Mirko German


by Hans Jorgens

Mirko sass in T-Shirt und Jeans auf der Couch und wartete auf seinen ersten Hinternvoll seit anderthalb Jahren. Was fuer ein Scheissgefuehl !!! Alles verkrampfte sich in ihm, obwohl er versuchte, cool zu bleiben. Aber das wollte ihm partout nicht gelingen.

Vielleicht wuerde Papa ja diesmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Ja, ganz bestimmt! Schliesslich war Mirko schon dreizehn Jahre alt. Aber Mama hatte drohend gesagt, dass er "diesmal endgueltig reif fuer eine Tracht" waere.

Seine Hoffnung stieg und fiel im Minutentakt. Warum musste ausgerechnet er auch so altmodische Eltern haben? Andererseits kannte er mindestens drei Jungs in seinem Alter, von denen er wusste, dass sie auch schon zu Hause Schlaege bekommen hatten, unter anderem sein bester Freund Tobias und Maximilian von nebenan.

Herzklopfen. Hoeren auf jedes Geraeusch. Sprach sein Vater nicht unten schon mit Mama? Nein, die telefonierte nur mit jemandem.

Wo war eigentlich sein Bruder abgeblieben? Hatte sich wohl mit feinem Gespuer in sein Zimmer verpisst und machte artig Hausaufgaben. Kleiner Scheisser.

Da, jetzt kam ein Auto in den Hof gefahren! Nein, doch nicht.

Warten, warten, warten.

Wuerde es die Haue diesmal wieder mit dem Kochloeffel geben oder doch mit dem Lederguertel? Ganz bestimmt muessten aber die Hosen runter. Das kannte er eigentlich nicht anders. Ein-, zwei Mal, vor langer Zeit, hatte er es nur auf die Unterhose gekriegt. Aber auch das war verdammt unangenehm gewesen.

Einfach gar nicht an den bevorstehenden Hinternvoll denken. Sich ablenken. Aber womit? In der BRAVO lesen? Darauf wuerde er sich jetzt nicht konzentrieren koennen. Vor den PC hocken? Fernsehen? Keine Lust.

Jetzt musste Papa aber wirklich langsam nach Hause kommen.

Da - das Auto fuhr in den Hof! Dieses typische Quietschen beim Bremsen. Das war eindeutig der Wagen von Papa. Die Haustuer klappte zu.

Jetzt wuerde Mama mit ihm reden. In Mirkos Magen schlug irgend jemand Purzelbaeume.

Gleich wuerde es so weit sein. Der erste Hinternvoll seit anderthalb Jahren ...


More stories by Hans Jorgens