehen ob sie vielleicht noch gebraucht wuerde.
Als sie diese Tuer oeffnete, musste sie zuerst mal kraeftig husten, so verqualmt war das Zimmer. Es sah dort so aus, als wenn ein Generalstab einen Krieg vorbereitete. Ganz so schlimm war es nun doch nicht, aber die vier Maenner waren schon damit beschaeftigt einiges generalstabsmaessig vorzubereiten. Sie hatten dabei ganz "vergessen", dass das Zimmer auch ein Fenster hat. Zum Aufmachen des Fensters liessen sie sich gerne ueberreden, aber die "Arbeit" einstellen wollten sie noch nicht. So verliess Herrn Coldeks Schwester das Zimmer, um nach einiger Zeit mit einem kleinen Imbiss wiederzukommen, der auch dankbar angenommen wurde.
Die vier Strategen wollten tagsueber sehr viel mit ihren Soehnen zusammen sein, denn so ein bisschen hatten sie auch ein schlechtes Gewissen. Wie konnte so etwas geschehen, war eine der Fragen, wo sie sich lange mit beschaeftigten. Sie hatten aber doch mit der Unterbringung ihrer Soehne in diesem Internat, nur das Beste gewollt. Es gab nun einmal Situationen, wo halt Vaeter immer laengere Zeit von der Familie fort waren. Sie hatten aber jetzt schon beschlossen dieses zu aendern, denn an dem was geschehen war, konnten sie nichts mehr aendern.
In den naechsten Tagen und Wochen wurden nicht nur von den vier Freunden, sondern auch von den anderen Kameraden, immer weitere Details bekannt. Alle Eltern waren einfach immer da. Sie redeten gar nicht mal auf ihre Soehne ein, aber immer wieder mal hatte eines der Kinder das Beduerfnis, neue Details zu erzaehlen. Es gab zwar, was ganz natuerlich war, noch viele Traenen, was die Jungen aber mehr und mehr befreite. Als die Vaeter immer mehr, detailliert erzaehlt bekamen, was sich im Internat abgespielt hatte, mussten auch sie sich die eine oder andere Traene aus dem Gesicht wischen. Oft ballten sie die Haende zu Faeusten, da so eine unbeschreiblich starke Wut in ihnen aufstieg.
Die Jungen waren nach langer Zeit endlich, wenigstens etwas gluecklich, da immer jemand fuer ihre Sorgen und Noete da war. Es war eine wunderbare Zeit. Keine Schlaege, keine Demuetigungen, kein Missbrauch und dann noch jeden Tag mit den Vaetern etwas unternehmen koennen. Aber den Vaetern schien diese Zeit auch ganz gut zu gefallen. Es gab aber auch lange Naechte, in denen der Ausschuss seine Vorbereitungen traf, zum Beispiel fuer den heutigen Abend.
Sie hatten fuer diesen Abend, in einem zentral gelegenem Ort, eine Versammlung aller Eltern organisiert, bei der auch ein Team von Psychologen anwesend war. Dieses Team sollte zuerst einmal die Eltern dabei unterstuetzen, dass jetzt Aufgedeckte zu verarbeiten. Sie standen ihnen dann, mit Rat und Tat zur Seite, beim weiteren Umgang mit Ihren Soehnen. Spaeter sollte dieses Team den Jungen permanent zur Verfuegung stehen, wobei Wert darauf gelegt wurde, dass sie "nur" immer da waren. Kein Junge sollte oder musste mit ihnen sprechen muessen, sondern nur wenn einer das Beduerfnis hatte, dann sollten sie da sein.
Das Team hatte auch verschiedene Modelle erarbeitet wie es weiter gehen koennte. Einig wurde man sich schnell darueber, die Kinder jetzt nicht auseinander zureissen. Sie sollten weiter im Internat bleiben, wo sie mit anderen Betroffenen zusammen waren. Denn aehnlich wie im Zimmer der vier Freunde, bestanden auch in den anderen Zimmern sehr starke Bindungen, die man nicht zerstoeren wollte. Uneinigkeit bestand sogar in diesem Expertenteam darueber, ob es gut sei, dass die gequaelten Kinder ihre Peiniger noch mal sehen wuerden. Der Ausschuss machte sogar den Vorschlag, dass die Kinder sogar miterleben sollten, wie ihre Peiniger selbst gedemuetigt und bestraft wuerden.
Da ueber solch ein Vorgehen keinerlei Erfahrungen vorlagen, einigte man sich auf einen Versuch, der jederzeit abgebrochen werden konnte. Einig dagegen, waren sich alle Eltern darueber, dass die ganze Angelegenheit "intern geregelt" werden muesste. Nicht aus Scham oder wegen aufkommender Vorwuerfe gegen sie.
Alle waren der Meinung, dass die "normale Gerichtsbarkeit" fuer eine Bestrafung der Taeter nicht ausreichend sei. Sogar Joergs Vater, ja selber einer der obersten Richter des Landes, hatte dieses im Ausschuss gesagt.
Das was geplant war, konnte natuerlich alles nur gemacht werden, da nicht nur die Eltern von Tonis Freunden, sondern alle Eltern, sehr gute Beziehungen hatten, bis hin zu obersten Regierungskreisen. Das "Vaeterquartett", dass dieses erarbeitet hatte, war recht zufrieden mit diesem Abend. Jetzt hatten sie, zur Durchfuehrung ihres Planes, noch eine sehr unangenehme Besprechung vor sich, aber das wuerden sie auch noch meistern.
Diese Besprechung fand eine Woche spaeter statt. Mit ihren weitreichenden Verbindungen und dem diplomatischen Geschick von Peters Vater, hatten sie die sechs Vaeter der jugendlichen Straftaeter zusammengeholt, ohne eine Andeutung machen zu muessen, um was es in Wirklichkeit ging. Sie wussten, dass dieses Gespraech sehr hart werden wuerde, aber es war unvermeidlich.
Auch diese sechs Vaeter hatten sehr hohe Stellungen, wobei die genauen Titel heute keine Rolle spielten, denn wenn "man" unter sich war, verzichtete man auf die Foermlichkeiten in der Anrede. Teilweise kannten sie sich sogar persoenlich, aber vom Namen her, kannten sie sich alle. So trafen dann nach und nach ein:
Herr Shaver, der eine hohe Stellung in der Armee hatte;
Herr Darton, genau wie Peters Vater, Diplomat;
Herr Garroff, Wirtschaftsattache;
Doktor Worrad, hoher Beamter im Wirtschaftsministerium;
Doktor Baxter, ihn wuerde das Ganze wohl am staerksten treffen, denn er war Mitglied der UN - Kommission fuer Menschenrechte;
Herr Watt, Flugzeugtestpilot;
Nachdem dieser elitaere Kreis von Vaetern komplett war, eroeffnete Richter Asterby die "Sitzung". Er erklaerte kurz, wer ausser ihm noch fuer dieses Treffen verantwortlich war. Dann stellte er die Gemeinsamkeit fest, dass jeder einen Sohn in Greygton habe und sagte dann:
"Und um unsere Soehne geht es! Ihre Soehne, meine Herren, sind durchschnittlich ca. 5 Jahre aelter als unsere und sind im Greygton zu Praefekten ernannt worden. Wie sie wohl alle aus eigener Erfahrung wissen, sollen die Praefekten den juengeren Schuelern partnerschaftlich zur Seite stehen, und ihnen mit ihren eigenen Erfahrungen bei dem schwierigen Leben im Internat helfen. Sie sollen aber auch den Juengeren als Vorbild dienen."
Richter Asterby holte noch einmal tief Luft und jedes Wort, was er jetzt sprach, traf die sechs betroffenen Herren wie ein Peitschenschlag: "Ihre Soehne haben aber ihre Stellungen als Praefekten, dazu missbraucht, um die ihnen anvertrauten Schueler zu demuetigen, zu schlagen, wobei ich eher sagen muss, zu foltern, zu erpressen und _s_e_x_uell zu missbrauchen!" Die Angesprochenen konnten das Gesagte zuerst nicht registrieren und starrten den Richter mit verstaendnislosem Blick an. Der Richter ging dann auf Einzelheiten ein, wobei auch er mehrmals schlucken musste. Den drei anderen Vaetern des Ausschusses stiegen wieder die Traenen in die Augen, aber sie schaemten sich nicht dafuer.
Die angesprochenen Herren nutzten eine kurze Pause des Luftholens von Richter Asterby, um schon erste Reaktionen abzugeben, wie: "Irrtum, Missverstaendnis, Luegen, Intrigen und Ähnliches." Aber schon ein lautes Raeuspern von Richter Asterby, dass wie ein Donner durch den Raum schallte, veranlasste sie zur Ruhe und der Richter fuehrte dann weiter aus:
"Meine Herren, ich kann ihr Unverstaendnis begreifen." Er deutete auf die drei Vaeter der gequaelten Kinder und auf sich, und sprach weiter: "Auch wir wuerden, wenn wir in ihrer Lage waeren, nicht anders reagieren. Aber wir kennen uns doch teilweise persoenlich, und da sollten sie wissen, dass wir nicht aus den entferntesten Laendern hierhin kommen, um sie, auch teilweise aus allen Ecken der Welt, hierhin zu bitten, wenn es keine unwiderlegbaren Fakten gaebe. Und hier," und damit nahm er einen zusammengefassten Untersuchungsbericht mit Fotos, den sie erstellt hatten, und legte ihn auf den Tisch, "schauen sie sich das an, und sie werden verstehen."
Natuerlich lagen zwischenzeitlich, zwar noch nicht von allen, weitere Untersuchungsberichte vor. Vorsichtig, als wenn sie sich die Finger verbrennen wuerden, zogen die Angesprochenen den Bericht und die Fotos zu sich heran.
Herr Darton sprang sofort von seinem Stuhl auf, drueckte sich ein Taschentuch vor den Mund und stuerzte aus dem Raum. Auch Herr Worrad hatte beim Betrachten der Fotos Schwierigkeiten mit seinem Abendbrot und suchte die Toiletten auf. Die anderen Herren hatten vielleicht noch nichts gegessen, waren aber auch leichenblass und genauso still, wie in einer Leichenhalle, war es jetzt auch.
