xxxx-Marathon 2001. Ich genoss diese besondere Atmosphaere, die so typisch ist fuer grosse Laufveranstaltungen: man kann den Spass am Sport, die Freude an der Bewegung und die Bereitschaft zur Leistung foermlich greifen.
Ich hatte die Halbmarathondistanz hinter mich gebracht. Nachdem ich mich mit reichlich Getraenken, Bananen und Brezeln gestaerkt hatte fuehlte ich mich erholt genug um mir die mehr oder weniger verdiente Dusche zu goennen. Also holte ich meinen Rucksack ab und machte ich mich auf dem Weg zu einem der Umkleideraeume.
Direkt vor mir betrat ein vielleicht dreizehn- oder vierzehnjaehriger Junge die Sammelumkleide, ueberm Arm Klamotten zum Wechseln, um den Hals ein Handtuch. Der Junge ergatterte einen gerade frei werdenden Platz auf einer Holzbank direkt beim Eingang. Mein Blick durchsuchte den Raum. Es wimmelte von Maennern der verschiedensten Altersklassen und roch nach einer Mischung aus Koerperschweis und Duschgel. Rasch war klar, dass es gab keinen weiteren freien Platz mehr gab. Also stellte ich meinen Rucksack einfach nah beim Eingang ab.
Der Junge, der sich vielleicht zwei Meter von mir entfernt niedergelassen hatte schaute mich entschuldigend an, als sei es ihm unangenehm mir den letzten Platz vor der Nase weggeschnappt zu haben. Ich zuckte gleichgueltig mit den Schultern und nickte ihm aufmunternd zu. Er quittierte meine Reaktion mit einem Laecheln und zog sein durchgeschwitztes blaugelbes Singlet ueber den Kopf. Als er sich seiner blauen Laufshorts entledigte, bemerkte ich dass er darunter keine Unterhose trug. Das ist bei einer Sporthose mit integriertem Innenslip auch absolut sinnvoll, aber in Zeiten in denen Jungendliche selbst beim Schwimmen eine zweite Hose unter ihren Badeshorts tragen eher ungewoehnlich. Aber egal. Auch ich trug zwischenzeitlich nur noch meine Laufshorts, und machte mich in den unendlichen Tiefen meines Rucksacks auf die Suche nach meinem Duschgel.
"Sorry, wegen dem Platz." Eine Stimme hinter mir.
Ich warf einen Blick ueber die Schulter. Der Junge hatte sich sein Handtuch um die Hueften geschlungen und war auf dem Weg in die Dusche.
"Kein Grund dich zu entschuldigen, du warst halt vor mir da."
Er nickte mir zu und verschwand um die Ecke.
Irgendwann hatte auch ich es geschafft Duschgel und Handtuch zu finden und mich meiner Hose zu entledigen. Ich schlurfte in meinen Badelatschen Richtung Dusche. Der Gemeinschaftsdusche vorgelagert war ein kleiner Raum mit Waschbecken. Dort haengte ich mein Handtuch an einen freien Hacken, und stellte mich dann in den Durchgang zum Duschraum und wartete, dass eine der Brausen frei wuerde.
Auch der Junge hatte noch keine Brause ergattert. Er stand einen knappen Meter neben mir, mit dem Ruecken an die Wand des Duschraums gelehnt. Irgendetwas an dem Bild das sich mir bot irritierte mich, aber zwei frei werdende Brausen vertrieben den aufflackernden Gedanken, und einen Augenblick spaeter stand ich unter dem warmen Wasser.
Der Junge stellte sich unter die Brause neben mir. Nachdem ich ordentlich nass war trat ich einen Schritt zurueck und seifte mich ein. Der Junge sah mich verstohlen an. Ich bemerkte dass er kein Duschgel dabei hatte, also bot ich ihm meins an.
Er bedankte sich artig. Waehrend er seinen Koerper einseifte, betrachte ich verstohlen die gertenschlanke, athletische Jungengestalt zu meiner Rechten. Der Bursche hatte kein Gramm Fett am Leib, aber er war nicht duerr und schmaechtig, sondern hatte einen bereits erstaunlich durchtrainierten Koerper mit breiten, kraeftigen Schultern. Ich stellte mich wieder unter den Wasserstrahl. Es kamen weitere Laeufer aus der Umkleide, also spuelte ich rasch die Fluessigseife ab und machte den Platz frei. Im Vorraum schnappte ich mir mein Handtuch und begann mich abzutrocknen. Der Junge kam ebenfalls aus dem Duschraum heraus. Wir waren alleine im Vorraum.
"Vielen Dank noch mal", sagte er und hielt mir das Duschgel hin.