Bestuerzt schlug Herr Garroff die Haende vor sein Gesicht, da er diesen Anblick nicht mehr ertragen konnte und schluchzte. Auch die anderen wischten sich verstohlen die eine oder andere Traene aus dem Gesicht, und ganz allmaehlich drangen die Tatsachen bis zu ihren Gehirnen vor. Der erste von ihnen, der ueberhaupt etwas sagen konnte, war Herr Shaver der hervorstiess: "Ich bringe ihn um!"
Nachdem der Richter meinte, dass alle es begriffen hatten, dass ihre Soehne schaendliche Verbrecher waren, versuchte er so verstaendnisvoll, wie es ihm moeglich war, zu den tiefst Betroffenen zu reden:
"Ich verstehe, dass sie bestuerzt sind und ein Ventil brauchen um ihre Wut hinauszulassen. Ich bin aber der Meinung, dass ein ueberstuerztes, unkontrolliertes Handeln nicht der Weg fuer eine geeignete Massnahme ist. Wir haben einen Vorschlag erarbeitet, von dem wir hoffen, dass er auch ihre Zustimmung findet. In der Regel ist es so, dass, wenn jugendliche Straftaeter von einem Gericht verurteilt werden, die Eltern mitbestraft werden. Zum Einen durch die oeffentliche Beschaemung, oder aber auch durch, zum Beispiel Geldbussen die ja auch, in den meisten Faellen, von den Eltern bezahlt werden."
"Wir, und auch die Eltern der anderen gequaelten Kinder, sind der Meinung, dass ihre Soehne zuerst einmal dadurch bestraft werden sollen, dass sie auch das erleiden sollen, was sie den ihnen anvertrauten Kindern angetan haben."
Er erlaeuterte jetzt den Plan den sie erarbeitet hatten, und nach noch weiteren drei Stunden waren die betroffenen Vaeter einverstanden, und in den Plan eingebunden. Das Ganze bedeutete fuer sie leider, dass sie all ihre Kraft aufbieten mussten, um jetzt noch fuer zehn Tage mit ihren Soehnen zusammen zu sein und zu schweigen. Diese 10 Vaeter waren heute Abend in ihrem Kummer ganz dicht zusammengerueckt und verliessen als eine verschworene Gemeinschaft den Ort.
Nach diesem Gespraech hatten auch die drei Gaeste von Herrn Coldek etwas mehr Zeit, um sich ueber alte Zeiten zu unterhalten. Die Erwachsenen stellten auch zufrieden fest, dass ihre Soehne ein ganz kleines bisschen unbeschwerter und ausgeglichener wurden. Natuerlich konnte keiner die Ängste beurteilen, die die Kinder, nachts in den Traeumen oder wenn sie mal allein waren, hatten. Das war auch ein Grund warum man sich entschieden hatte, die Kinder weiter nach Greygton zu schicken. Sie sollten hier, durch das fast staendige Zusammensein mit anderen Kindern, die Moeglichkeit haben, wenigstens etwas von den schlimmen Ereignissen zu vergessen.
Gemeinsam mit der neuen Leitung und neuen Lehrern, sollten sie hier erfahren, dass ein Leben im Internat nicht sofort Angst ausloesen musste, sondern sogar grossen Spass machen konnte. Zudem war auch das Psychologenteam im Greygton, so dass jeder Junge zu jeder Zeit, wenn er das Beduerfnis hatte, diese Unterstuetzung in Anspruch nehmen konnte.
Am Donnerstag, bevor leider die Ferien zu Ende gingen, wurden die vier Jungen noch einmal ueberrascht. Nach dem Abendbrot fragte Richter Asterby, der so eine Art Sprecher des Quartetts war, die Jungen:
"Was wuerdet ihr denn davon halten," und er lachte verschmitzt, "wenn eure Vaeter auch im Internat waeren?" Die Jungen schauten ihn an wie einen Geist. Sie wussten gar nicht was er damit meinte. "Ich sehe schon, ich muss euch das noch etwas erklaeren! Peters Vati waere doch ein recht guter Internatsleiter, und Jimmys Vati ein guter Sportlehrer, ja und Toni dein Vati waere als Arzt fuer eure Gesundheit verantwortlich. Ich werde noch fuer andere Aufgaben gebraucht", fuegte er noch hinzu, und rieb sich bei dieser Vorstellung schon die Haende.
Immer noch konnten die Jungen nicht ganz glauben, was sie da gehoert hatten: "Ist das wirklich wahr, und geht das denn ueberhaupt, das waere ja Spitze," konnte Jimmy als erster eine Frage in dem allgemeinen Gemurmel stellen. Richter Asterby winkte ab, "nun traut ihr euren Vaetern das nicht zu? Es war zwar nicht ganz so einfach das Ministerium zu "ueberzeugen", aber es geht."
"Und eure Vaeter haben ueberlegt, dass sie genug in der Weltgeschichte herumgereist sind und es jetzt auch mal ein bisschen ruhiger angehen lassen wollen." Jetzt brach der Jubel los und die Jungen waren ganz ausser sich. Die Vaeter schmunzelten und als sich ihre Soehne wieder beruhigt hatten, sagte Richter Asterby noch: "Ihr werdet euch aber auch noch an andere neue Lehrer gewoehnen muessen, keiner der Alten wird am Montag mehr dasein. Das Ganze ist aber auch noch mit etwas Arbeit verbunden zu der wir eure Hilfe brauchen. Wir muessen dazu aber morgen schon zum Greygton." Der Richter erklaerte das Vorhaben und die Jungen halfen gerne am naechsten Tag.
Am naechsten Morgen machten sich die Vaeter mit ihren Soehnen auf, und fuhren in Richtung Greygton. Ungefaehr zur selben Zeit bekamen die sechs Praefekten, die dort ihr Unwesen getrieben hatten, einen Anruf der "Schulbehoerde". Eine nette Frauenstimme erklaerte Ihnen, dass der alte Internatsleiter, Herr Deras, ploetzlich schwer erkrankt sei, und auch sehr wahrscheinlich seine Aufgaben nie mehr erfuellen koenne.
Man habe einen neuen Leiter gefunden und dieser haette ausdruecklich darum gebeten, vor dem Wiederbeginn, nach den Ferien, mit ihnen, den Praefekten zu sprechen. Er waere der Meinung das gerade sie als Praefekten, ja so eine Art rechte Hand von ihm seien. Er hoffte, dass sie ihn bei der neuen Aufgabe sicherlich tatkraeftig unterstuetzen wuerden. Das war richtig toll, waren die ersten Gedanken der sechs. Sie wurden bei dem Gespraech noch ein Stueck groesser, und dachten schon sie wuerden zum Ritter geschlagen.
Sie waren natuerlich nicht ganz so begeistert darueber, dass sie schon morgen zu einem "Kleinen Empfang" anreisen sollten, da sie alle am Wochenende noch etwas vorhatten. Aber wenn der neue Leiter ihre Hilfe benoetigte, konnten sie ihn doch nicht im Stich lassen.
Somit strahlten sie nach den Telefonaten und erklaerten ueberall mit Stolz, dass sie dem neuen Internatsleiter helfen muessten, und morgen im Internat empfangen wuerden. Garroff erklaerte sogar, das Ministerium haette angerufen und um seine Hilfe gebeten. Sein Vater, der das hoerte, lachte in sich hinein. Er hatte in den letzten Tagen oft seinen Ekel und die Abscheu, die er vor seinem Sohn hatte, hinunterschlucken muessen. Aber jetzt waren es ja nur noch einige Stunden, wo er seinen Sohn ertragen musste.
Die "Reisegruppe" war schliesslich angekommen und sie betraten dann das Greygton - Internat. Die Jungen waren begeistert bei der "Arbeit" und uebernahmen gerne die Aufgabe, ihre Vaeter durch die einzelnen Raeume zu fuehren. Nur als sie zum Schluss vor dem Praefektenzimmer waren, versagte ihnen die Stimme und Traenen loesten sich aus den Augen. Die Vaeter verstanden sofort, dass ihre Soehne nicht sofort wieder an die Staette ihres Grauens zurueckwollten, daran hatten sie vorher nicht gedacht.
Sie schickten ihre Soehne zu den Autos, damit sie ihr Gepaeck schon holen konnten. Die Vaeter, die dann den bisherigen "Folterraum" betraten, waren zuerst einmal recht erstaunt ueber die Groesse und Ausstattung des "Praefektenaufenthaltsraumes". Sie gerieten aber immer mehr in Erstaunen, obwohl sie ja aus den Berichten ihrer Soehne schon einiges wussten. Herr Kardik, der neue Internatsleiter, fand eine gut gefuellte Bar mit allem Zubehoer und sagte sarkastisch: "Ich glaube hier laesst es sich aushalten, ich denke, ich werde hier morgen nachmittag mit den "Herren Praefekten" mal einen Drink nehmen, aber einen ganz besonderen."
Tonis und Jimmys Vati, der neue "Sportlehrer", standen zuerst erschrocken vor dem Schrank, in dem die Zuechtigungsinstrumente lagen. Aber sie waren inzwischen zu der Ansicht gelangt, dass sie das, was vergangen war, nicht mehr aendern konnten, daher sagte auch Herr Markey ironisch: "Einige neue und bessere Instrumente werden wir aber noch anschaffen muessen. Es soll keiner sagen, wir waeren nicht auf dem neuesten Stand."
Auch die anderen Vaeter lachten, denn sie wussten wie er das meinte. Nachdem jeder von ihnen jetzt einigermassen Bescheid wusste, verliessen sie den bisherigen Ort des Grauens. Sie gingen ins Buero des Direktors um noch weitere Einzelheiten zu besprechen.
Die Jungen hatten gerade ihre Sachen aus den Autos genommen, um diese ins Haus zu bringen, als sie zusammenzuckten. "Hallo Jungen, soll ich euch ein bisschen helfen?", hoerten die vier, so laut hinter sich, als wuerde jemand durch ein Megaphon sprechen. Sie drehten sich erschrocken um und sahen noch recht weit entfernt einen Muskelprotz, der langsam auf sie zu kam. Ängstlich rueckten Sie etwas naeher zusammen und starrten dem Mann entgegen.
Dieser sah, was er mit seiner Stimme und seinem Aussehen "angerichtet" hatte, und fluesterte jetzt, was die Jungen aber auch noch gut verstehen konnten: "Ihr braucht keine Angst haben, ich bin der neue Hausmeister. Mein Name ist Lingston. Herr Kardik hat bestimmt vergessen, euch zu sagen, dass ich auch schon hier bin. Einer von euch muss wohl der Peter sein, der Sohn vom Direktor. Wollt ihr anderen mir denn auch eure Namen verraten?"
Die Jungen atmeten auf, wenn der Mann Peters Vati kannte, dann war das was anderes. Die vier nannten jetzt ihre Namen und gaben dem neuen Hausmeister, immer noch etwas zoegernd, die Hand. Alle dachten dabei: >Wenn der richtig zudrueckt, dann ist meine Hand aber Matsch.< Aber schon bei dieser ersten Beruehrung spuerten sie, dass dieser Muskelberg auch ganz sanft sein konnte. "Na, dann koennen wir ja", sagte Lingston.
Als die Jungen dann sahen, wie Lingston die Koffer und Taschen hochhob, als seien sie leer, blieb ihnen der Mund offen stehen. Puh, was hatten sie sich doch schon abmuehen muessen um die Sachen aus dem Auto zu heben. Lingston stoerte sie in ihren weiteren Überlegungen: "Ihr muesst mir aber noch zeigen, welcher euer Schlafraum ist." Jetzt loesten sich die Jungens aus ihrer Starre und die kleine Kolonne ging in das Haus.
Auf dem Flur trafen sie Peters Vater, der sagte: "Ach, Lingston, sie haben ja schon einige Jungen kennengelernt." An die Jungen gewandt sagte er: "Ich glaube, ich habe vergessen euch von Lingston zu erzaehlen. Weiterhin ist auch schon Kuechenpersonal da, denn essen muessen wir ja schliesslich auch. Dann packt mal alles schoen aus. In einer halben Stunde gibt´s Mittagessen, dann treffen wir uns alle im Speisesaal."
Lingston half den Vieren auch noch beim Auspacken, und schnell hatte er das Vertrauen der Kinder erworben. Schon jetzt merkten die Kinder, dass alles ganz anders wurde. Sie brauchten keine Angst mehr davor zu haben, dass Praefekten kamen und Zimmerchecks durchfuehrten. Irgendetwas hatten die doch immer gefunden.
Es wurde ein lustiges Auspacken, dass sogar von einer Kissenschlacht unterbrochen wurde. Beim Herumtoben versuchten die vier Freunde gemeinsam auch mal Lingston "umzuwerfen", aber sie konnten sich noch so abmuehen, er stand da wie eine Mauer und lachte. Sie vergassen auch total die Zeit zum Essen. Sogar Joerg hatte so einen Spass, dass er mal nicht an Essen dachte.
Nach einer Dreiviertelstunde betrat Herr Kardik das Zimmer, er wollte doch mal nachsehen warum die Jungen nicht zum Essen kamen. Was er sah, freute ihn sehr. Lingston hatte sein Hemd ausgezogen und auf jedem seiner Oberschenkel sassen zwei der Jungen.
Schon fast erfurchtsvoll sahen diese sich die Muskelpakete von Lingston an und befuehlten sie. Herr Kardik sagte: "Jungens, wenn ihr auch mal solche Muskeln haben wollt, dann duerft ihr aber das Essen nicht vergessen." Jetzt merkten sie doch alle, dass sie ganz schoen hungrig waren. Zum Schluss des Essens sagte Herr Kardik zu den Jungen: "Ihr solltet heute Nachmittag in der Naehe bleiben, denn es wartet noch eine Überraschung auf euch." Die Jungen konnten noch so viel betteln, Herr Kardik blieb hart und sagte: "Wenn ich es jetzt schon verrate, ist es ja keine Überraschung mehr."
Sie raetselten zwar noch lange herum, aber keiner konnte sich denken, was das jetzt noch fuer eine Überraschung sein sollte. Aus alter Gewohnheit gingen die Jungen wieder in ihr Versteck. Toni stellte nach einer Weile fest: "Mensch, dann koennen wir ja jetzt auch diese Sachen mit in unser Zimmer nehmen." Jetzt erst schalteten auch die anderen, und Peter sagte: "Obwohl es hier oben doch ganz schoen ist, so gemuetlich und kuschelig." Joerg machte den Vorschlag: "Wir sollten unsere Teddys mit nach unten nehmen, aber dieses Versteck behalten wir."
Da klopfte es leise an der Tuer, und Lingston sagte: "Darf ich herrein kommen?" Die Jungen waren zuerst ganz verdutzt, und Jimmy sagte dann doch etwas verstoert: "Ja, ja!" Lingston trat ein sagte: "Es tut mir leid, dass ich euch stoeren muss, aber der Direktor wartet in seinem Buero mit der Überraschung." Da ihn die Jungen ganz erstaunt ansahen, erklaerte Lingston ihnen:
"Ich habe euer kleines Versteck gefunden, als ich mich hier etwas umgesehen habe. Ich muss ja schliesslich ganz gut ueber meinen Arbeitsplatz informiert sein. Sonst waere ich ein Hausmeister, der das Haus nicht kennt. Und jetzt wo ich euch gesucht habe, da konnte ich mir fast denken, dass das euer Versteck ist. Aber keine Angst, davon erfaehrt niemand etwas." Jetzt waren die Jungen wieder etwas erleichtert.
Sie merkten jetzt, dass sie alle ihre Teddys im Arm hatten und waren doch etwas beschaemt. Peter stellte dann, indem er auf die Teddys zeigte, ganz vorsichtig die Frage an Lingston: "Du wirst das doch nicht allen erzaehlen, damit sie uns auslachen?" Ohne die Frage direkt zu beantworten, sagte er: "Auf eine Minute kommt es nicht drauf an, kommt kurz mit." Die vier folgten ihm, und stellten mit Erstaunen fest, dass er zu einem Zimmer in ihrem Stockwerk ging und dieses aufschloss.
Lingston sagte: "Jetzt wisst ihr wenigstens schon mal, wo ich schlafe. Wenn irgendetwas ist, wo ich euch helfen kann, koennt ihr jederzeit kommen. Und schaut mal da vorne auf dem Bett, ich glaube Peter, damit ist deine Frage von eben auch beantwortet, dass ist naemlich mein Schmuseteddy."
Die Jungen staunten nicht schlecht, so ein grosser Mann und dazu noch so stark, der sich vor niemanden fuerchten musste, hatte einen Teddy zum Schmusen im Bett. "Jetzt solltet ihr aber mal nach der Überraschung schauen." Jimmy sagte noch, mit einem Blick auf seine Freunde: "Ihr seid doch auch einverstanden, dass Lingston dann auch in unser Versteck darf?" Die anderen nickten bejahend. Lingston sagte etwas schmunzelnd: "Das ist sehr nett von euch, aber lange brauchen wir dieses Versteck auch nicht mehr." Die Jungen hatten gar nicht genau hingehoert, denn jetzt waren sie nicht mehr zu halten.
Die Überraschung wartete, und sie spurteten fast olympiareif durch das Haus. Lingston liess es etwas langsamer angehen. Er freute sich, dass die Jungen durch die vielen neuen Eindruecke wenigstens etwas abgelenkt waren. Er wusste auch genau Bescheid, was hier noch vor ein paar Wochen geschehen war. Die Berichte ueber die Geschehnisse las er immer wieder und so manches Mal hatte er geweint.
Als er von Direktor Kardik darueber informiert wurde, und dieser ihm diese ganz "besondere" Stelle angeboten hatte, brauchte er gar nicht zu ueberlegen.
Die Jungen hatten inzwischen das Zimmer von Direktor Kardik regelrecht gestuermt. Ganz ausser Atem standen sie jetzt da und schauten sich um. Dann sahen sie wieder Herrn Kardik fragend an. Dieser sagte nur: "Geht mal in das Zimmer nebenan!"
Toni war als erster an der Tuer. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft. Was wuerde jetzt passieren? Toni oeffnete die Tuer und sah einen etwa gleialtrigen Jungen, braungebrannt, aber blond wie er selbst, am Fenster des Nebenraumes stehen. Naeher betrachten konnte er den Jungen nicht, denn er bekam von Joerg einen Stoss in den Ruecken und auch Jimmy und Peter schoben ihn zur Seite. Es war nur ein Aufschrei zu hoeren, den Lingston noch im dritten Stockwerk hoeren konnte.
"M a r k!" Dann stuermten die Jungen aufeinander zu, wobei Toni noch in der Tuer stand. Jetzt wusste er Bescheid und wollte die vier auch nicht stoeren. Aber trotz des Begruessungstaumels hatte ihn der andere Junge doch gesehen. Mark winkte Toni heran und sagte: "Dann kannst du doch nur noch Toni sein, komm her, Brieffreunde sind wir ja schon lange. Jetzt sehen wir uns endlich mal." Toni ging auf die Gruppe zu und wurde sofort von allen mit in die Runde genommen. Sie tanzten durch das Zimmer und viele Freudentraenen rannen ueber ihre Gesichter.
Direktor Kardik der alles vom Nebenraum sah, dachte: >Da werde ich nicht gebraucht, ich werde einen Spaziergang machen.< Er wurde auch bestimmt nicht gebraucht. Erst als die Jungen sich allmaehlich beruhigten, begriffen sie ueberhaupt was los war. Jimmy setzte an: "Aber ich denke...", weiter kam er nicht, er war ganz aus der Puste. "Wo kommst du...", auch Joerg konnte nicht mehr. Es dauerte noch eine Weile, bis sie richtig begriffen, dass ihr Freund nicht in Afrika, sondern hier war.
Mark schob seine Freunde auf ein grosses Sofa und beschwerte sich zuerst:"Lange haette ich es hier im Zimmer auch nicht mehr ausgehalten. Mensch, wo ward ihr bloss." Jimmy sagte: "Wir waren oben im Versteck, aber wie.." Mark schnitt ihm das Wort ab: "Also, ganz langsam. Erstens: Als ich von euch den Anruf bekam, dass Toni seinem Vati alles erzaehlt hatte, habe ich auch alles meinem Vati erzaehlt." Er wandte sich an Toni: "Das war ganz grosse Klasse, dass du dir das getraut hast, echt toll."