"Keine Ursache." Ich hatte keine Hand frei um ihm Packung abzunehmen, deshalb sagte ich "Stell's doch einfach dort auf das Waschbecken."
Der Junge nickte und stellte die Flasche ab.
Er musste an mir vorbei um zu den Handtuechern zu gelangen. Ich trat einen Schritt zurueck, doch er drueckte sich statt dessen an der Wand entlang an mir vorbei. Als er sich schliesslich umdrehte um nach seinem Handtuch zu greifen sah ich es: auf dem Hintern des Jungen waren die Überbleibsel von sauber platzierten Striemen klar erkennbar. Die Bluterguesse, die sich um die Striemen herum gebildet hatten, leuchteten noch in spektakulaeren Farben, auch wenn einige schon eine Tendenz ins gruen-gelbliche hatten. Alles in allem handelte es sich ganz offensichtlich um die Spuren einen gehoerigen Tracht Pruegel, die sicherlich noch keine Woche zuruecklag. Und das Ganze in True Colors!
Das letzte Mal hatte ich so eine so eindrucksvolle Striemenparade vor etwa 15 oder 16 Jahren gesehen. Wie ihr aus meinen anderen Geschichten wisst, waren frueher mein eigener Hintern und die Hinterteile meiner beiden Brueder regelmaessig aehnlich dekoriert gewesen. Und wenn es auch unwahrscheinlich erschien, ich war mir hundertprozentig sicher: auch bei diesem Jungen hier hatte ein biegsamer Rohrstock nachhaltige Erziehungsarbeit geleistet. Schon in meiner Jugend in den Achtzigern waren Rohrstockhiebe ungewoehnlich gewesen, aber im Jahr 2001 solche Spuren zu Gesicht zu bekommen, das hatte ich nicht erwartet.
In diese und aehnliche Gedanken versunken trocknete ich mich weiter ab. Auch der Junge hatte sich inzwischen oberflaechlich trockengelegt und schlang sich rasch sein Handtuch wieder um die Hueften. Er nickte mir noch mal dankend zu, und verliess kurz vor mir den Raum.
In der Umkleide war immer noch der Teufel los. Und so beeilten wir uns, unabhaengig voneinander, mit dem anziehen. Wie es der Zufall so wollte verliessen wir die Umkleide so wie wir sie betreten hatten: Ich direkt hinter dem Jungen. Mein Blick fiel auf den Schriftzug auf dem Ruecken des Trainingsanzugs den er angezogen hat. LG XXX stand da. Ich war platt. Der Leichtatlethikverein meines Wohnortes.
Ich sprach ihn an. "So ein Zufall. Ich bin auch aus xxxx."
Wir kamen ins Gespraech. Er hiess Fabian und nahm gemeinsam mit seinem Vater und seinem juengeren Bruder am Halbmarathon teil. "Ich muss rasch wieder zum Ziel", sagte er. "Paps und Tobi sind bestimmt auch schon fertig, und wir wollten uns dort treffen. Komm doch einfach mit."
Gesagt getan. Ich folge ihm in den Zielbereich. Nach einigem Suchen entdeckte er seinen Vater.
"Paps, hier bin ich." Er ging auf einen schlanken Mann, etwa Mitte dreissig zu, der seinen Arm um einen vielleicht elfjaehrigen Jungen gelegt hatte.
Der Junge reagierte als erstes und rannte seinem aelteren Bruder entgegen. "Ich habs geschafft, Fabi! 2:08:30!!!" Er sprang seinem Bruder um den Hals.
Dieser lachte. "Klasse! Hab ich dir doch gleich gesagt." Er strich dem Jungen durchs Haar. "Ganz, ganz super!"
"War eine unglaublich starke Leistung von Tobi. Ich bin richtig stolz auf ihn." Der Vater war hinzugetreten.
"Und wie lief es bei dir, mein Grosser?"
"1:44:10."
"Wow. Gratulation mein Sohn. Ganz ausgezeichnet. Ich bin stolz auf dich." Der Vater nahm seinen Stammhalter in den Arm und drueckte ihn herzlich.
"Danke, Paps."
Den beiden Jungs stand die Freude ob des Vaters Lob deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich hielt mich derweil dezent im Hintergrund.
"Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen, Maenner" sagte der Vater. "Ich hab dringend eine Dusche noetig, und ihr sicherlich auch."
"Ich hab schon geduscht, Paps", sagte Fabian.
Der Vater runzelte die Stirn.
" Und wie hast du das den vernuenftig hingekriegt? Das Duschgel ist doch bei meinen Sachen."
Fabian drehte sich nach mir um. "Thomas hat mir mit seinem ausgeholfen."