"Und mein Vati hat gesagt, dass er jetzt endlich wuesste, warum ich immer so traurig war. Er dachte, dass waere nur darum, weil wir nach Afrika gegangen sind. Und dann hat er mir vor einer Woche, oder so, gesagt,..." Mark machte eine bedeutsame Pause: "Dass ihm lieber ist, wenn ich nicht mehr so traurig bin, als sein Posten in Afrika, und das wir schon in einer Woche nach England zurueckkehren, und auch hier bleiben werden."
Einen Moment war es still, aber als die Jungen endlich begriffen, dass ihr Freund wieder bei ihnen blieb, brach noch mal lauter Jubel los. Marks Vater, der draussen mit Direktor Kardik stand, und die den Jubel hoerten, sagte zu diesem: "Ich glaube ich habe die richtige Entscheidung getroffen, vielleicht kann Mark zusammen mit seinen Freunden vergessen, was hier geschehen ist."
Jimmy wollte jetzt wissen: "Warum hast du uns das denn nicht geschrieben, oder hast angerufen? Mark sagte: Och, dass war eine Idee von meinem Vati, und ich fand es auch gut, euch hier zu ueberraschen." Es dauerte noch eine ganze Zeit, bis Joerg wiedermal an praktische Dinge dachte: "Dann wollen wir doch zuerst mal dein Gepaeck holen." Mark sagte: "Steht alles hier." Und schon waren alle unterwegs nach oben. Kurz vor erreichen des dritten Stockwerkes stellte Jimmy etwas traurig fest: "Aber jetzt ist doch auch Toni bei uns im Schlafraum!"
Da kam unerwartete Hilfe von oben, denn Lingston wusste natuerlich ueber den Neuankoemmling Bescheid. Er hatte die Jungen schon im Flur erwartet und sagte: "Ich glaube, dass ist kein Problem. Wie ich das gerade gesehen habe, ist bei euch noch Platz genug fuer ein fuenftes Bett, Schrank, und alles was euer Freund braucht. Kommt mit und wir schauen mal gemeinsam, und ihr sagt mir dann, wo, was stehen soll, und fertig."
Und tatsaechlich, es war wirklich Platz genug. Fuer Lingston, der auch Mark sofort, genau wie die anderen vier, in sein Herz geschlossen hatte, war es auch kein Problem, die Moebel entsprechend hinzustellen, wobei die Jungen wieder seine Kraft bewundern konnten.
Na, dass war ja ein anstrengender Tag fuer die fuenf, und nachmittags und abends gab es noch so viel zu erzaehlen. Herr Kardik, war gerade bei ihnen gewesen und hatte ihnen "Gute Nacht" gesagt, aber hatte nicht gesagt, dass sie ins Bett muessten.
Aber so allmaehlich wurden sie doch muede und beschlossen ins Bett zu gehen. Wie jeden Abend knieten sie sich aber zuerst wieder hin und beteten. Jetzt waren es keine Hilferufe mehr, sondern sie bedankten sich beim lieben Gott, dass er ihnen geholfen hatte, und einfach fuer Alles.
Lingston war nun bestimmt kein Lauscher, aber er wollte einfach noch mal sehen, ob bei seinen neuen Freunden alles in Ordnung war. Als er dann aber das Beten hoerte, blieb er vor der Tuer stehen. Er hoerte gerade noch: "Und beschuetze auch Herrn Lingston, unseren neuen Freund." Da traten sogar diesem grossem, kraftstrotzendem Mann die Traenen in die Augen. Er versuchte nicht, sie zurueckzuhalten und brauchte noch einige Minuten, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
Dann klopfte er, und nach einem "Ja" ging er in das Zimmer. Die Jungen freuten sich riesig, dass auch noch ihr neuer Freund kam, um ihnen "Gute Nacht" zu sagen. Zu jedem kam er ans Bett, strich ihnen ueber den Kopf und zog ihnen die Bettdecke zurecht. >Von euch soll keiner frieren.< dachte er, machte das Licht aus und ging auch ins Bett.
10. Der Neue Direx< B>< BIG>
Beim Fruehstueck, an diesem schoenen Samstag, sassen die fuenf Jungen natuerlich mit Lingston und Direktor Kardik zusammen. Jimmys und Tonis Vater waren am Vortag noch nach Hause gefahren um einige wichtige Dinge zu erledigen. Sie wuerden spaetestens am Montagmorgen, zum Schulanfang wieder zurueck sein. Herr Kardik sagte:
"Wir haben kuenftig ja etwas mehr Platz. Diesen," er wollte den Namen gar nicht mehr aussprechen, "einen Raum, mit dem angrenzendem Buero bei euch oben, brauchen wir ja nicht mehr. Warum sollten wir den Bereich denn nicht weiter nutzen. Ich weiss Jungen, ihr habt ganz schlechte Erinnerungen daran. Aber ihr braucht ja auch noch nicht hineingehen. Was haltet ihr aber davon, wenn ihr die Raeume ganz nach euren Wuenschen gestalten koenntet. Ihr geht halt erst wieder hinein, bis man die Raeume gar nicht mehr wiedererkennt. Das Planen, koennt ihr auch zuerst auf dem Papier machen."
"Das koennte vielleicht fuer euer Stockwerk ein schoener Aufenthaltsraum werden. Der kleine Raum waere vielleicht so ein bisschen zum Ausruhen. Aber ganz wie ihr wollt. Wenn ihr wollt, hilft Lingston euch bei der Planung, und er sorgt dafuer, dass alles so gemacht wird, wie ihr wollt."
Direktor Kardik zwinkerte Lingston zu, denn die beiden hatten schon einige Vorstellungen. Die Jungen waren begeistert davon, zwei Raeume selbst, mit allem Drum und Dran gestalten zu koennen. Schon redeten alle durcheinander und machten schon die ersten Vorschlaege.
Jimmy sagte: "Stop, erinnert euch doch mal, wie gut das diskutieren bei unserer 'Versammlung' vor einigen Wochen ging. Und was das gebracht hat, dass wisst ihr ja nun auch. Wenn wir also wirkliches vernuenftig planen wollen, dann muessen wir uns auch wieder an die damaligen Regeln halten." "Und auch nicht beim Essen so etwas wichtiges besprechen, denn wenn ich esse, kann ich nicht denken.", fuegte Joerg an, und alle lachten.
Herr Kardik und Lingston erklaerten ihnen noch einige Einschraenkungen, die von heute nachmittag bis ungefaehr Sonntagnachmittag gelten wuerden. Sie erklaerten auch nicht den genauen Grund. Die Jungen versprachen sich daran zu halten, denn es war fuer sie nicht wichtig. Fuer sie zaehlte im Moment nur, dass sie 5 zusammen waren.
Herr Kardik musste nun allmaehlich mit seiner eigentlichen Arbeit beginnen und das war nicht wenig, aber er freute sich darauf. Niemand der diesen unscheinbaren, etwas nervoes wirkenden und recht kleinen Mann sah, haette gedacht, dass das der neue Internatsleiter war. Das sollte ja auch niemand. Am Nachmittag, als seine "Gaeste" eintreffen sollten, klebte er einen Zettel an den Eingang, mit dem Hinweis, dass er im Praefektenaufenthaltsraum zu finden sei.
Wie verabredet trafen dann auch die Praefekten im Laufe des Nachmittags ein. Baxter, der als erster eintraf, war, wie die anderen spaeter auch, etwas erstaunt darueber, dass sie in ihrem Aufenthaltsraum empfangen wurden, aber er zuckte mit den Schultern und betrat den Raum.
Direktor Kardik konnte sogar seine Hand, in der er ein Glas Cognac hielt, etwas zum zittern bringen. Umstaendlich erklaerte er dann, dass er der neue Direktor sei, und fuegte an, indem er sich schon "Angstschweiss" von der Stirn wischte: "Es freut mich sehr, dass sie gekommen sind, denn ohne die Unterstuetzung von ihnen und ihren Kollegen, koennte ich dieses schwere Amt bestimmt nicht uebernehmen. Ich hoffe, sie nehmen es mir nicht uebel, wenn ich mich an ihrer Bar bedient habe. Ich bin doch ganz schoen nervoes, und war froh bei meinem Rundgang hier etwas Trinkbares zu finden."
Er sagte das so, als sei es fuer ihn selbstverstaendlich, dass Praefekten eine Bar mit alkoholischen Getraenken im Aufenthaltsraum haetten. Baxter meinte es waere doch selbstverstaendlich, dass er sich bedienen koenne und dachte bei sich: >Mit dem werden wir ja noch besser fertig, wie mit dem alten. Der wird bald auch das machen, was wir wollen<. Auch seine Kollegen waren sehr zufrieden mit dem neuen Chef. Es wurde eine sehr froehliche Runde, bei der sich die Praefekten auch gerne animieren liessen, einiges an Alkohol zu konsumieren.
Bei ihnen entstand schon der Eindruck, als wenn der "Neue" ihnen bald das persoenliche "Du", als Anrede anbieten wuerde. Sie merkten gar nicht, dass ihr neuer "Chef" den Verlauf des Beisammenseins nach seinen Wuenschen steuerte. Der neue Direx hatte sogar seinen Platz mit Bedacht ausgewaehlt. Ohne das seine sechs kuenftigen "Helfer" etwas mitbekamen, versorgte er ein neben ihm stehendes Gewaechs mit reichlich Alkohol.
Die Praefekten dagegen wurden immer redseliger, und freuten sich, dass Direktor Kardik auch schon mit ihnen ueber die Disziplin im Haus sprach. Sie beruhigten den neuen Internatsleiter und erklaerten ihm ausfuehrlich, wie sie bisher fuer Ordnung und Disziplin gesorgt hatten.
Natuerlich erzaehlten sie ihm nichts ueber die Erpressungen, _s_e_x_uellen Missbraeuche und Vergewaltigungen. In ihrer guten Stimmung aber stellten sie ihm sogar die verschiedenen Zuechtigungsinstrumente vor. Da ihr neuer Chef nun ueberhaupt nicht damit umgehen konnte, gaben sie ihm eine kleine Unterrichtsstunde. Direktor Kardik liess sich gerne genauestens unterrichten, denn er konnte ja hier fuer seine bevorstehende Aufgabe sehr viel lernen. Zu spaeter Stunde beschloss man, am anderen Tag weitere "wichtige Dinge" zu besprechen. Herr Kardik war sehr zufrieden, als er zu Bett ging und freute sich schon auf den naechsten Tag.
Die "Stellvertreter des Internatleiters" hatten die anderen Aktivitaeten im Haus gar nicht mitbekommen und auch noch niemanden, ausser ihren Chef, gesehen. Auch die kleinen naechtlichen Aktivitaeten bekamen sie natuerlich nicht mit, denn ihre Gehirne waren ganz schoen vom Alkohol umnebelt.
Die Jungen hatten sich einen ganz tollen Tag gemacht, und in jeder freien Minute war Lingston bei ihnen gewesen. Einige Papierkoerbe waren am Abend schon gefuellt. Alles Planungen fuer ihre neuen Raeume, die sie immer wieder geaendert hatten. Aber sie hatten auch viele andere Dinge unternommen, wo sie bisher waehrend des Internatlebens keine Zeit zu hatten. Und auch an diesem Abend kam ihr neuer, grosser und starker Freund um "Gute Nacht" zu sagen. Herr Kardik hatte ihnen vorher schon gesagt, dass er wegen der "Feier" keine Zeit haette um vorbeizukommen.
Nach dem Fruehstueck an diesem Sonntag erklaerte Direktor Kardik seinen "Stellvertretern": "Ich denke, wir treffen uns in 20 Minuten in meinem Buero." Zwar gut gelaunt, aber mit einigen Nachwehen vom vergangen Tag, gingen die Sechs jetzt direkt in ihren Aufenthaltsraum. Garroff sagte zu seinen Kumpeln: "Am besten ist, wir kippen sofort einen drauf. Bei dem "Neuen" koennen wir auch ruhig zwischendurch oefter mal einen Schluck nehmen. Der hat ja gestern auch ganz schoen zugelangt."
Baxter war derjenige, der eine schreckliche Entdeckung machte: "Was ist das denn", stiess er aus, als er die Tuer der Bar oeffnete. Er war sprachlos, und da er nicht weitersprach gingen auch die anderen zur Bar. "Das gibt's doch nicht," war Shavers Kommentar, als er nur noch Glaeser sah. Garroff versuchte es mit Sachlichkeit: "Wir hatten doch so einen grossen Vorrat, den haben wir doch gestern Abend nicht ganz weggeputzt."
Darton ahnte Schlimmes und war an den Schrank gegangen, in dem sie ihre Zigaretten und aehnliche Dinge aufbewahrten, die ihnen das Leben angenehm gemacht hatten. "Auch, alles weg", war das Einzige was er sagen konnte. Worrad suchte nach weiteren Veraenderungen, oeffnete auch den Schrank, in dem die Zuechtigungsinstrumente lagen, und stiess aus: "Auch weg!"
Garroff hatte schnell eine Erklaerung: "Es soll vielleicht richtig renoviert werden, wird ja auch mal Zeit!" Garroff hatte fast recht, nur etwas anders, wie er sich das vorstellte. Sie gruebelten noch eine ganze Zeit ueber die Gruende, die zu diesen Veraenderungen gefuehrt hatten. Shaver war nicht ganz zufrieden. "Eine Renovierung, dass haette man uns vorher gesagt. Und, die haetten sie auch in den Ferien durchgefuehrt. Wer hat denn eine Erklaerung dafuer, wer heute Nacht hier ausgeraeumt hat. Der Direx, doch wohl nicht mehr". Garroff musste nachfragen: "Wie heisst der eigentlich noch mal?"
"Kardik, ist mein Name!" Alle drehten ihre Koepfe zur Tuer und schauten den neuen Direktor an, der unbemerkt das Zimmer betreten konnte, da sie lautstark diskutiert hatten. Herr Kardik lachte sie an und ging zielstrebig auf den Schreibtisch zu, hinter dem Garroff so gerne getrohnt hatte.
Mit einem Male war der Chef des Hauses total veraendert. Er war jetzt nicht mehr der schusselige, nette und trinkfreudige Herr, wie am gestrigen Tag. Er war jetzt ein selbstsicherer Internatsleiter der mit 6 Schuelern sprach. Auch seine Stimme hatte nichts mehr von dem freundlichen Saeuseln des gestrigen Tages, als er sagte: "Ich hatte euch eben angewiesen, in 20 Minuten in meinem Buero zu sein. Die Zeit ist laengst vorueber. Aber da ihr noch hier oben seid, koennt ihr euch auch sofort umziehen. Ich erwarte euch in 10 Minuten in meinem Buero in eurer kompletten Schulkleidung". Das war mit einer Stimme gesprochen, die keinen Widerspruch zuliess.
Es merkte keiner der Sechs, dass Herr Kardik sie auch mit "Euch" angesprochen hatte. Herr Kardik stand auf und ging hinaus. Er liess sechs dumm aus der Waesche schauende Jugendliche zurueck. Die Angesprochenen schauten sich fragend an. Garroff schluckte, holte tief Luft und sagte: "Was soll das denn?", mehr brachte er nicht heraus.
Baxter redete sich und den anderen ein: "Ein verdammt lustiger Typ, nur die Scherze die er macht, gefallen mir nicht so richtig!" Shaver bekam auch wieder Mut: "Ja wirklich, dass ist kein guter Scherz. Der kann einem aber auch einen richtigen Schreck einjagen." Watt fuegte an: "Und dann noch unsere Bar pluendern. Der hat sich die Bar jetzt wohl in seinem Buero eingerichtet."
Garroff uebernahm wieder das Kommando: "Ich denke mal wir sollten ihm die Freude machen und erst mal tun was er sagt. Dann sehen wir weiter". Aber so ganz sicher waren sie alle nicht, ob das wirklich ein Scherz war. Mit dreiminuetiger Verspaetung betraten sie in ihrer Schuluniform das Buero von Herrn Kardik und pflanzten sich unaufgefordert in eine Sitzgruppe.
Herr Kardik, stand auf, und donnerte mit einer Stimme, die man diesem relativ kleinem Mann gar nicht zugetraut haette:
"Ich habe euch eben als Leiter dieses Internates eine Anweisung gegeben. Wie ich feststelle seid ihr drei Minuten zu spaet. Fuer euch gelten ab sofort genau die Regeln, wie ihr sie fuer eure juengeren Mitschueler aufgestellt und denen eingepruegelt habt. Somit sind euch ja diese Regeln sehr gut bekannt. Ihr habt mich ja auch gestern Abend sehr gut darueber informiert, welche Strafen, Schueler bekommen, die sich nicht an Anweisungen halten. Ich werde diese Strafen grundsaetzlich fuer euch uebernehmen. Da ihr aber aelter seid, werde ich die Strafen nach oben anheben."
Indem Herr Kardik dieses sagte, war er zu einem Schrank gegangen, und hatte 2 Rohrstoecke herausgenommen. Beide sahen schon so furchterregend aus, dass den sechs Angesprochenen der Mund offen stehen blieb. Dann knallte Herr Kardik mit dem zeigefingerdicken sehr langem Exemplar auf das Polster eines Sessels. Es entstand ein schwirrendes Geraeusch als dieser Stock durch die Luft pfiff. Die sechs waeren am liebsten aufgesprungen um fortzulaufen. Durch den Schock, blieben sie aber, "wie angenagelt" auf ihren Plaetzen. Das Auftreffen des Stockes auf das Polster, hatte sich angehoert, als habe man einen Schuss abgefeuert.
Herr Kardik lachte, als er sah, dass alle zusammenzuckten und nahm das zweite, sehr duenne Exemplar. Auch dieses liess er auf das Polster knallen. Dieser Stock machte ein etwas feineres Geraeusch, als er die Luft durchschnitt. Der Aufknall war zwar nicht ganz so laut, dafuer meinten die erschrockenen Verbrecher aber, den Knall doppelt zu hoeren. Wenn sie sonst auch nicht hoeren konnten, hier hatten sie doch richtig hingehoert. Dadurch das der Stock sehr, sehr duenn war, federte er wegen der Flexibilitaet zurueck und knallte noch einmal auf.
Die "Stellvertreter" des Direktors waren total erstarrt und wagten nicht, sich zu ruehren. Direktor Kardik erlaeuterte weiter: "Ich denke, dass unter anderem, diese beiden Exemplare fuer euch richtig sind. Natuerlich werden wir auch auf eure bisherigen Zuechtigungsgeraete zurueckgreifen. Vielleicht habt ihr eben schon festgestellt, dass diese nicht mehr oben in eurem Schrank sind."
Direktor Kardik beobachtete, wie die sechs Suender immer blasser wurden und schon unruhig auf ihren Hinterteilen herumrutschten. Ängstlich schauten sie ihn an, denn an einen Scherz glaubte jetzt keiner mehr. Direktor Kardik setzte sich jetzt hinter seinen Schreibtisch und sagte, jetzt noch recht leise: "Ich habe eben gesagt, dass die Regeln ab sofort gelten." Dann bruellte er wie bei einem Appell: "Also los, hier vor dem Schreibtisch strammstehen."
Shaver erhob sich als erster und bemuehte sich, so stramm zu stehen, wie sie es vor Kurzem noch den Kindern eingepruegelt hatten. Die anderen folgten ihm; Garroff schuettelte zwar unwillig den Kopf, stellte sich aber doch als letzter zu seinen Kollegen. Man konnte eine Stecknadel fallen hoeren, so still war es.
Ihr Chef unterbrach die Stille: "Ihr habt ab sofort nur noch zu sprechen, wenn ihr dazu aufgefordert werdet, ausser, 'ja Herr, nein Herr, danke Herr'. Sonst habt ihr den Finger zu heben, und erst dann zu sprechen, wenn ihr dazu aufgefordert werdet!" Worrad hatte wohl einen Gehoerschaden und sagte: "Aber wir haben..." Niemand erfuhr, was er sagen wollte, denn Herr Kardik schnitt ihm den Satz ab: "Mich interessiert nicht was ihr habt, vielmehr moechte ich jetzt von dir wissen, welche Strafe du, fuer dein Sprechen ohne Aufforderung, fuer angemessen haeltst?"