Jetzt war ich am Zug.
"Hallo2, sagte ich. "Ich bin Thomas Mueller. Fabian und ich haben uns in der Umkleide kennen gelernt."
"Und stell dir vor Paps, Thomas wohnt auch in XXX."
Der Vater des Jungen streckt mir die Hand hin. "Danke fuers aushelfen, Thomas. Mein Name ist Markus. Und dieser kleine Held hier ist Tobias, mein Juengster."
"Guten Tag, Herr Mueller", sagte der Junge.
"Einfach Thomas, wenn du nichts dagegen hast."
Der Junge quittierte meine Antwort mit einem verschmitzten Grinsen und einem froehlich-frechen "Das geht schon klar fuer mich. Kannst Tobi zu mir sagen."
Ich lachte. Einen Moment standen wir schweigend beieinander.
"Ich will euch dann nicht laenger aufhalten" sagte ich schliesslich. "Ich wird mal noch ein bisschen umsehen, ehe ich mich auf den Weg zum Zug mache. Vielleicht laeuft man sich in XXX ja mal ueber den Weg."
"Du haelst uns nicht auf" sagte Markus. "Wir treiben uns auch noch eine Zeit hier rum, ehe wir mit dem Zug nach Hause fahren. Wenn du nichts Besseres vorhast, koennen wir uns gemeinsam die Zeit vertreiben. Ich schaetze allerdings, dass ich meinen beiden Sportlern hier nach der Dusche noch eine Runde MCDonalds schulde."
Die Jungs grinsten und nickten.
Damit war es abgemacht. Markus und ich unterhielten uns auf dem Weg in Richtung der Umkleiden, waehrend Tobi seinem grossen Bruder voller Begeisterung von seinem Halbmarathondebuet berichtete. Am Seiteneingang der Europahalle angekommen hielt Tobi einer schwer beladenen Dame hoeflich die Tuer auf.
"Zwei praechtige Burschen hast du da", sagte ich mit einem Seitenblick auf den Jungen. "Und noch dazu mit ausgezeichneten Manieren."
"Na ja, zwei grossartige Burschen sind sie wirklich, aber das mit den Manieren kann ich nicht immer unterschreiben." Er zwinkerte seinen Soehnen zu. "Hin und wieder muss man dem Benehmen doch noch nachhelfen."
Fabian schaute verlegen in eine andere Richtung, waehrend sich Tobi bei den Worten des Vaters gedankenverloren den Hintern massierte.
Ich muesste unwillkuerlich grinsen. "Nun, wenn ich die Geste von Tobi richtig deute, kennst du da durchaus wirksame Methoden."
Das war mir so rausgerutscht. Eine peinliche Stille trat ein. Fabian, lief rot an. Frank schaute mich fragend an, ging aber auf die Bemerkung nicht ein, und so liefen wir einfach weiter.
Wir holten Markus Rucksack bei der Umkleide ab und Vater und juengster Sohn verschwanden Richtung Dusche.
Ich blieb mit Fabian zurueck. Wir standen lange schweigend beieinander. Die lockere Atmosphaere von vorher war verschwunden. Es war wohl an mir zu versuchen das Eis zu brechen.
"Tut mir leid, die bloede Bemerkung von vorhin. Ich wollte dich und Tobi nicht in Verlegenheit bringen."
Fabian tat ueberrascht.
"Na du weisst schon." Ich rieb mir den Hintern, so wie Tobi es vorhin getan hatte.
"Tja", sagte Fabian mit leicht belegter Stimme, "ich hatte befuerchtet, dass jemand was bemerkt."
"Mach dir keine Sorgen. Du hast dich vorhin geschickt verhalten. Mir sind die blauen Flecke erst aufgefallen, als du dein Handtuch geholt hast, und ausser mir hat glaube ich niemand was gesehen."
"Na hoffentlich."
Ich zwinkerte dem Jungem zu. "Mensch, mach dir nix draus. Mein Hintern sah frueher oft genauso aus. So was gehoert doch fuer einen richtigen Jungen zum Erwachsenwerden dazu."
Fabian sah mich ploetzlich wieder interessiert an. "Weisst du ..." Er unterbrach sich selbst. "Oh, da kommen Paps und Tobi schon."
Damit war das Thema erledigt. Wir verbrachten noch gut zwei Stunden beim Lauf, und feuerten noch echte Marathonis beim Zieleinlauf an. Nach einem Essen bei MCDonalds fuhren wir gemeinsam mit dem Zug Richtung Heimat. Am Bahnhof tauschten Markus und ich die Telefonnummern aus. Wir verabredeten uns, am naechsten Wochenende gemeinsam zu trainieren.
Ende Teil 1
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