Mit diesen Worten nahm er den duenneren der beiden Rohrstoecke in die Hand und stand auf. "Worrad vortreten, du hast in spaetestens einer Minute um deine Bestrafung zu bitten. Wenn ich aber nach einer Minute nichts hoere, werde ich die Strafe verdoppeln!" Die Zeit verstrich, ohne das der Suender einen Ton herausbrachte, was Herrn Kardik erst recht freute.
Jetzt sprach er Worrad an: "Also, unerlaubtes Reden sind 5 Schlaege mit diesem guten Stueck", und er deutete auf den Rohrstock, "auf jede Hand natuerlich. Also, Worrad fangen wir mit links an, Hand raus, wie es geht wisst ihr doch." Das war jetzt zuviel fuer die Nerven des jungen Verbrechers und er sagte: "Sie koennen ihre Spielchen mit jemand anderem machen, aber nicht mit uns, wir sind doch schliesslich keine kleinen Kinder, sondern Praefekten dieses Internates", und an seine Freunde gewandt sagte er noch: "Los kommt, dass brauchen wir uns nicht bieten lassen".
Und tatsaechlich marschierten alle zur Tuer. Der neue Internatsleiter blieb ganz ruhig hinter dem Schreibtisch stehen und laechelte, wobei er dachte: >laeuft ja alles nach Plan<. Worrad oeffnete die Tuer und wollte jetzt fluchtartig den Raum verlassen. Aber er fuehlte sich mit einem Male umklammerte, wurde hochgehoben und wieder vor dem Schreibtisch des Leiters abgestellt. Verdutzt drehte er sich um und: "Oohw!" Er meinte ein Riese wuerde hinter ihm stehen. Er musste schon hochsehen um in das grinsende Gesicht zu sehen.
Mit diesem Herrn waren noch sechs andere Herren hereingekommen. Die fuenf Kumpels von Worrad waren so durcheinander, dass sie keine Anstalten mehr machten, den Raum zu verlassen. Jetzt erhob sich Herr Kardik aus seinem Sessel und gab den verbluefften Jugendlichen eine Erklaerung, wobei er zuerst donnerte: "Ist das strammstehen?"
Jetzt war es Garroff der "aus der Reihe tanzen" und fluchtartig den Raum verlassen wollte. Aber einer der sechs Maenner, die hereingekommen waren, musste sich gar nicht mal gross anstrengen, um Garroff wieder auf seinen alten Platz zu stellen. Garroff hatte sich zwar gewehrt, aber der Herr, der hinter ihm stand benoetigte nur zwei Griffe, um ihn zu "besaenftigen". Herr Kardik sagte gelassen: "Worrad, du hattest eben gesagt, ihr waeret ja Praefekten und keine kleinen Kinder. Zieht eure Blazer aus, denn ihr seit nicht wuerdig, diese zu tragen, und dann seid ihr keine Praefekten mehr. Also los!"
Keiner ruehrte sich. Herr Kardik machte ein Handzeichen zu den sechs, gut 20 Jahre alten Maennern, die alle durchtrainiert und in fast allen Disziplinen des Nahkampfes ausgebildet waren. Wo diese Maenner herkamen, und wer sie waren, hat nie jemand erfahren. Diese nahmen jetzt, den jeweils vor ihnen stehenden Halbstarken, mit gekonnten Griffen die Blazer ab.
Keiner der sechs Ex-Praefekten hatte richtig mitbekommen was geschehen war. "So gefallt ihr mir schon etwas besser", stellte Herr Kardik fest, wobei er die Betonung auf "etwas" gelegt hatte. Dann erklaerte er schmunzelnd: "Jetzt moechte ich aber die Herrschaften erst einmal bekannt machen: Ich nenne die Namen, und der jeweilige Herr hebt die Hand. Und den ich von euch nenne, stellt sich zu ihm. Ihr habt naemlich die grosse "Ehre", dass jeder von euch, kuenftig einen eigenen Fagmeister haben wird. Denn das sind die Herren:
Herr Sconnaly fuer Shaver; Herr Matthews fuer Garroff;
Herr Rathson fuer Baxter; Herr Awens fuer Worrad;
Herr Crafton fuer Darton; und Herr Lancer fuer Watt.
Dort an der Tuer", und er deutete auf das Muskelpaket, mit dem Worrad schon Bekanntschaft gemacht hatte, "das ist unser neuer Hausmeister, Herr Lingston.
Jetzt wo wir das geklaert haben, koennen wir, so glaube ich, die Bestrafung endlich ausfuehren. Also los Worrad, hier her, und linke Hand zuerst. Es sind jetzt schon 10 auf jede Hand!" Es hatte zwar recht lange gedauert bis die Ex-Praefekten begriffen hatten, was los war, aber allmaehlich konnten auch ihre vom Alkohol getruebten Gehirnzellen die Zusammenhaenge erkennen.
Worrad drehte sich zu seinem Fagmeister um, aber genau wie die anderen, grinste dieser ihn nur an. Langsam machte er einen Schritt nach vorne, um sich in die Position zu stellen, die ihm der Rohrstock zeigte. Zitternd hob er seinen linken Arm und nach einigen Korrekturen war die Hand auch vorschriftsmaessig ausgestreckt. Herr Kardik holte gewaltig aus und der Stock knallte bei dem Suender mit voller Wucht auf die Handflaeche.
Worrad riss die Hand weg und versuchte alles Moegliche, um den Schmerz zu lindern, aber nichts half: Er konnte die Hand zwischen die Achsel klemmen, ueber seine Hose reiben oder in die Tasche stecken, der fuerchterliche Schmerz blieb. Als er sich die Hand ansah, hatte sich eine dicke Strieme gebildet, die ihm feuerrot entgegen leuchtete. >Nein, nein, nein, nicht noch einmal die Hand hinhalten<, tobte es in seinem Gehirn.
Herr Kardik laechelte ihn bedauernd an und sagte: "Hat das so weh getan, dann werden wir aber in Zukunft viel trainieren muessen." Diesmal hatten alle Jugendlichen, die vor ihm standen, die Bedeutung dieser Worte registriert. Herr Kardik sprach jetzt Garroff an: "Garroff, ich bin so etwas vergesslich. Was habt ihr gestern Abend erzaehlt, was ihr bei solch einer Disziplinlosigkeit gemacht habt?" Garroff war so verwirrt, dass er wahrheitsgemaess antwortete: "Wir haben natuerlich die Strafe verdoppelt."
Im gleichen Augenblick haette er sich ohrfeigen koennen, und Worrad schaute ihn wuetend an. "Sehr schoen, also sind es jetzt schon 20 Schlaege auf jede Hand. Also, Worrad, die linke Hand raus! Sollte dein Fagmeister deine Hand halten muessen, werde ich die Zahl noch einmal verdoppeln. Ach, und wenn du deine Hand schliessen solltest, zaehlt der Schlag nicht. Natuerlich ist auch jeder Schlag deutlich mitzuzaehlen. Aber ich muss das ja gar nicht alles erklaeren, ihr wisst ja viel besser Bescheid. Und nach eurem Unterricht, den ihr mir gestern Abend freundlicherweise erteilt habt, werde ich auch wohl das Zuschlagen richtig machen. Aber ich kann ja auch noch sehr viel ueben; Also los!"
In den Koepfen der sechs Verbrecher arbeitete es jetzt. Krampfhaft suchten sie nach einem Ausweg. Herr Kardik genoss die Situation, wobei man sicher nicht sagen konnte, dass er ein Sadist war. Vor seinen Augen sah er aber immer wieder Szenen ablaufen, wie sie ihm sein Sohn erzaehlt hatte, oder wie es im Bericht von anderen Kindern zu lesen war. Und diese armen Geschoepfe waren alle noch fuenf Jahre juenger, wie diese Verbrecher.
Er schaute den vor ihm Stehenden in die Augen und sagte: "Da es so lange dauert, wirst du jetzt erst einmal schoen darum bitten, dass du auf jede Hand zwanzig Schlaege bekommst." Worrad zuckte schon, durch den Blick getroffen, zusammen und versuchte zu sprechen. Er hatte aber den Eindruck, als sei sein Sprachzentrum gestoert. Er bekam nur ein Kraechzen zustande. Nein das ging nicht, dass durfte nicht sein. Man konnte ihn doch nicht wie einen Schuljungen bestrafen und soweit demuetigen, dass er um die Schlaege, die er jetzt erhalten sollte, bitten musste.
Da er also nicht reagierte, nickte Herr Kardik kurz mit dem Kopf. Sein Fagmeister, Herr Awens, griff seinen Zoegling so, dass er sich nicht mehr ruehren konnte. Dann streckte er ihm, seinen Arm weit aus. Herr Kardik wollte den Ex-Praefekten gerade am ersten Tag klar machen, dass es keine Gnade gab. Genauso, wie die vor ihm Stehenden, auch keine Gnade fuer die Kinder gekannt hatten.
"Das ist fuer den Anfang schon eine ganze nette Rechnung, wir waren also bei 20, da du nicht um deine Strafe bittest, sind es also 40 auf jede Hand. Du streckst die Hand nicht freiwillig hin, somit waeren es schon 80. Aber die letzte Verdoppelung lassen wir doch mal weg und bleiben bei 40, auf jede Hand natuerlich".
Worrad blickte ihn entgeistert an und schrie: "Das koennen sie doch nicht machen, dass ist Folter. Mein Vater ist Beamter im Wirtschaftsministerium. Ich verlange, dass ich ihn anrufen kann." Jetzt wurden auch die anderen aktiv und schrieen in ihrer Angst durcheinander. Sie nannten die Titel ihrer Vaeter, und betonten, wie einflussreich diese seien, und aehnliches.
Die neuen Fagmeister wollten schon eingreifen, aber Herr Kardik winkte ab: "Lassen sie ruhig, ich hoere mir das gerne an." Jetzt meinten die Jugendlichen wieder eine Chance zu haben und Baxter machte sich jetzt zum Wortfuehrer.
Seitdem er eben von Worrad das Wort "Folter" gehoert hatte, war ihm einiges durch den Kopf gegangen, was hilfreich sein koennte. Bei seinen Überlegungen "vergass" er aber, dass das, was er gemacht hatte, auch wohl Folter war, und das noch an Kindern. Über Folter und Menschenrechte hatte ihm sein Vater schon viel erzaehlt, der wuerde ihm helfen.
Deshalb sagte er jetzt: "Ich verlange auch, sofort mit meinem Vater telefonieren zu koennen! Sie wissen anscheinend nicht, dass mein Vater in der UNO-Kommission fuer Menschenrechte arbeitet!"
"Aber selbstverstaendlich duerft ihr eure Vaeter anrufen." Die schon verzweifelten Jugendlichen durften sich auf die angrenzenden Bueros verteilen, und da nur 3 Telefone zur Verfuegung standen, musste immer einer von ihnen warten. Baxter und Garroff blieben im Zimmer von Herrn Kardik. Herrn Kardik war es sogar recht, dass diese Telefonate schon in so einem fruehen Stadium der Angelegenheit gefuehrt wurden.
Baxter hatte sich durchgesetzt, und war in diesem Zimmer zuerst dran. Freundlich fragte Herr Kardik noch: "Sollen wir hinausgehen?" Baxter winkte aergerlich ab: "Das was ich meinem Vater sage, koennen, nein, sollen sogar alle hoeren. Ich werde ihm genau berichten, was hier los ist!" Baxter stiess den Satz aergerlich hervor und sah sich schon als Sieger. Er war wirklich so bloed, dass er ueberhaupt nicht daran dachte, dass er seinem Vater ja wohl eine Erklaerung dafuer abgeben musste, warum er so behandelt wurde.
Dann war die Verbindung hergestellt und Baxter kam nur dazu seinen Namen zu nennen. Dann sah man nur noch, dass er den Hoerer immer weiter vom Ohr weghielt und immer blasser wurde. Ab und zu oeffnete sich sein Mund, aber es kam kein Ton heraus. Seinen Vater hoerte man schon bald im ganzen Raum. Zum Schluss flossen Baxter sogar Traenen aus den Augen und er bettelte weinerlich: "Aber Vati, dass stimmt doch alles gar nicht, du kannst mich doch nicht im Stich lassen, lieber, lieber Vati, bitteeee".
Ein Knacken in der Leitung zeigte an, dass sein Vater aufgelegt hatte. "Nun, wollte dein Vater nicht mit mir sprechen?", fragte Herr Kardik wieder sehr hoeflich. Baxter antwortete nicht, sondern schluchzte nur. Den anderen "Hilferufern" erging es aehnlich wie Baxter. Die Vaeter sagten ihnen ganz klar, dass sie ueber ihre Verbrechen genauestens informiert waren. Alles was jetzt geschehen wuerde, haette ihre Zustimmung. Einige hatten noch angefuegt, dass sie keinen Sohn mehr haetten, und hatten jede weitere Kontaktaufnahme untersagt.
Herr Kardik hielt die Gelegenheit fuer guenstig, um einen Ortswechsel vorzunehmen und die Sechs erst einmal allein zu lassen. Schweigsam, nur von Schluchzern, der jetzt fast alle weinenden Verbrecher unterbrochen, ging jetzt die Gruppe in die Kellerraeume des Hauses. Diese waren inzwischen fuer die neuen Anforderungen eingerichtet worden. Erst als Herr Kardik kurz und knapp erklaerte: "Das hier ist euer kuenftiger Aufenthaltsraum. Ihr habt 15 Minuten zum Informationsaustausch!" wachten die Burschen richtig auf, und sahen sich um.
Oh je, nur ein Schreibtisch, ein paar Tische und Holzstuehle. Direktor Kardik verliess erst einmal den Raum und liess 6 schluchzende, total verwirrte Expraefekten mit ihren neuen Fagmeistern zurueck. Shaver hatte die Situation wohl als erster richtig registriert und auch schon gelernt. Nachdem er brav den Finger erhoben hatte, und die Erlaubnis zum sprechen bekam, fragte er: "Koennen wir vielleicht unsere Zigaretten bekommen?"
Die sechs Fagmeister lachten laut auf und konnten sich kaum wieder einkriegen, und sein Fagmeister, Sconnaly, antwortete: "Aber ihr kleinen Bubis, wollt doch wohl nicht rauchen?" Damit drehten sich die Fagmeister um und liessen die dumm glotzenden Burschen allein. Herr Kardik schnappte draussen frische Luft und die sechs Fagmeister verschwanden, in die extra fuer sie, eingerichteten Raeume.
Die Stimmung im Aufenthaltsraum der Ex-Praefekten war sehr hektisch. "Ich glaube", setzte Worrad an, der sich wieder etwas erholt hatte, "wir sitzen ganz schoen in der Scheisse." Was anderes fiel ihm bei seinem beschraenkten Wortschatz nicht ein. Garroff fragte vorsichtig nach: "Ich denke, auch eure Alten wissen genau Bescheid!" Sie nickten alle und schauten sich ratlos an. Nach 15 Minuten betrat Herr Kardik wieder das Zimmer und setzte sich an den einzigen Schreibtisch, der in dem Raum stand.
Die Verbrecher hatten in der kurzen Zeit verschiedene Dinge beraten, waren aber zu keinem Ergebnis gekommen, genau wie frueher die Schueler, die sie gepeinigt hatten. Herr Kardik hatte sich gesetzt und donnerte dann: "Ich habe das Gefuehl, als ob ihr alle Probleme mit euren Ohren habt. Wo ist die stramme Haltung? Aber ich denke, wenn jeder von euch 12 Stueck mit dem Stock erhalten hat, ist dieser Gehoerschaden behoben. Macht also eine Reihenfolge aus, wenn nicht, bestimme ich sie."
Wie auf ein Stichwort, kam Lingston, der neue Hausmeister zur Tuer herein und stellte sich grinsend davor. Herr Kardik ging zu einem Schrank und holte einen dieser verdammten Rohrstoecke. Durch ihre weltweiten Kontakte hatte das Herrenquartett diese, aus Rattan bestehenden Bestrafungsstoecke, aus Singapur erhalten. Herr Kardik stellte sich auf eine Flaeche, wo ihn nichts behindern konnte und sagte:
"Der erste bitte", keiner ruehrte sich, "gut, du stehst am naechsten, Worrad vortreten, die Regeln kennt ihr ja!" Worrad ging zu der Stelle, die durch den Rohrstock angezeigt war. Er sah keinen Ausweg, holte tief Luft und wollte sich in die tiefe Bueckstellung begeben. Er wurde aber von Herrn Kardik darauf hingewiesen, dass bei ihm Bestrafungen nur auf den nackten Hintern erfolgten. Worrad stand da wie angewurzelt und ruehrte sich nicht.
Erst als der neue Hausmeister seinen ersten Ton heute von sich gab; ein Raeuspern, das sich anhoerte wie ein Lawinenabgang; begann er an seiner Hose zu fummeln. Als er aber nur noch in seinem duennen Slip dastand, konnte er nicht mehr. Zu gross war die Angst vor dem Schmerz, und zu gross die Demuetigung. Jetzt hatte Herr Kardik genug. Sein Kopfnicken brachte den Hausmeister dazu, seinen Platz an der Tuer zu verlassen. In einem Tempo, dass man ihm bei seinem Gewicht gar nicht zugetraut haette, kam er auf Worrad zu, packte ihn und drueckte ihn ueber einen Tisch.
Der "Ärmste" zappelte zwar wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber Lingston hielt ihn mit einer Hand auf dem Tisch fest. Herr Kardik hatte inzwischen einige Gurte aus dem Schrank geholt, und Worrad wurde ueber dem Tisch festgeschnallt. Als er gut verpackt war, liess ihn Lingston los. Er zog ihm jetzt noch den Slip nach unten, mit der Bemerkung an Herrn Kardik: "Bitte sehr!" Die anderen Suender standen fassungslos daneben.
Herr Kardik fragte sueffisant: "Das ist doch richtig so, bei widerspenstigen Schuelern? Es war doch auch so, wer festgeschnallt werden muss, bekommt die doppelte Anzahl!" An den Hausmeister gewandt sagte er, "bleiben sie ruhig hier, es kann ja sein, dass meine Kraft nachlaesst und dann koennen sie weitermachen." Die anderen wurden noch eine Spur blasser. Da es keinen Ausweg gab, hofften sie jetzt, wenigstens frueh an die Reihe zu kommen.
Wenn dem Kardik die Kraft verlassen wuerde, wie er sich ausdrueckte! Gar nicht auszudenken, wenn dann dieser Berg von Muskeln, dazu noch mit dem verflixt langen Stock, zuschlagen wuerde. Alleine so wuerde es schon schmerzhaft sein, aber dann wuerden sie nicht einmal einen Schlag aushalten.
In ihre Überlegungen hinein, hoerten sie das erste Zischen des neuen Instrumentes und dann einen fuerchterlichen Knall. Der Stock war quer auf die Hinterbacken ihres Kumpels gelandet, was diesen veranlasste, einen schon fast unmenschlichen Schrei auszustossen. Sehr zufrieden mit dem Ergebnis, sagte Kardik zum Entsetzen des Jungen: "Das ihr, auch wenn ihr angeschnallt seid, nicht zaehlen muesst, hatte ich nicht gesagt! Das bedeutet, Worrad?" Da keine Antwort kam, folgte ein naechster Schlag, der wieder von einem quiekendem Aufschrei begleitet wurde. Kardik erklaerte in aller Ruhe:
"Ich werde so lange weiterschlagen, ohne dass die Anzahl fuer die Bestrafung berechnet wird, bis ich von dir laut und deutlich darum gebeten werde, die Bestrafung noch einmal zu verdoppeln." Und wieder folgte ein Schlag, und so ging es jetzt im 5-Sekunden-Takt weiter. Noch 5 X zog Herr Kardik den langen Rohrstock mit aller Kraft ueber das Gesaess des Angeschnallten. Dann stuerzte sich Garroff dazwischen und schrie: "Hoeren sie auf!" Garroff wurde aber sofort vom Hausmeister hart gepackt, so dass auch er aufschrie.
Kardik drehte sich nur herum und sagte: "Das macht fuer dich gleich auch 24, und fuer den taetlichen Angriff, noch ueber jeden Oberschenkel 12 mit der Reitgerte." An den Hausmeister gewandt sagte er: "Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, seien sie doch so nett und rufen die Fagmeister dieser boesen Buben!" Worrad hatte durch die Pause ein kleines bisschen Zeit gewonnen. Er wusste, er musste um die Verdoppelung seiner Strafe bitten. Kardik munterte ihn noch mit 2 weiteren Schlaegen auf, da die Bitte nicht richtig formuliert war, aber dann war er zufrieden.
Jetzt war im schon etwas warm geworden und er zog genuesslich langsam seine Jacke aus. So das es Worrad sehen konnte, krempelte er seine Hemdsaermel hoch. Der angeschnallte "Bubi" schrie jetzt schon wie am Spiess. Auf einen Wink von Kardik stopfte ihm der Hausmeister ein Tuch in den Mund. Dann nahm Kardik den vorzueglichen Stock und knallte ihn mit aller Wucht ueber die Hinterbacken von Worrad. Man hoerte nur noch das Geraeusch des Stockes und nach jedem Aufknallen ein Stoehnen.
Inzwischen waren auch die Fagmeister herein gekommen. Zum Entsetzen der anderen 5 Jungen, trug jeder von ihnen einen Rohrstock bei sich. Diese sahen ebenso aus, wie der, den Kardik gerade auf die Hinterbacken von ihrem Mittaeter knallen liess. Jeder der Fagmeister beorderte seinen Zoegling in einen freien Bereich des Raumes. Die 5 Ex-Praefekten folgten auch willig den Anweisungen. Sie waren total demoralisiert, von dem, was mit ihrem Freund geschah.
Aber keiner von ihnen konnte die ersten 12 Schlaege in der tiefen Bueckstellung ueberstehen. Wenn ueberhaupt, dann war es auch schon einige Jahre her, dass sie Bekanntschaft mit dem Rohrstock gemacht hatten. Zum Schluss mussten alle ueber einen Tisch festgebunden werden. Lingston, der Hausmeister, war froh, dass die dafuer vorgesehenen Gurte so gerade noch ausreichten.
Jeder von ihnen hatte am Ende mit den Verdoppelungen und Extraschlaegen um die 50 Schlaege erhalten. Die Striemen waren teilweise aufgeplatzt oder warteten nur noch auf die kleinste Beruehrung, damit sie das Blut freigeben konnten. Bei Garroff blieben sogar noch weitere Schlaege offen. Sein Fagmeister, Matthews, meinte: "Die stellen wir erstmal zurueck, aber keine Angst, du wirst sie schon noch bekommen."
Alle ausser Garroff wurden losgeschnallt, mussten aber, mit heruntergelassenen Hosen, an einer Wand im Zimmer stehen bleiben. Kardik trat jetzt an Garroff heran, und indem er ihm eine Reitgerte vor die Augen hielt, sagte er: "Du hast ja wohl nicht geglaubt, das ich dich vergessen habe! Ich hoere also!" Die Bitte um die Bestrafung kam aber nicht ueber Garroffs Lippen. Kardik erklaerte ihm, dass er es so machen werde, wie bei seinem Kumpel.
Er holte weit aus und die Gerte schlaengelte sich um den Oberschenkel. Die Spitze bohrte sich in die Vorderseite des Schenkels. Garroff war ueberhaupt nicht gut im Hinnehmen von Schmerzen und quiekte auf, wie ein Schwein auf dem Schlachthof in Todesangst. Ein Schwein war er ja auch, nur es war nicht auf dem Schlachthof. Und Todesangst brauchte er auch gar nicht zu haben. Er sollte ja sehr lange das erleben, was er mit Kindern gemacht hatte. Und der Naechste Schlag, und der Naechste, und noch einer zog eine sofort blutende Strieme.
Nach dem Naechsten sagte Garroff brav, die Bitte um Bestrafung auf. Ein Schlag war aber noch zur Korrektur notwendig. Dann konnte Kardik mit der eigentlichen Bestrafung anfangen. Herr Kardik liess sich ueberhaupt nicht von dem Schreien, Betteln, Flehen und Winseln des frueheren "Kings" beeinflussen. Er zog ihm die Gerte mit aller Kraft ueber die Schenkel. Auch das hervortretende Blut hielt ihn nicht davon ab, weiterzumachen, bis jeder Schenkel 12 Schlaege erhalten hatte.
Auch Garroff musste sich dann zu den anderen stellen und hoerte erschrocken, wie der neue Internatsleiter jetzt verbale Schlaege austeilte: "Ich brauche die Scheusslichkeiten die ihr gemacht habt, wohl gar nicht im Einzelnen nennen. Es sind sich alle Verantwortlichen darueber einig, dass ihr zuerst hier im Internat bleibt. Eure persoenlichen Fagmeister habt ihr ja schon kennengelernt. Ihr werdet in einem schon eingerichtetem Zimmer, das euch gleich gezeigt wird, sowohl eure Arbeiten fuer den Schulbereich verrichten und schlafen. Den Fagmeistern habt ihr genauso zu gehorchen, wie allen anderen Personen. Sie haben auch uneingeschraenktes Zuechtigungsrecht!"
Die letzten beiden Worte hatte er sich auf der Zunge zergehen lassen, und dabei die Angst in den Augen der sechs Jungen gesehen. Dann fuhr er fort: "Es wird fuer euch kein Fernsehen, kein Radio oder anderen Aufzeichnungsgeraete geben. Wenn Ihr die aktuellen Nachrichten verfolgen wollt, so koennt ihr das taeglich in der Zeitung, die jeden Vormittag hier fuer euch bereit liegt. Das natuerlich Rauchen und Alkohol verboten sind, ist hoffentlich klar. Ihr werdet weiter eure ganz normalen Unterrichtsklassen besuchen. Ihr werdet von eurem jeweiligen Fagmeister erfahren, welche Arbeiten ihr sonst noch zu machen habt. Da wird einiges auf euch zukommen, aber dazu spaeter mehr."
"Noch zum Tagesablauf: Ihr werdet um 5,ooh morgens geweckt, habt dann zum Fruehsport um 5,15h entweder draussen auf dem Rasen oder in der Sporthalle zu sein, dass wird euch jeweils gesagt. Das geht dann bis 6,30h, ihr habt dann bis 7,00h Zeit zur Koerperpflege, dazu auch gleich mehr. Um 7,ooh koennt ihr fruehstuecken, und bis zum Beginn eures normalen Unterrichts um 8,ooh, werdet ihr jeden morgen die Betten der anderen Schueler machen, natuerlich auch eure eigenen und die eurer Fagmeister".
Herr Kardik sah in die entsetzten Augen der Halbwuechsigen, holte Luft um dann weitere verbale Schuesse abzufeuern: "Das Mittag- und Abendessen werdet ihr genau wie das Fruehstueck, eine halbe Stunde vor den normalen Zeiten einnehmen. Wenn keine Arbeiten, ausserhalb dieses Bereiches hier unten anstehen, habt ihr euch hier oder in eurem Schlafraum aufzuhalten. Die obere Tuer wird immer verschlossen sein. Um 20.00h habt ihr in den Betten zu liegen".
Die sechs Angesprochenen standen da, mit heruntergeklappter Kinnlade und starrten Herrn Kardik an, als sei dieser verrueckt. Aber es ging noch weiter: "Zu dem Bereich Koerperpflege: Im Laufe des morgigen Vormittags wird ein Friseur kommen und euch die Haare schneiden. Eure Fagmeister werden euch gleich mit neuer Bekleidung versorgen. Sowohl ihr selbst, die Kleidung sowie euer Zimmer und dieser Raum, sind immer in einem Tip-Top-Zustand zu halten. Die Schuhe werden jeden Tag poliert, so das ich mich, immer wenn ich euch antreffe, darin spiegeln kann."
"Noch einige grundsaetzliche Dinge: Wer auch nur versucht, das Gelaende zu verlassen, dem ziehe ich die Haut ab, und ich mache, was ich sage. Ihr habt mit den Kindern, der unteren Klassen kein Wort zu reden. Mit euren bisherigen Klassenkameraden koennt ihr sprechen, wenn diese das wollen. Das werde ich morgen frueh, wenn alle da sind auch noch bekannt geben. Sollte wirklich einer von euch versuchen, irgendeinem auch nur irgendetwas zu tun, und wenn es nur ein falscher Blick ist, dem werde ich auch die Haut abziehen, nur wesentlich langsamer."
"Ich glaube jetzt habe ich nur noch einen Punkt. Ihr bekommt keinen Pfennig Geld, wozu auch. Eure Vaeter haben aber darauf bestanden weiterhin euer Taschengeld an die Schule zu ueberweisen. Ich werde damit zuerst einmal euer erpresstes Geld an die Schueler zurueckzahlen und wenn das erfolgt ist, werden wir das Geld fuer die Umgestaltung des Internates nehmen. Ich will euch jetzt aber nicht laenger aufhalten, wenn ich etwas vergessen habe, erfahrt ihr es noch, und alles weitere hoert ihr ueber eure Fagmeister. Ich wuensche dann noch einen schoenen Sonntag. Jetzt muss ich mich aber erst mal durch ein Mittagessen staerken. Wie das fuer euch ablaeuft, erfahrt ihr von euren Fagmeistern. Guten Appetit."
Lingston sagte zuerst einmal seinen Freunden Bescheid, dass jetzt alles geregelt sei, und dass sie jetzt wieder ueberall hingehen koennten. Diese Vorsichtsmassnahme hatten sie nur getroffen, damit Direktor Kardik seine nette Unterhaltung fuehren konnte, und bis die neuen Fagmeister die Ganoven unter Kontrolle hatten. Dann ging er wieder zu seinen ganz besonderen "Freunden".
Fortsetzung folgt